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Wie kann man Nachhaltigkeit im Finanzsektor fördern?

Hat unser Artikel „Bank auf Nachhaltigkeit“ Sie neugierig auf mehr gemacht? Hier sind die wichtigsten Details.

Die Welt, in der wir leben, wird von der Wirtschaft bestimmt. Auf individueller Ebene sowie auf Unternehmensebene, auf staatlicher Ebene, im Einzelhandel und Energiesektor. Ebenso in der Automobilindustrie, im verarbeitenden Gewerbe und in jeder anderen Branche auch. Gemeinsamer Antrieb, damit all diese Sektoren grundsätzlich funktionieren: die Finanzierung. Dabei ist Finanzwesen ein weit gefasster Begriff, der Aktivitäten im Zusammenhang mit Bankgeschäften, Fremdkapital oder Schulden, Krediten, Versicherungen, Kapitalmärkten, Bargeld und Investitionen beschreibt. Darüber hinaus umfasst das Finanzwesen auch die Überwachung, Schaffung und Untersuchung von Geldverkehr, Bankwesen, Krediten, Investitionen, Vermögenswerten und Verbindlichkeiten, die die Finanzsysteme ausmachen. Finanzinstitute (FI) tragen zunehmend direkt oder indirekt zur Belastung unserer Umwelt und der Ökosysteme bei, auf die wir für unser Überleben angewiesen sind.

Was ist nachhaltige Finanzwirtschaft?

Und mit dem obigen Auftakt bekommen wir nun ein Gefühl dafür, welche unverzichtbare Rolle das Finanzwesen für unsere Nachhaltigkeit spielen wird.

Nachhaltiges Finanzwesen ist nichts anderes als die Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Erwägungen (ESG) bei Investitionsentscheidungen, was zu mehr langfristigen Investitionen in nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten und Projekte führt. Und das aus guten Gründen.

Die Ungewissheit und die drastischen Veränderungen der Klimabedingungen, die Zerstörung von Boden, Luft und Wasser sind die globalen Herausforderungen unserer Zeit. Der langjährige Vorsitzende des zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen, der inzwischen verstorbene Rajendra Pachauri, sagte dazu: „Die Erwärmung des Klimasystems ist unstrittig [...] der größte Teil der durchschnittlichen globalen Erwärmung der letzten 50 Jahre ist sehr wahrscheinlich auf den Anstieg der anthropogenen Treibhausgase zurückzuführen.“ Nun, da die Situation fast am „Point of no Return“ angelangt ist, sind drastische und sofortige Maßnahmen entscheidend, um eine nachhaltige Zukunft für uns alle zu gewährleisten.

Wie Finanzinstitute die Nachhaltigkeit fördern können

Zwei Unternehmer stellen Finanzberechnungen an.

Um die Nachhaltigkeitsparameter im Auge zu behalten, sollte man in der Wertschöpfungskette der Finanzdienstleistungen unterschiedliche Bereiche beachten:

  1. Know Your Customer (KYC) & Due Diligence: Die FI sollten Richtlinien aufstellen, die die Anforderungen an die Bewertung der mit ihren Geschäften verbundenen potenziellen Risiken für Umwelt und Gesellschaft (Environmental and Social, E&S) berücksichtigen. Zum Beispiel: Steht das Geschäft des Kunden in direktem Zusammenhang mit erneuerbaren Energien wie der Herstellung von Solarpaneelen oder einem Kohlekraftwerk? Nehmen Sie Geschäftspartner gründlich unter die Lupe, um Geschäftsbeziehungen mit Firmen zu vermeiden, die nicht ESG-konform sind. Weisen Sie Ihren Kunden entsprechend darauf hin und nutzen Sie diese Gelegenheit, um zielgerichtete Angebote und Produkte anzubieten. Belohnen Sie sie für soziales Engagement und positiven Einfluss. Außerdem ist eine regelmäßige Due-Diligence-Prüfung wichtig, um sicherzustellen, dass sich der Status quo und die ESG-Informationen, die während der Aufnahme der Geschäftsbeziehung bereitgestellt wurden, nicht ändern.
  2. Zahlungen: Zahlungsverläufe sind eine wichtige Informationsquelle für das Engagement einer Organisation in Bezug auf die ESG-Standards. So können beispielsweise Zahlungen an Unternehmen, die Umweltprobleme verursachen, angezeigt und Alternativen für den Wechsel zu ESG-konformen Ressourcen/Firmen aufgezeigt werden. Eine Belohnungsstruktur, die Kunden dazu ermutigt, nachhaltige Ressourcen einzusetzen, ist ebenfalls vorteilhaft.
  3. Risikobewertung: Wer langfristig in ein Unternehmen investiert, benötigt angemessene Informationen darüber, wie sich Unternehmen mit klimabezogenen Risiken umgehen und sich auf eine kohlenstoffärmere Wirtschaft vorbereiten. Daher verlangen Kreditoren und Investoren zunehmend Zugang zu konsistenten, vergleichbaren, klaren und zuverlässigen Risikoinformationen.
  4. Aufbau, Überwachung und verstärkte Nutzung von grünen Ressourcen: Was es bedeutet, im Sinne von nachhaltigem Handeln auch Vorbild zu sein, lässt sich am besten im eigenen Hause demonstrieren. Finanzinstitute sollten Lösungen zur Kontrolle und Überwachung der Luftfeuchtigkeit und der CO2-Konzentration, der Helligkeit in den Räumen, der Einhaltung einer angemessenen Temperatur, einer angemessenen Infrastruktur für die Abfallentsorgung, der Regenwassersammlung und des Wasserrecyclings nutzen. Ebenso sollten sie etwa Sensoren zur Steuerung von Türen und Fenstern einbauen und auf Solarenergie setzen. Mit all diesen Initiativen kommen sie dem Ziel einen Schritt näher, ein nachhaltiges Finanzinstitut zu schaffen.
  5. Angebotene Produkte: Es werden neue Produktrichtlinien benötigt, um das E&S-Risiko und dessen Management zu bewerten. Finanzinstitute sollten damit beginnen, Finanzprodukte zu entwickeln, die die Kriterien für eine nachhaltige Zukunft erfüllen. Dies kann in Form von grünen Anleihen, Sozialanleihen oder Green Trade Finance geschehen.
    Ein Beispiel: Die Schweizer Vermögensverwaltung responsAbility AG, die Swedish International Development Agency (SIDA) und die Danske Bank haben ihre Kräfte gebündelt, um einen neuartigen Social Bond zu lancieren. Über die Sozialanleihe werden 177,5 Mio. US-Dollar an kapitalschwache Unternehmen in Entwicklungsländern fließen. Die Geschäftsmodelle der ausgewählten Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Produkte und Dienstleistungen eine messbar positive soziale Wirkung erzielen. Ein weiteres Beispiel für eine Produktinnovation ist die Green Guarantee Facility der Société Générale. Im Jahr 2021 stellte die Société Générale diese dem spanischen Energieinfrastrukturkonzern Elecnor zur Verfügung und ermöglichte es dem Unternehmen, sie für förderungswürdige Projekte zu nutzen, die der Umwelt zugutekommen und sozialverträglich sind.
  6. Nachhaltigkeitskommunikation: Tue Gutes und rede darüber. Finanzinstitute sollten die Maßnahmen, die sie als verantwortungsbewusste Institution in Bezug auf die ESG ergreifen, schon als zunehmenden Wettbewerbsfaktor veröffentlichen. Um eine nachhaltige Wirtschaft zu unterstützen, hat die niederländische ING Gruppe beispielsweise beschlossen, die Finanzierung neuer Kohlekraftwerke und Kohleminen einzustellen und ihr Kohleportfolio weiter zu reduzieren. Gleichzeitig hat sie Milliarden von Euro in Projekte investiert, die eine grüne Zukunft schaffen, wie zum Beispiel Windparks, Solarenergie und geothermische Stromerzeugung. Aussagekräftige Botschaften zu solchen Initiativen können sich auf andere Finanzinstitute und Branchen auswirken.
  7. Lieferketten- und Handelsfinanzierung (Supply Chain Finance (SCF) und Trade Finance (TF)): SCF und TF weisen eine komplexe Wertschöpfungskette auf, da viele verschiedene Parteien beteiligt sind. Entsprechend wichtig ist es, dass die Banken einen klaren Überblick über die an der gesamten Wertschöpfungskette beteiligten Parteien und die Art ihrer Geschäfte haben, um genügend Einblicke in deren ESG-Verantwortung zu erhalten.
  8. Gewähren Sie Kunden Einblick in Ihren Carbon Footprint: Umweltbewusste Verbraucher achten heute besonders beim Einkaufen auf die Umwelt, allerdings fällt es ihnen oft schwer, den ökologischen Fußabdruck von Produkten, ihren Herstellern und Lieferanten zu verstehen. Denn vielfach haben die Verbraucher nur einen begrenzten Überblick über die Auswirkungen ihrer Einkäufe. Hier können Finanzinstitute ansetzen und den Kunden mehr Einblicke in die Auswirkungen ihrer Ausgabengewohnheiten auf die Umwelt geben (Quelle). So hat beispielsweise das schwedische Unternehmen Doconomy einen kostenlosen, benutzerfreundlichen und mobilen Bankdienst eingeführt, mit dem die Nutzer ihren CO2-Fußabdruck nachverfolgen, verstehen und durch Kohlenstoffkompensation reduzieren können. Ziel des Unternehmens ist es, eine Verhaltensänderung und eine Verringerung des nicht nachhaltigen Verbrauchs und der Kohlenstoffemissionen zu bewirken. Zudem hat Doconomy mit Gemalto zusammengearbeitet, um Kunden eine umweltfreundliche Debitkarte aus einem nachhaltigen Kunststoffersatz anzubieten, die mit einer mobilen App verbunden ist. Darüber können die Nutzerinnen und Nutzer ihren CO2-Fußabdruck bei jedem Einkauf messen.
  9. Corporate Governance: Eine Corporate Governance, die ESG-bezogene Risiken berücksichtigt und ein Risikomanagement vorsieht, wird dazu beitragen, die Transparenz innerhalb von Organisationen zu erhöhen.
  10. Nutzung digitaler Technologien für ein nachhaltiges Finanzwesen: Digitale Technologien können kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) aber auch Bürgerinnen und Bürgern als Investoren wichtige Lösungen für den Übergang zu mehr Nachhaltigkeit bieten. Einen solchen Schritt geht etwa die Europäische Kommission, die KMU bei der Nutzung digitaler, nachhaltiger Finanzinstrumente unterstützt, um das Verständnis von Kleinanleger für die Auswirkungen von Finanzprodukten auf die Nachhaltigkeit zu stärken (Quelle: Strategy for Financing the Transition to a Sustainable Economy; COMMUNICATION FROM THE COMMISSION TO THE EUROPEAN PARLIAMENT). Der Climate Delegated Act zur EU-Taxonomie legt so bereits technische Prüfkriterien für Rechenzentren und digitale Lösungen fest, die wesentlich zu den EU-Zielen nachhaltiger Wirtschaftstätigkeiten beitragen. Zugleich soll die Verordnung die Entwicklung nachhaltiger digitaler Lösungen wie etwa die Nutzung nachhaltiger Krypto-Assets weiter vorantreiben (Quelle).
  11. Erhöhung des Versicherungsschutzes: Das Finanzsystem kann Wirtschaft und Gesellschaft besser vor bestimmten klimabedingten Risiken und der Gefahr von Naturkatastrophen schützen. Die EU-Kommission wird einen Klimaresilienz-Dialog zwischen Versicherern, Rückversicherern, Behörden und anderen Stakeholdern initiieren, um Best Practices auszutauschen und Wege zu finden, der Klimaschutzlücke entweder durch Empfehlungen oder ein freiwilliges Commitment eindeutig Rechnung zu tragen.
  12. Verbesserung der Transparenz von Kreditratings und Ratingausblicken: Dies kann durch die Einbeziehung der relevanten ESG-Faktoren in Ratings und Kreditausblicke erreicht werden, wobei gleichzeitig die methodische Transparenz gewährleistet wird.
  13. Integration von ESG-Aspekten in die Entscheidungsprozesse in den Bereichen Underwriting, Risikomanagement und -überwachung sowie Kapitaladäquanz, einschließlich Forschung, Modellen, Analysen, Tools und Metriken.

Damit wird klar: Ohne eine echte Nachhaltigkeitspolitik und -governance wird es für Finanzinstitute schwierig, eine nachhaltige Perspektive aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Nachhaltigkeit sollte nicht allein zu einem obligatorischen Absatz im CSR-Jahresbericht werden, in dem zwar eine Absicht, aber keine klaren Maßnahmen geschildert werden. Denn längst sind Umwelt- und Klimaschutz auf höchster Ebene verankert und verfolgen einen viel umfassenderen substantiellen Zweck erhalten, für den das Pariser Klimaabkommen ein Beispiel ist.

Dieses Abkommen umfasst insbesondere die Verpflichtung, Finanzströme in Richtung einer kohlenstoffarmen und klimaresistenten Entwicklung zu lenken. Eine andere Möglichkeit, dies zu betrachten, sind zwei gegensätzliche Bewertungen, die von der Finanzinitiative des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEPFI) durchgeführt wurden:

  • Erstens, die negativen Auswirkungen: Konservative Schätzungen gehen davon aus, dass ein ungebremster Klimawandel zu globalen Kosten führt, die dem Verlust von 5 bis 20 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) pro Jahr entsprechen, jetzt und für immer.
  • Zweitens: die Chancen, die uns eine klimagerechte Finanzstromsteuerung eröffnet. Der Übergang zu kohlenstoffarmen und weitestgehend klimaneutralen Volkswirtschaften erfordert zusätzliche Investitionen in der Größenordnung von mindestens 60 Billionen US-Dollar von heute bis zum Jahr 2050; und diese Investitionen erfordern Finanzierungen, die zum Teil von Finanzinstituten bereitgestellt werden müssen: 35 Billionen US-Dollar, um das weltweite Energiesystem durch erneuerbare Energien und Energieeffizienz zu dekarbonisieren; weitere 15 Billionen US-Dollar, um die vom Menschen geschaffenen Infrastrukturen an die sich ändernden meteorologischen Bedingungen anzupassen; und weitere 2 Billionen US-Dollar, um die globale Landnutzung so umzugestalten, dass die wachsende Nachfrage nach Agrarrohstoffen befriedigt und gleichzeitig die Abholzung der Tropenwälder gestoppt werden.

Die Finanzinstitute setzen ihre nachhaltigen Ziele und Verantwortlichkeiten sowohl in ihren internen Abläufen um (in Bezug auf die Art und Weise, wie sie ihre physischen Standorte, ihr Personalressourcen ihre Kosten, ihre Chancen und ihre Risiken verwalten) als auch in ihren Aktivitäten, die sich auf die externen Interaktionen mit ihren Kunden und die Arten von Dienstleistungen, die sie unterstützen, sowie auf die von ihnen bereitgestellten Finanzierungen/Kredite beziehen.

Wer wird dafür bezahlen?

Ein Mann überträgt Daten von Papier in eine Eingabemaske am PC.

Die Europäische Kommission hat im Juli 2021 die Strategie zur Finanzierung des Übergangs zu einer nachhaltigen Wirtschaft vorgestellt. Sie stützt sich auf vier Säulen:

a. Finanzierung des Übergangs der Realwirtschaft zur Nachhaltigkeit: Ein wichtiger Schritt, denn er wird nicht nur die derzeitige Wirtschaft ankurbeln, sondern auch diejenigen finanziell unterstützen, die Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen ergreifen. Die Anerkennung von Tätigkeiten, die sich in der Übergangsphase befinden, wird auch Teil des Taxonomie-Rahmens sein (über den Climate Taxonomy Delegated Act). Dies wird dazu beitragen, die nicht nachhaltigen Tätigkeiten kontrolliert und rechtzeitig einzustellen.

b. Auf dem Weg zu einem integrativeren Rahmen für ein nachhaltiges Finanzwesen: Der Rahmen für ein nachhaltiges Finanzwesen wird inklusiver, wenn die Finanzierungsmöglichkeiten auch Kleinanlegern oder Verbrauchern und KMU angeboten werden. Außerdem kann das Finanzsystem durch eine höhere Versicherungsdeckung die Wirtschaft und die Gesellschaft besser vor bestimmten klimabedingten Risiken und den Folgen von Naturkatastrophen schützen. Die Risikoteilung zwischen öffentlichen und privaten Anlegern kann Marktversagen, das die Finanzierung nachhaltiger Infrastrukturen und eines innovationsgetriebenen Wandels behindert, wirksam bekämpfen.

c. Verbesserung der Widerstandsfähigkeit des Finanzsektors und seines Beitrags zur Nachhaltigkeit: Der doppelte Blick aufs Wesentliche – eine Verbesserung der Finanzberichterstattungsstandards, die Nachhaltigkeitsrisiken angemessen widerspiegeln und gleichzeitige Förderung der Bilanzierung von Naturkapital. Dies kann geschehen, wenn Kreditagenturen ESG-Risiken berücksichtigen, Nachhaltigkeitsrisiken in ihre Risikomanagementsysteme und den aufsichtsrechtlichen Rahmen für Versicherer integrieren, strategische wissenschaftsbasierte Klima- und Nachhaltigkeitsziele annehmen und die Zusammenarbeit zwischen Behörden verbessern.

d. Förderung der globalen Ambition: Festlegung eines hohen Anspruchs bei der Entwicklung internationaler Initiativen und Standards für nachhaltiges Finanzwesen. Länder mit hohem Einkommen können Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen bei ihren Umstellungsbemühungen unterstützen.


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