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Eine Ärztin hält ein Tablet in der Hand.

Corona-Warn-App: Push für digitales Gesundheitssystem

Die Corona-Warn-App hat den Durchbruch geschafft und treibt Telemedizin und digitale Gesundheitsanwendungen weiter voran.

04. August 2020Magdalena Groneberg

E-Health – gekommen, um zu bleiben

Sprechstunde per Videochat statt in der Praxis, digitale Überwachung von Herzpatienten aus der Ferne und Apps auf Rezept: die Ausbreitung des Coronavirus wird zum Treiber für die digitalisierte Medizin. Was kommt, was bleibt.

Eine Frau sitzt mit einem Kleinkind auf dem Schoß an einem Tisch vor einem Laptop, ein Junge sitzt auf dem Tisch.

Frau Lichtberg sitzt vor dem Laptop und hält den Arm ihres Sohnes in die Kamera. Der Vierjährige hat seit Tagen einen seltsamen Ausschlag, der einfach nicht weggehen will. Auf dem Bildschirm sehen die beiden ihre Kinderärztin. Dr. Blume schaut sich über die Kamera den Ausschlag genau an und stellt die Diagnose. Toms Mutter kann sich am Nachmittag ein Rezept in der Praxis abholen. Dank Videosprechstunde, ohne im Wartezimmer ausharren zu müssen.

Keine technische Innovation hat es bisher geschafft, die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland so zu beschleunigen wie Coronavirus und Covid-19-Pandemie: Aus Angst vor dem Ansteckungsrisiko scheuen viele Patienten plötzlich den gewohnten Gang in die Arztpraxis. Hinzu kam – für einige Wochen – die Option seitens des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), sich mit einer leichten Erkrankung der Atemwege telefonisch krankschreiben zu lassen. Auch viele Ärzte gerieten unter Druck, denn innerhalb weniger Tage ebbte die Zahl der Patienten in der Praxis immer weiter ab. Unter diesem Druck kam die große Stunde einer längst bekannten Anwendung: der Telemedizin.

Sprunghaftes Wachstum bei der Telemedizin

Erst vor kurzem hatten sich die Krankenkassen und die Kassenärztliche Bundesvereinigung auf wichtige Neuerungen geeinigt, die jetzt zum Tragen kommen. Durften Ärzte und Psychotherapeuten maximal 20 Prozent ihrer Behandlungen als Videosprechstunde abrechnen, fällt diese Beschränkung jetzt weg. Für die Ärzte war im März die Zeit gekommen, in die nötige Technik zu investieren. Ihre Software stellen viele Anbieter von Videosprechstunden derzeit sogar kostenfrei zur Verfügung. Und freuen sich über sprunghaftes Wachstum in ganz Europa. Von einer Steigerung der Behandlungszahl um 250 Prozent ist die Rede oder einem Zuwachs auf 50.000 Besucher im Monat. Wie offen die Deutschen plötzlich für eine Videosprechstunde sind, zeigt eine repräsentative Umfrage von Bitkom Research: Mehr als 90 Prozent der im April und Mai 2020 Befragten sprechen sich dafür aus, die digitale Gesundheitsversorgung auszubauen. Mehr ärztliche Beratung per Chat wünschen sich zwei Drittel und ebenso viele, dass Video-Sprechstunden in den Praxen Standard werden.

Ein virtuelles Krankenhaus in NRW

Ein Arzt sitzt an einem Tisch und benutzt ein Tablet.

Sogar ein virtuelles Krankenhaus hat Ende März in Nordrhein-Westfalen eröffnet – etwas früher als geplant wegen des Coronavirus. Bei diesem Projekt stellen die Universitätskliniken Aachen und Münster über Telekonsile anderen Krankenhäusern ihre Expertise bei der Behandlung von Covid-19-Patienten zur Verfügung. Die Zahlen zeigen, dass das Virtuelle Krankenhaus NRW auf einen hohen Bedarf trifft: In der ersten Woche nach dem Start wurden fast 200 Covid-19-Patienten von den Unikliniken Aachen und Münster telemedizinisch mitbetreut. Vereinzelt sind Telekonsile schon im Einsatz, eines der ersten in Deutschland ist das Carus Consilium Telehealth Ostsachsen (CCS), eine Tochter des Uniklinikums Dresden. Seit 2015 überwachen die Ärzte des Krankenhauses über eine technisch offene Plattform ihre Patienten mit Herzinsuffizienz (Herzschwäche) oder Schlaganfall aus der Ferne. Zudem tauschen die behandelnden Ärzte sich digital über die Plattform aus, stehen ihren Patienten auch kurzfristig für Konsultationen zur Verfügung und holen in Echtzeit Zweitmeinungen von Fachärzten ein. Dank der CCS Telehealth Ostsachsen sind auch Patienten aus ländlichen Regionen besser medizinisch versorgt. Und sie können länger in ihrer gewohnten Umgebung bleiben.

Corona-Tracing per App

Ebenfalls wegen Corona schoss das Thema Healthcare-Apps auf die Agenda der Republik. Als Zyklus-Kalender, Diabetikertagebuch oder Blutdruckmessgerät für das Handy fristen die Anwendungen schon länger ein Schattendasein. Aber zu wissen, wer zu welcher Zeit mit einem am Coronavirus Erkrankten Kontakt hatte, ist für viele Menschen aktuell überlebenswichtig. Die Corona-Warn-App von Telekom und SAP, die genau dies per Bluetooth erfasst, wurde unter Hochdruck und den Augen der erstmals geneigten, aber kritischen Öffentlichkeit entwickelt. Und laut Robert-Koch-Institut (RKI) bis Mitte Juli 16,1 Millionen mal heruntergeladen worden. Davon ausgehend, dass alle die Tracing-App nach dem Download auch wirklich nutzen, wären das rund 20 Prozent der Bevölkerung. Im Juni erlebten die ersten Smartphone-Besitzer, dass sie funktioniert: Sie erhielten eine Nachricht, dass sie sich in der Nähe einer Person aufgehalten hatten, die mit Covid-19 infiziert ist.

App auf Rezept

Um die digitale Versorgung in Deutschland voranzubringen, hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erst im Dezember 2019 die gesetzlichen Weichen für die Handy-App auf Rezept gestellt. Mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz können Ärzte und Psychotherapeuten ihren Patienten digitale Anwendungen auf Kosten der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) verschreiben. Sie unterstützen dabei, Krankheiten zu erkennen, zu überwachen, zu behandeln und zu lindern. Die Anwendungen müssen beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ein Zulassungsverfahren erfolgreich durchlaufen. Das Ministerium prüft dabei die Herstellerangaben zu den geforderten Produkteigenschaften von Datenschutz bis zur Benutzerfreundlichkeit. Zudem muss der Hersteller einen positiven Versorgungseffekt nachweisen. Denn die digitale Medizin ist kein schickes Prestigeprojekt der Bundesregierung: Sie soll vor allem helfen, Kosten zu senken angesichts immer mehr älterer und chronisch Kranker und immer teurere medizinischer Innovationen.

E-Health – gekommen, um zu bleiben

E-Health-Anwendungen sind in den Alltag vieler Patienten eingezogen. Experten gehen davon aus, dass sich die Telemedizin in den deutschen Praxen fest etablieren wird. Und die Corona-Warn-App wird die Nutzer voraussichtlich viele Monate lang begleiten. Parallel treibt Jens Spahn die Digitalisierung des Gesundheitssystems zügig voran. Er rollt die Telematikinfrastruktur als Datenautobahn bundesweit aus, um vom Arzt über den Apotheker bis hin zum Krankenhaus alle Beteiligten zu vernetzen. Jeder Bundesbürger kann künftig eine elektronische Patientenakte (ePA) führen, in der alle seine Dokumente gespeichert sind: Befunde, Diagnosen, Therapiemaßnahmen, Behandlungsberichte, Impfungen, elektronische Medikationspläne, elektronische Arztbriefe und Notfalldatensätze. Auch das Rezept gibt es bald nicht mehr auf Papier, sondern als digitale Variante für das Smartphone. Mit der Corona-Warn-App wird in Deutschland vermutlich auf dem überwiegenden Teil der Smartphones die erste E-Health-Anwendung laufen. Vielleicht wird die Corona-App der lang ersehnte Wegbereiter für die digitale Medizin, wenn der Nutzen so deutlich überwiegt.

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Zur Person
Magdalena Groneberg, Marketingverantwortliche für Digital Health

Magdalena Groneberg

Marketingverantwortliche für Digital Health, Deutsche Telekom

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