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Zwei Hände berühren eine Wolke mit dem Zeigefinger.

Die Multi Cloud lebt – gewollt oder ungewollt

Das Thema Multi Cloud wird in manchen Unternehmen zur strategischen Maxime

20. Mai 2020Martin Holzinger

Die Nutzung der Multi Cloud ist weit verbreitet

Die Multi Cloud ist Realität. Rightscale beschäftigt sich in seinem Report „State of the Cloud“ schon seit Jahren mit dem Phänomen von Multi und Hybrid Clouds. 2019 ist in dem Report der Marker für die „Realität“ der Multi Cloud bei 84 Prozent angekommen. Gartner schätzt den Prozentsatz marginal niedriger: Dort wird die Multi-Cloud-Realität mit 81 Prozent gehandelt.

Willkommen in der Multi-Cloud-Welt

Drei Männer in Anzügen, um deren Kopf jeweils eine Wolke schwebt.

Vier von fünf Unternehmen sind also Multi-Cloud-Anwender. Nicht jeder derjenigen, mit denen ich spreche, ist „proud on multi-cloud“. Ohne eine quantitative Studie gemacht zu haben, würde ich die Zahl derjenigen, die beim Thema Multi Cloud euphorisch reagieren, auf 10 Prozent schätzen. 40 Prozent reagieren gelassen, wahlweise fatalistisch. 50 Prozent verziehen das Gesicht, als hätten sie etwas Unangenehmes gegessen.

Die Multi Cloud (oder ihre „kleine Schwester“, die Hybrid Cloud) sind nicht per se gefährlich oder schwer konsumierbar. Aber in der Vergangenheit hat sich die Multi-Cloud-Situation eher ungewollt eingestellt. Fachbereiche, IT-Abteilungen – sie haben die Segnungen der Cloud gar zu gern in Anspruch genommen. Einfache Verfügbarkeit, Bezahlung nach Bedarf, Flexibilität, Skalierbarkeit – anstatt langer Inhouse-Diskussionen und noch längerer Projekte für Einkauf und Bereitstellung von Services. Mit der Folge einer zunehmenden Komplexität im Unternehmen, einer weiteren Unbeherrschbarkeit der IT sowie der Daten, die in den verschiedenen Services generiert und verarbeitet werden. Compliance und Sicherheit goodbye.

Die Multi Cloud entfaltet die Stärken der Cloud

Heute erfährt das Thema Multi Cloud eine Neubewertung und wird in der Folge davon in manchen Unternehmen zur strategischen Maxime. Und das ist definitiv richtig so. Multi Cloud ist ein wirkungsvolles Werkzeug, um für Anwenderunternehmen ein Optimum aus Flexibilität beziehungsweise Agilität, Leistungsfähigkeit, Kosten und Compliance zu finden. Multi Clouds verheißen eine Zukunft, in der der ursprüngliche Traum der Cloud Realität werden könnte. Nämlich Workloads frei und unabhängig von Infrastrukturen oder Plattformen zu verschieben.

Natürlich ist der Gedanke verlockend, beim Gang in die Cloud auf eine Single-Vendor-Strategie zu setzen. Ein zentraler Vorteil liegt auf der Hand: Die Mitarbeiter brauchen nur Skills für den Umgang mit einer (Public) Cloud zu entwickeln und zu pflegen. Aber in der Realität gibt es die „beste Cloud“ nicht. Das beginnt schon beim Sourcing (Private oder Public), geht über die Verfügbarkeit bestimmter Services (IaaS vs. SaaS) und technischer Leistungsparameter bis hin zur Erfüllung von Compliance-Fragen. Oder die generelle Frage: Wie stark will ich mich auf einen Anbieter einlassen? Gehe ich willentlich in einem Vendor-Lock-in – auch auf die Gefahr hin, dass darunter meine Business Continuity leiden könnte? Denn: Auch Public Clouds fallen aus. Selten, aber es passiert.

Typische Einsatzfelder für Multi Cloud

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Damit sind Disaster-Recovery- oder Hochverfügbarkeitsszenarien Topkandidaten für einen Multi-Cloud-Einsatz. Das entspricht dem erprobten redundanten „Spiegel“-Ansatz, mit dem Unternehmen schon seit Jahrzehnten die Verfügbarkeit ihrer Kernsysteme sicherstellen. Aber auch hybride Ansätze, bei denen interne Nutzer auf ein Service-Backend in der Private Cloud zugreifen oder Kunden ein Frontend in der Public Cloud nutzen, sind typische Szenarien, in denen eine Multi-Cloud-Strategie ihre Mehrwerte ausspielen kann.

Multi-Cloud ist Best of Breed

Jede Cloud hat ihre besonderen Stärken. Und das ist gut. Anwenderunternehmen haben im Supermarkt der Clouds die Wahl, welche sie für welches Umfeld und welchen (Teil-)Prozess einsetzen wollen. Vielleicht müssen große Datenmengen kostengünstig langfristig abgelegt werden. Vielleicht braucht ein Prozess eine hohe Lesegeschwindigkeit für viele, kleine Datenmengen. Vielleicht aber zählt die pure maximale Rechenkapazität für schnelle umfangreiche Analysen oder wissenschaftliches High-Performance-Computing. Vielleicht haben bestimmte Daten besondere Sicherheits- oder Compliance-Anforderungen. Oder vielleicht ist der entscheidende Vorteil ein Set von Management-Features, das den Umgang mit der Cloud für Entwickler vereinfacht.

Es lohnt sich, die Stärken jeder einzelnen Cloud zu kennen. Dann können sie auch im Zuge einer Multi-Cloud-Strategie sinnvoll eingesetzt werden. Wer seine Multi-Cloud-Welt aktiv steuern will, sollte Inhouse-Ressourcen für eine solche „Cloud-Kartei“ bereitstellen. Um eine Multi-Cloud-Welt aktiv zu steuern, ist das aber nur der Anfang. Damit der Management-Aufwand nicht in „verzogenen Gesichtern“ endet, braucht es ein Konzept für ein effizientes Multi-Cloud-Management beziehungsweise Governance, damit der Traum der frei verschiebbaren Workloads Realität wird.

Zur Person
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Martin Holzinger

Head of Business Development & International Consulting, T-Systems International GmbH

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