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Ein grünes Netz aus Datenströmen

Wie grün ist Souveränität?

Die Cloud muss nicht nur souverän, sondern auch nachhaltig sein. Erst dann ist sie zukunftssicher

20. Januar 2023Mirjam Wamsteeker

Knocking on the Clouds door

Bei der Cloud schauen europäische Unternehmen immer genauer hin: Sie pochen auf die Souveränität von Daten, Technologie und Betrieb und nehmen dabei das Thema Sicherheit sehr ernst. Gut so. Aber Achtung: Das allein reicht noch nicht. Worauf sollten Unternehmen bei der Auswahl eines zukunftssicheren Cloud Angebots achten? Entscheider müssen Cloud-Services auch auf deren Nachhaltigkeit abklopfen. Nur dann treffen sie eine zukunftssichere Wahl.

Es ist wichtig, dass Unternehmen den Nutzen von digitalen Technologien und Nachhaltigkeitsanforderungen zusammenführen. Doch dazu ist ein umfassendes Rahmenwerk notwendig, das die Komplexität beider Themen sowie des gesamten Ökosystems berücksichtigt und gegeneinander austariert.“

Steffen Roos, Detecon

Souveränität größer denken

Business Mann arbeitet an einem Tablet im Gewächshaus

Ich habe mir vor sieben Jahren ein E-Auto gekauft, fahre längst nicht mehr regelmäßig aus den Niederlanden nach Deutschland ins Büro, sondern erledige viele meiner Aufgaben im Homeoffice. Dennoch bin ich mir bewusst, dass ich in Sachen Nachhaltigkeit noch nachlegen muss. Schließlich lassen Klimawandel und Energiekrise uns keine andere Wahl: Wir alle müssen uns noch viel mehr anstrengen. Es freut mich, dass nicht nur die jungen Leute von Fridays for Future oder die Klimaaktivisten der Letzten Generation genauer hinschauen, was nachhaltiges Leben und Arbeiten ausmacht. Auch das Gros der Unternehmen setzt sich ehrgeizige Klimaziele bis zum Tag X – aus Überzeugung und weil es eine zunehmende Regulierung verlangt. Daher sollten sie nun auch genauer untersuchen, wie nachhaltig die souveränen Cloud-Services, über die derzeit so viele sprechen, erbracht werden. Denn es ist höchste Zeit, den Souveränitätsbegriff zu erweitern.

Nur nachhaltig wird’s auch souverän

Digitale Souveränität bezeichnet erst einmal nichts anderes als selbstbestimmtes Handeln und Entscheiden im digitalen Raum. Mein Kollege Oliver Queck hat in seinem lesenswerten Blogbeitrag „Die Suche nach Souveränität“ aufgedröselt, was man gemeinhin darunter versteht. Geht es um Cloud und Cloudservices, werden in der Regel drei Elemente betrachtet: Datensouveränität, Softwaresouveränität und betriebliche Souveränität. Kein Zweifel, alle drei sind enorm wichtig. Aber erst wenn wir sie mit Nachhaltigkeit kombinieren, können Cloud-Services auch in Zukunft bestehen. Ich halte das für das notwendige vierte Element der Souveränität, weil das der einzige zukunftsorientierte Schritt ist. Souveränität heißt für mich Selbstbestimmung – und da gehört Nachhaltigkeit dazu. Rückt sie in den Hintergrund, dann ist das zu kurz gedacht und rächt sich früher oder später. Jeder Nutzer muss bestimmen können, wie klimafreundlich seine souveränen Cloud-Services erbracht werden.

Nichts bleibt ohne Folgen

Die hohen Energie- und Gaspreise zwingen uns dazu, innovativer zu denken - und die Digitalisierung für mehr Klimaschutz zu nutzen. Allerdings führt die Transformation nicht automatisch zu mehr Nachhaltigkeit. Mit der Digitalisierung explodieren die Datenmengen und damit steigt die Zahl der Rechenzentren, die diese Daten speichern und verarbeiten. Informationstechnik verursacht derzeit beinahe vier Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen. Zum Glück gibt es bei der IT noch Spielraum, um Emissionen zu verringern. Gartner spricht von einem Treibhausgas-Einsparpotenzial von 15 bis 20 Prozent. Unterm Strich ergibt sich also ein klarer Nutzen für das Klima – beispielsweise, wenn wir die Rechenzentren, die die Daten verarbeiten, mit Ökostrom betreiben. Gut, dass es bei der IT noch Spielraum gibt, um Emissionen zu verringern. Eine nachhaltige digitale Industrie, prognostiziert der Digitalverband Bitkom, könnte allein in Deutschland 64 Millionen Tonnen CO2 einsparen.

Digital schneller zum Ziel

Unsere Kunden sprechen das Thema Nachhaltigkeit immer häufiger an. Zunehmend möchten sie mit der Digitalisierung nicht nur effektiver arbeiten oder sich neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen. Sie sehen die Digitalisierung als einen zentralen Enabler, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Etwa, weil VR- und AR-Anwendungen Remote-Assistenz und Fernwartung erlauben und damit die Reisetätigkeit von Technikteams stark reduzieren oder bei der virtuellen Zusammenarbeit für mehr Nähe sorgen. Viele Unternehmen verfolgen mit ihren Cloud-Strategien zugleich mehr Klima- und Umweltschutz: Mit dem Wechsel in die Cloud möchten auch unsere Kunden ihren CO2-Fußabdruck erheblich reduzieren. Denn spätestens bis 2025 zählt der CO2-Fußabdruck zu den wichtigsten Kriterien für die Auswahl der Cloud, schätzen die Analysten von Gartner.

Wie machen wir die souveräne Cloud grün?

Eines ist gewiss: Unternehmen, denen der Umstieg auf klimafreundliche Technologien nicht gelingt, sind künftig nicht mehr wettbewerbsfähig, denn die gesetzlichen Regulierungen werden immer strenger und die Erwartungen von Endkunden und Investoren stetig größer. Wer sich mit der Unterstützung der Cloud zum datengetriebenen Unternehmen entwickeln möchte, braucht eine sichere und nachhaltige Cloud. Cloudanbieter, die es in den nächsten vier bis fünf Jahren nicht schaffen, souveräne und gleichzeitig nachhaltige Services zu bieten, werden bald Geschichte sein. Davon bin ich überzeugt. Ich sehe jedoch auch die Kunden in der Pflicht: Souverän ist eine Entscheidung nur dann, wenn man die energieeffizientesten Services oder Datacenter in Anspruch nimmt. Damit lenken Unternehmen die Digitalisierung automatisch in eine umweltfreundlichere Richtung.

Wo endet Greenwashing?

Studien haben ergeben, dass sehr große Rechenzentren Energie effizienter nutzen als kleine lokale Rechenzentren oder Serverräume. Dennoch müssen auch sie ihre Nachhaltigkeit beweisen: Dazu brauchen wir Richtlinien, was unter nachhaltigen Rechenzentren, Plattformen und Betriebsmodellen zu verstehen ist. Momentan ist viel in Bewegung. Der Green Deal der Europäischen Union sieht Klimaneutralität bis 2050 vor. Die CO2-Bepreisung steigt kontinuierlich, mit der Energie-Effizienzrichtlinie und der Richtlinie für Erneuerbare Energien sowie der Taxonomie-Verordnung fördert die EU klimafreundliche Investitionen. Auch Rechenzentren bleiben davon nicht unberührt: Zahlreiche Initiativen wurden bislang ins Leben gerufen – vom „EU Code of Conduct for Energy Efficiency in Data Centres“ bis hin zum „Pakt für klimaneutrale Rechenzentren“. Der EU-Klimaplan „Fit for 55“ will den CO2-Ausstoß auf dem Kontinent bis 2030 um mindestens 55 Prozent senken und einen Nachhaltigkeitsindex für Rechenzentren entwickeln.

Zertifikate sind nur ein Anfang

Cloud Provider stehen also unter Zugzwang. Das finde ich gut, denn so trennt sich die Spreu vom Weizen. Wer sich mit dem Kauf von Zertifikaten in die Zukunft retten will, hat schon verloren. „Fit for 55“ stellt bereits neue KPIs in Aussicht, zum Beispiel für Energie-/Ressourcenverbrauch pro Rechenleistung. Kunden sollten daher bereits jetzt in Lösungen investieren, die gleichermaßen Souveränität und Nachhaltigkeit versprechen. So vermeiden sie das Risiko, in wenigen Jahren abermals eine teure und zeitaufwendige Cloud-Transformation anpacken zu müssen und verbessern mit der Hilfe ihrer IT den ökologischen Fußabdruck des Unternehmens.

Auf dem Weg zu Netto-Null

Souveränität allein zieht nicht mehr. Längst trimmen Provider ihre Rechenzentren daher auf mehr Nachhaltigkeit: Google will bis 2030 seinen gesamten Energiebedarf CO2-neutral decken, etwa durch die Nutzung von Windenergie und Erdwärme. Auch T-Systems hat sich mit dem „Net zero-energy data center“ ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Damit ist ein Rechenzentrum gemeint, das unter optimalen Bedingungen keine Energie mehr aus dem öffentlichen Stromnetz bezieht und sich allein durch CO2-neutrale Energie versorgt. Dazu arbeiten wir in unserem Rechenzentrum in Biere in Sachsen-Anhalt mit dem Fraunhofer IFF in einem Forschungsprojekt zusammen. Wir analysieren und testen den Einsatz von Photovoltaik, besserer Kühltechnik, Wärmenachnutzung sowie effizienterer Rechner und kooperieren mit Windkrafterzeugern. Außerdem sind wir 2021 dem Climate Neutral Data Center Pact beigetreten, einer Vereinigung von Rechenzentrumsbetreibern und Handelsverbänden, die sich für den europäischen Green Deal engagieren.

Alles im grünen Bereich

Wird die souveräne Cloud unsere Cloud-Landschaft der Zukunft dominieren? Nein, aber sie bereichert unsere Multi-Cloud-Landschaften. Unternehmen werden sie dort einsetzen, wo ihre Daten ein besonders hohes Sicherheitsniveau verlangen. Ganz anders sieht es mit nachhaltigen Cloud-Services aus. An ihnen führt kein Weg vorbei. Sie werden zur unabdingbaren Voraussetzung für künftigen Erfolg. Sie werden den Markt nicht nur beherrschen, sondern lassen keinen Raum mehr für Angebote, die weniger pfleglich mit unseren Ressourcen umgehen. IT-Infrastruktur muss nicht nur fortschrittlich, sondern auch umweltschonend betrieben werden. Nur dann ist sie auf Dauer wettbewerbsfähig. Wenn Sie sich für Green IT interessieren und genauer wissen möchten, wie Unternehmen den CO2-Fußabdruck ihrer Cloud-Infrastruktur messen und verkleinern können, dann lesen Sie sich am besten noch meinen Beitrag zu „Sind Digitalisierung und Nachhaltigkeit vereinbar?“

Über Ihre Fragen und Anregungen würde ich mich freuen. Schreiben Sie mir gerne: mirjam.wamsteeker@t-systems.com

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Mirjam Wamsteeker

Global Industry Marketing Leader, T-Systems International GmbH

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