Suchen
Ein weißes futuristisches Auto navigiert durch ein modernes Stadtbild

Die Zukunft der vernetzten Mobilität

Von der Homologation zum
selbstoptimierenden Auto

20. Mai 2025Christian Hort

Die Zukunft der vernetzten Mobilität

Vernetzte, softwaredefinierte Fahrzeuge, automatisierte Fahrfunktionen und Over-the-Air-Updates sind längst mehr als Vision – sie sind Realität und prägen die nächste Generation der Mobilität. Doch während die technische Entwicklung wie Cloud Computing und Künstliche Intelligenz rasant voranschreitet, geraten etablierte Prozesse wie die Fahrzeugzulassung ins Hintertreffen. Die Antwort auf diese Herausforderungen liegt in der digitalen Homologation und datengetriebenen Entwicklungsprozessen – und damit in einem Paradigmenwechsel, der letztendlich das selbstoptimierende Fahrzeug ermöglicht.

Von der Hardware zur Software: Die neue DNA des Autos

Moderne Fahrzeuge sind heute fahrende Computer. Elektronische Steuergeräte, Sensoren und Software bestimmen, wie sicher, effizient und komfortabel wir unterwegs sind. Mit dem Wandel zum „Software Defined Vehicle“ (SDV) verschiebt sich der Fokus von Hardware-Innovationen hin zu kontinuierlichen Software-Updates. Funktionen werden nicht mehr nur beim Kauf, sondern über den gesamten Lebenszyklus hinweg bereitgestellt und verbessert – oft .

Diese Transformation bringt enorme Chancen: Hersteller können neue Features schneller ausrollen, Fehler beheben und sogar Geschäftsmodelle rund um digitale Services etablieren. Doch sie bringt auch neue Anforderungen an Sicherheit, Zuverlässigkeit und Regulatorik mit sich. Denn jede Änderung an sicherheitsrelevanter Software muss geprüft, validiert und genehmigt werden – ein Prozess, der bislang Monate dauern kann und mit klassischen Methoden an seine Grenzen stößt.

Die Grenzen klassischer Entwicklungsprozesse

Traditionell folgt die Entwicklung und Zulassung von Fahrzeugsystemen dem Modell „Entwicklung, Test, Validierung, Homologation“ – alles streng sequenziell. Doch die Realität vernetzter Fahrzeuge ist dynamisch: Algorithmen müssen kontinuierlich angepasst werden, weil sich Verkehrsregeln, Infrastrukturen und Umweltbedingungen ändern. Testfahrten liefern zwar wertvolle Daten, sind aber teuer, langsam und bilden nur einen Bruchteil realer Verkehrssituationen ab. Die Folge: Software-Updates für sicherheitskritische Funktionen werden selten und meist nur im Rahmen von Rückrufaktionen eingespielt.

Das reicht nicht mehr aus. Die Branche braucht einen Ansatz, der Geschwindigkeit, Sicherheit und regulatorische Anforderungen vereint.

Digital Loop: Der datengetriebene Kreislauf für die Mobilität von morgen

Bild eines futuristischen Elektroautos mit einem holografischen Drahtgitter-Hintergrund für digitale Technologie.

Genau hier setzt das Konzept des „Digital Loop“ an – ein kontinuierlicher, datengetriebener Entwicklungs- und Validierungsprozess, der Entwicklung, Betrieb und Zulassung eng miteinander verzahnt. Im Kern geht es darum, Daten aus dem Live-Betrieb vernetzter Flotten systematisch zu sammeln, zu analysieren und für die Weiterentwicklung von Algorithmen zu nutzen. Intelligente Datenlogger im Fahrzeug erkennen automatisch relevante Verkehrssituationen, speichern und übertragen sie effizient ins Backend. In einer Private oder Public Cloud werden sie mit historischen und synthetischen Datensätzen angereichert, um neue Funktionen virtuell zu testen und zu validieren.

Simulationen ermöglichen es, neue Softwarestände unter realitätsnahen Bedingungen zu prüfen. Dabei unterstützt häufig Künstliche Intelligenz. Die Ergebnisse fließen direkt in die digitale Homologation ein – also die Zulassung von Software-Updates auf Basis digitaler Nachweise und Simulationen – und brauchen keine monatelange physische Tests.

Virtuelle Homologation: Schneller, sicherer, effizienter

Die digitale Homologation ist der Schlüssel, um die Innovationsgeschwindigkeit der Branche zu erhöhen, ohne bei Sicherheit und Compliance Abstriche zu machen. Mit dem Digital Loop können Software-Updates – auch für sicherheitsrelevante Funktionen – innerhalb weniger Tage statt vieler Monate ausgerollt werden. Regulatorische Anforderungen wie die UN ECE R156 (Software Update Management System) und R155 (Cybersecurity) werden dabei ebenso berücksichtigt wie die Einbindung von Prüforganisationen über digitale Schnittstellen.

Christian Hort

Die digitale Homologation ist der Schlüssel, um die Innovationsgeschwindigkeit der Branche zu erhöhen, ohne bei Sicherheit und Compliance Abstriche zu machen. 

Dr. Christian Hort, Senior Vice President Automotive, T-Systems International GmbH    

Schwarmintelligenz und Automatisierung als Erfolgsfaktoren

Der eigentliche Gamechanger ist die Nutzung der Schwarmintelligenz vernetzter Flotten. Millionen Fahrzeuge liefern kontinuierlich Daten aus dem realen Betrieb. Algorithmen erkennen automatisiert seltene oder kritische Situationen, die für die Weiterentwicklung besonders wertvoll sind. Durch die Automatisierung der gesamten Prozesskette – von der Datenerhebung über die Simulation bis zur Auslieferung von Updates – werden Ressourcen geschont, Fehlerquellen minimiert und die Time-to-Market neuer Funktionen drastisch verkürzt.

Die Rolle von Cloud Computing im Digital Loop

Cloud Computing ist das Rückgrat des Digital Loop und ermöglicht erst die Verarbeitung und Analyse der riesigen Datenmengen, die moderne, vernetzte Fahrzeuge heute generieren. Über Cloud-Plattformen werden Daten aus Millionen von Fahrzeugen gesammelt, gespeichert und mit historischen sowie synthetischen Datensätzen angereichert. Die Cloud bietet die notwendige Skalierbarkeit, um diese Datenmengen effizient zu verarbeiten und neue Softwarestände virtuell zu testen – unabhängig davon, ob es sich um eine Private, Public oder Hybrid Cloud handelt. Sie schafft damit die Grundlage für die schnelle und sichere Entwicklung, Validierung und Auslieferung von Software-Updates im Rahmen der digitalen Homologation.

Zur Person
Christian Hort

Christian Hort

SVP Automotive, T-Systems

Profil und alle Artikel ansehen

Wir freuen uns auf Ihre Meinung

Haben Sie Ideen, Anregungen oder Fragen zu diesem Thema? Wir laden Sie herzlich ein, sich mit uns auszutauschen. Sprechen Sie uns an!
Besuchen Sie t-systems.com außerhalb von Switzerland? Besuchen Sie die lokale Website für weiterführende Informationen und Angebote für Ihr Land.