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Business Mann sitzt mit Laptop

Den Schalter auf on(line) stellen

Interview mit Thomas Reitze, Mitglied des Management Boards und VP Commercials & Market Relations T-Systems Schweiz.

20. August 2020

«New smart work» tönt es seit Corona von allen Seiten. Was sind neben dem Home-Office die wichtigsten Treiber?

IM-Thomas-Reitze

Das Thema «smart work» hatte schon vor dem Corona-Lockdown Konjunktur. Und zwar geht es einher mit neuen Bedürfnissen, sowohl der Unternehmen als auch der Mitarbeitenden. Bei Letzteren treten an die Stelle tradierter Werte wie Bezahlung oder Dienstwagen neue Ansprüche: Lebenslanges Lernen, ausgewogene Work-Life Balance, Absicherung im Alter, flexibles Arbeiten oder sinnstiftende Tätigkeiten. Die Unternehmen wiederum sind gefordert, sich digital, aber auch im Hinblick auf ihre Geschäfts- und Organisationsmodelle zu wandeln. Ko-Kreation und Ko-Innovation sind wichtige Elemente, das Wissen von Mitarbeitenden und im Idealfall auch das der Kunden und Partner zu verknüpfen, um am Markt erfolgreicher zu sein. Der Trend geht also generell zu digitalen Kollaborationsplattformen, die es erlauben, gemeinsam und gleichzeitig über die (physischen) Unternehmensgrenzen hinaus an Projekten zu arbeiten.

In den Unternehmen scheint das bislang ganz gut funktioniert zu haben. Wie sieht es bei der öffentlichen Hand aus?

Ja, die meisten Branchen, die Wissensarbeiter beschäftigen, konnten sich sehr geordnet auf das Home-Office einstellen, da man sich an vielen Orten bereits mit den Chancen des digitalen Wandels beschäftigt und Schritt für Schritt transformiert hat. Gemäss einem Whitepaper von T-Systems braucht es ein neues Verständnis von Arbeit auf verschiedenen Ebenen: Technologien & Devices, Skills & Kultur sowie Prozesse & Backend-Systeme. Die Befreiung von Arbeitsmodellen, die auf dem Weg zur Digitalisierung hinderlich sind, und der ganzheitliche Blick auf diese digitale Transformation gelten natürlich genauso für die öffentliche Hand und die Verwaltung. Die Corona-Krise hat hier einige Defizite offengelegt. Die Kommunikation per Fax zwischen den Ärzten und dem BAG kann quasi als Sinnbild dafür gelten, wie viele Prozesse noch schwerfällig und mit Medienbrüchen, nicht zeitgerecht oder weit entfernt von bürgerfreundlich organisiert sind.

Wo hat die öffentliche Hand den meisten Nachholbedarf? Und was liegt im Trend in den verschiedenen Bereichen?

Die Krise hatte auch ihr Gutes. Denn sie hat die Dringlichkeit der Digitalisierung, auch in der öffentlichen Verwaltung, sichtbar gemacht. Das Schweizer föderale System bringt es mit sich, dass Kantone und Gemeinden unterschiedliche Ansätze verfolgen und auch unterschiedlich weit sind. Steuererklärungen in einer Software ausfüllen, Umzüge per Formular im Internet melden oder einen neuen Führerschein online beantragen – das Ziel der Digitalisierung ist, dem Steuerzahler einfacher und effizienter behördliche Leistungen zur Verfügung zu stellen.

Doch auch wenn Digitalisierungsprojekte nun dringlicher scheinen – es bringt nichts, jetzt blindlings eilig eine einzige Webschnittstelle für Formulare und Anträge ins Netz zu stellen. Am erfolgversprechendsten ist es, sich den Bürgeranliegen mit einem Plattform-Gedanken zu nähern, auf der sich sukzessive neue Services aufschalten lassen und eine nahtlose 360-Grad Nutzererfahrung möglich ist. Das können zunächst administrative Dienstleistungen sein, die Schritt für Schritt um Vermittlungsdienste, breitere Kooperationen (z. B. mit Kulturinstitutionen), Bürgerbeteiligungsplattformen erweitert und schlussendlich zu einem ganzheitlichen Smart-City-Ökosystem mit bspw. Realtime-Darstellungen oder Chatbot-Funktionen ausgebaut werden können.

Und, um nochmals auf die Covid-19 Pandemie zurückzukommen: Die Corona-Warn-App ist ein Beispiel für einen technologiegetriebenen öffentlichen Service. T-Systems durfte diese App in Zusammenarbeit mit SAP für Deutschland entwickeln.

Was sind aus Ihrer Sicht die Erfolgsfaktoren?

Aus strategischer Sicht sicher eine gute Analyse der akuten Bedürfnisse der Bürger, die Identifikation geeigneter Prozesse, durch die sich rasch Abläufe vereinfachen lassen, und eine holistische, integrierte Sichtweise, nicht nur auf den Ist-, sondern möglichst auf den Soll-Zustand. Und dann natürlich die Auswahl der geeigneten Technologien und Plattformen. Konnektivität mit hochleistungsfähigen Bandbreiten, die Schaffung von Schnittstellen zur Integration von Diensten, der Einbezug mobiler Strategien oder Open Data sind einige wichtige technische Aspekte, die zu berücksichtigen sind, damit bürgernahe Services rasch Akzeptanz finden.

Zu bedenken ist auch, dass sich durch IT-Effizienzmassnahmen wie Optimierung der IT-Infrastrukturen und -prozesse, deren Modernisierung und womöglich auch Auslagerung Kosten sparen lassen. Gerade die öffentliche Hand muss mit ihren Ressourcen, für die ja der Steuerzahler aufkommt, sehr sorgfältig und bewusst umgehen.


Originalquelle «Zuerst veröffentlicht in professional-computing.ch am 2. August 2020»

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