Digitalisierung und Cloud verlangen nach mehr Standardisierung. Der Trend geht eindeutig Richtung Hybrid Cloud. Doch vor allem die Public Cloud wird noch zu häufig in ein Silo gesteckt. Echter Mehrwert cloudbasierter Infrastrukturen lässt sich allerdings nur erschliessen, wenn sämtliche Cloud Operations ganzheitlich betrachtet werden.
Nach wie vor wird die Public Cloud als eher unsicher in puncto Datenschutz und Governance Compliance angesehen. Es gibt zudem Stimmen, die den Betriebsaufwand einer Public Cloud als zu hoch erachten. Befürchtet wird auch oft, dass sich Unternehmen, die in eine Public Cloud gehen, einem potenziellen Vendor-Lock-ins aussetzen und Gefahr laufen, an Flexibilität bei Verfügbarkeit, Skalierbarkeit und Funktionsumfang einzubüssen. Auf der anderen Seite haben sich die Erwartungen an die Cloud weiterentwickelt. Die Transparenz, was Use Cases, Leistungen und Kosten betrifft, hat sich erhöht. Genauso wie die Auswahl an Cloudmodellen. Unternehmen, die verstanden haben, dass die Grenzen zwischen den einzelnen Clouds verschwimmen, eröffnet sich breiter Spielraum für cloudbasierte Anwendungen und damit für Flexibilisierung in ihrem Business. Für diese Unternehmen ist hybrid das neue Normal. Deren «Future Cloud Infrastructure» stützt sich im Wesentlichen auf drei Basis-Technologien: VMware, Microsoft Azure Stack und OpenStack. Die Systeme verschiedener Hersteller ermöglichen die Integration in eine vorhandene Multi-Cloud-Struktur.
Die neue Realität sieht so aus: CIOs verlagern Budgets in innovationstreibende Technologien wie künstliche Intelligenz für neue Digitalisierungsinitiativen. Gleichzeitig erwarten sie, dass die ohnehin schon als Kostenblock wahrgenommene Legacy-Infrastruktur effizient betrieben und gewartet wird. Die Fachabteilungen haben ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen von dem, was sie in ihrem spezifischen Business voranbringt. Die Entwickler erwarten rasch aufzubauende Entwicklungsumgebungen mit Tools wie Containern oder Serverless Computing. Und in alldem versuchen die Infrastruktur- und Operations-Verantwortlichen (I&O Leaders) hindurch zu navigieren, um alle Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen.
Für sie wird immer offensichtlicher, dass die Recheninfrastruktur von morgen keine effizientere Version derjenigen von heute ist. Es geht nicht mehr zwingend nur darum, schneller zu mehr Ressourcen zu kommen. Sondern darum, Bits & Bytes schneller und besser in aussagekräftige Informationen umzuwandeln. Ohnehin geschehen bereits heute die meisten technologischen Innovationen im Cloud-native oder zumindest Cloud-inspirierten Umgebungen.
Allerdings fristet das Public Cloud Computing in den meisten Unternehmen noch ein eher isoliertes Dasein als Delivery-Option. Es werden nach wie vor getrennte Service-Kataloge und ein separiertes Kostenmanagement zwischen On-Premise und Public Cloud geführt. Den meisten I&O-Organisationen fehlt es sogar an den notwendigen Fähigkeiten, um Public-Cloud-Optionen richtig zu nutzen. Obwohl «Cloud-First»-Strategien immer mehr an Bedeutung gewinnen, konzentrieren sich Unternehmen häufig auf einen einzigen Anbieter oder beschränken die Public Cloud auf risikoarme bzw. «Greenfield»-Projekte. Damit werden eine konsistente Governance und Automatisierung über die einzelnen Clouds hinweg erschwert. Es entstehen «Infrastrukturstückelungen», deren Betrieb hochkomplex ist. Doch mit einigen Kniffen gelingt es, die hybride Umgebung effizient zu managen.
Es empfiehlt sich, einen Anbieter zu wählen, der alle Instanzen auf einer einheitlichen Hard- und Softwarebasis aufbaut und betreibt. Kommen in der Public wie in der Private Cloud offene Standards wie OpenStack zum Einsatz, sind zum einen die Kompatibilitäten der Instanzen gewährleistet. Zum anderen lassen sich bei kurzfristig anfallendem Bedarf von mehr IT-Ressourcen diese spontan hinzubuchen, ohne dass langwieriger Konfigurationsaufwand anfällt.
Meist sind die Unternehmen beim Aufbau und Betrieb ihrer verschiedenen Clouds auf sich allein gestellt. Oder sie haben es mit verschiedenen Vertragspartnern zu tun, die jeweils nur Support für ihre eigenen Komponenten und Umgebungen leisten. Es lohnt sich aber, einen Partner zu wählen, der explizit Hybrid Cloud Management anbieten kann.
Wer IT-Infrastruktur aus der Hybrid Cloud bezieht, möchte in der Regel beide Betriebsmodelle parallel nutzen und ganz nach Bedarf Workloads zwischen Public und Hybrid aufteilen. Bei der Wahl der jeweiligen Cloudumgebung sollte es möglich sein, bestimmte Workloads in der Private Cloud zu isolieren, etwa, um besonders strengen Compliance-Richtlinien zu entsprechen.
Ein wesentlicher Vorteil von Infrastructure-as-a-Service-Modellen (IaaS) besteht in der bedarfsgerechten Nutzung: Benötigte Infrastruktur mieten und auf diese Weise Investitionskosten (CAPEX) in Betriebskosten (OPEX) verwandeln. Wer davon profitieren möchte, muss beim Aufbau einer Hybrid-Cloud aber darauf achten, dass sämtliche Bestandteile der Infrastruktur gemietet werden können – nicht nur die virtuellen. Wer jedoch die Hardware der privaten Bestandteile seiner Hybrid Cloud käuflich erwirbt, führt das Bedarfsprinzip ad absurdum. Wer hingegen hohe Einmalkosten meidet, kann stattdessen in sein Kerngeschäft investieren und so das wirtschaftliche Potential der Cloud vollständig ausschöpfen. Zu diesem Zweck brauchen Unternehmen einen Anbieter, der auch den Private-Anteil als OPEX-Modell liefert.
Eine einheitliche Benutzeroberfläche, die übergreifend über dasselbe Graphical User Interface (GUI) funktioniert, bringt der Betriebsmannschaft, die zwischen Public und Private Clouds hin- und herwechselt, beträchtliche Zeitersparnis.
Zunehmend kommt es zu einer Kluft zwischen netzwerkzentrierten und entwicklerzentrierten Lösungen. Der Druck auf NetOps steigt, Self Services und Code-basierte Konfigurationen in der Infrastruktur bereitzustellen. Um mit dem Tempo von DevOps mithalten zu können, muss die Anwendungslieferkette im CD/CD (Continuous Development/Continuous Deployment) durchgängig verbunden und transparent sein.
Beim IT-Management geht es nicht nur um die Orchestrierung der Ressourcen via Konsole. Viele Firmen betreiben eigene Server rund um die Uhr, die selbst dann laufen, wenn die IT-Abteilung längst Feierabend hat. Eine nächtliche Fehlfunktion, die zu Schäden oder Datenverlust führen kann, fällt dann erst am nächsten Morgen auf. Wird das Cloudmanagement um Managed Security Services eines Providers erweitert, der das Monitoring des Betriebszustands und 24/7-Standard-Support gewährleistet, können Unternehmen auch für On-Premises-Ressourcen innerhalb einer hybriden Cloud-Infrastruktur maximale Ausfallsicherheit sicherstellen.
Hybride Cloud-Infrastrukturen vereinen das Beste aus zwei Welten: Geringe Latenz, hohe Sicherheit und volle Kontrolle dank dedizierter Kapazitäten (private) auf der einen Seite, skalierbare Ressourcen für Lastspitzen, bedarfsgerechte Abrechnung und jederzeit Zugriff auf aktuellste Dienste und Services auf der anderen (public). Damit diese Vorteile zum Tragen kommen, ist es an der Zeit, die Cloudsilos aufzubrechen.
Die Future Cloud Infrastructure bietet alle notwendigen Komponenten, um diese Anforderungen zu erfüllen. Sie stützt sich auf drei Basis-Technologien: VMware, Microsoft Azure Stack und OpenStack. Die Systeme verschiedener Hersteller ermöglichen die Integration in eine vorhandene Multi-Cloud-Struktur.
Daher bauen IT-Abteilungen auf einen Mix verschiedener Cloud-Services für IT-Infrastrukturen (IaaS), Entwicklungs- und Betriebsplattformen (PaaS) sowie Applikationen (SaaS). Diese Services kombinieren sie und ergänzen sie mit On-Premise-IT-Landschaften. Die Folge: eine hybride IT-Architektur, also ein Nebeneinander von traditioneller IT, Private- und Public-Cloud-Modellen sowie internen und extern bezogenen IT-Ressourcen.
Zudem sitzen der IT der Datenschutz, die IT-Governance sowie die Cloud Compliance im Nacken, die für die Virtualisierung geschäftskritischer Anwendungen unabdingbar sind. Es ist aufwändig, Governance, Transparenz sowie übergreifende Security und Compliance zu gewährleisten. Denn die Vielzahl von Technologien und Dienstleistern, die parallel zu verwalten sind, ist nicht trivial. Aus diesem Grund entscheiden sich viele Grossunternehmen bei geschäftskritischen Anwendungen für eine dedizierte Umgebung in der Private Cloud. Doch reicht da die Geschwindigkeit?
Autor: Cami Brichet, Experte und Berater für Public-Cloud-Lösungen bei T-Systems Schweiz
Blogbeitrag SwissICT: www.swissict.ch/digitalisierung-und-cloud-auswirkungen-auf-infrastrukturen-und-netze/