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Eine Krankenschwester arbeitet an einem Computer

E-Health: Imagewandel in der Pflege

Digitale Tools zeigen, was Pflegende Tag für Tag am Patientenbett wirklich leisten.

18. Dezember 2020Kate Berghaus

Vom Patientenbett in die Softwareentwicklung

Die Corona-Krise hat noch einmal stark hervorgehoben, welch wertvollen Beitrag Pflegerinnen und Pfleger leisten – und mit welchen besonderen Herausforderungen Menschen in diesem Beruf jeden Tag zu kämpfen haben. Ich kenne die Situation aus erster Hand: Ich bin gebürtige Britin und war selbst jahrelang Krankenpflegerin. Mittlerweile bin ich Produktmanagerin bei Telekom Healthcare Solutions. Und meine: Mit der Digitalisierung kann das Ansehen der Pflegeberufe erheblich steigen. 

Pflege in Deutschland – Willkommen auf dem Mars!

Ein älterer Mann liegt in einem Krankenhausbett und hält die Hand eines Pflegers

Erst in der Pflege, dann ein Abstecher in die IT, heute beim Technologiekonzern – mein Werdegang ist eher ungewöhnlich. Wie es dazu kam? Ich habe 1989 meine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin in Bristol abgeschlossen. Nach der Ausbildung habe ich Deutsch und Italienisch studiert, im Anschluss ein Management-Trainee-Programm beim Nationalen Gesundheitsdienst NHS absolviert und danach als Projektmanagerin bei Caspe Research in London gearbeitet. Aufgrund der beruflichen Tätigkeit meines Mannes sind wir im Laufe der Jahre häufig international umgezogen und 2003 schließlich in Deutschland heimisch geworden. Hier habe ich wieder auf einer Intensivstation in der Pflege gearbeitet. Das fühlte sich an wie eine Landung auf dem Mars.

In Großbritannien ist die Pflege sehr anerkannt 

Warum? In Großbritannien ist es in der Pflege üblich, dass auch Pflegende Tätigkeiten übernehmen, die in Deutschland den Ärzten vorbehalten sind. Examinierte Pflegekräfte dürfen mit einer entsprechenden Ausbildung zum Beispiel intubieren und extubieren oder Verletzungen in der Notaufnahme selbst behandeln. Die Pflege ist in Großbritannien als eigenständige Fachrichtung mit spezialisiertem Wissen sehr anerkannt und wird von der Pflegekammer ‚Nursing and Midwifery Council‘ als eigenständiger Beruf unterstützt. Ich habe dreieinhalb Jahre in Deutschland auf einer Intensivstation gearbeitet und schätze sehr die Erfahrungen, die ich in der Zeit gesammelt habe. 

2007 wurde mir dann eine Stelle bei einem Anbieter von Krankenhausinformationssystemen – kurz: KIS – angeboten. Diese habe ich aus Neugier angenommen. Danach habe ich im Krankenhaus in der IT gearbeitet. Und 2019 wechselte ich schließlich zur Telekom, wo ich heute als Produktmanagerin tätig bin.

Corona hat sichtbar gemacht, wo es knirscht

Die Corona-Krise hat auch Defizite im Gesundheitssystem in Deutschland ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Zum Beispiel die Situation der Pflegekräfte in Krankenhäusern. Das ist tatsächlich ein positiver Aspekt der Corona-Krise: Sie hat unser Gesundheitssystem auf die Belastungsprobe gestellt und sichtbar gemacht, wo es knirscht. Bessere Arbeitsbedingungen wie mehr Personal und Gehalt sind eine richtige und wichtige Forderung. Bei meiner Arbeit als Produktmanagerin bei der Telekom Healthcare Solutions sehe ich, dass die Digitalisierung einen wichtigen Beitrag leistet. Denn digitale Technologien machen für Ärzte, Physiotherapeuten und Krankenhausapotheker erst wirklich sichtbar, was die Pflege tagtäglich am Patientenbett leistet und wie unentbehrlich diese Arbeit für ihre eigene Tätigkeit ist.

Im KIS wird das Spektrum des pflegewissenschaftlichen Handelns der Pflege offenbart. Es geht längst nicht nur um die Erfassung von Vitalzeichen oder Körperpflege per Pflegedokumentation. Zum Beispiel wird die Pflegebedürftigkeit anhand fundierter pflegewissenschaftlicher Methoden als Expertenstandard per EDV berechnet, damit eine holistische Pflegeplanung für jeden Patienten, unabhängig von seiner Verweildauer, von der Pflegekraft geplant und gezielt evaluiert werden kann.

Die digitale Patientenkurve ist Dreh- und Angelpunkt 

Eine Krankenschwester wickelt eine Mullbinde um einen Arm

Ein weiteres gutes Beispiel dafür, wie aufwendig Pflege und pflegerische Dokumentation sind, ist das Wundmanagement, also die Versorgung und Behandlung einer Wunde. Mit Anamnese und Diagnose der Wunde beginnt die umfangreiche Dokumentation der Wunde, auch mittels Fotos. Jedes Detail kann wichtig sein, auch in Verbindung mit anderen Werten wie der Körpertemperatur oder Laborwerten. Außerdem ist relevant, mit welchen Verbänden der Pflegebedürftige versorgt wird, ob und in welcher Dosis er Schmerzmittel und weitere Medikamente einnimmt und wie der Heilungsprozess mit Blick auf die verordneten Therapien voranschreitet. Patienten mit chronischen Wunden werden auch in Sachen Ernährung beraten und darin geschult, sich nach ihrer Entlassung zu Hause selbst zu versorgen. Mittels digitaler Technik ist die pflegerische Dokumentation hier viel einfacher. 

Die digitale Patientenkurve ist als elektronische Pflegedokumentation Dreh- und Angelpunkt für alle klinischen Berufsgruppen. Denn in der digitalen Anwendung hat das multi-disziplinäre Team den Überblick des Patientenstatus. Ärzte und Pflegekräfte können anhand der Kurve in weniger als 30 Sekunden den Zustand des Patienten einschätzen und Entscheidungen zur therapeutischen Behandlung treffen. Da mehrere Daten – zum Beispiel zu Vitalzeichen – per Schnittstelle in die IT-Systeme der Einrichtung übermittelt werden und auf diese Weise automatisiert in die Patientenkurve mit einfließen, muss die Pflege nicht mehr alles akribisch manuell in einer Patientenkurve eintragen. Die Pflege nutzt die Kurve als digitale Pflegedokumentation, um den Patientenstatus einzuschätzen mit dem Ziel, den Patienten bestmöglich zu versorgen und möglichst bald wieder entlassen zu können.

Enger Austausch mit klinischem Personal!

Als Produktmanagerin verantworte ich Module für die elektronische Dokumentation wie ‚Pflegeplanung‘ oder besagte ‚Patientenkurve‘ unseres Krankenhausinformationssystems (KIS), iMedOne. Dafür arbeite ich mit unseren Anwendern im Rahmen von Kundenreferenzgruppen eng zusammen. Das KIS ist das digitale Herz für die Häuser. Im System sind alle Prozesse von der Patientenakte bis zur Abrechnung abgebildet. Als Produktmanagerin bin ich am Puls der Anwender, kenne ihre Anforderungen und priorisiere diese in unserer Planung. Dabei profitiere ich von meinen praktischen Erfahrungen, die ich in englischen und deutschen Krankenhäusern gesammelt habe. Ich kenne die Sorgen und Nöte. Und darum weiß ich auch, wie wichtig der regelmäßige, enge Austausch mit unseren Anwendern ist. Wir gehen dabei sehr agil vor, holen uns während der Entwicklung neuer Produkte das Feedback der Nutzer ein. So ergeben sich auch strategische Entscheidungen für die künftige Produktentwicklung.

Natürlich hilft mir meine praktische Erfahrung des Pflegeprozesses enorm dabei, das Gesundheitswesen, die Anwender und ihre Prozesse, beziehungsweise Ihre Anforderungen an ein Dokumentationssystem zu verstehen. Doch man braucht nicht zwingend Erfahrungen in der Pflege, um den Beruf des Produktmanagers im Bereich Healthcare zu ergreifen. Denn Produktmanager suchen ohnehin ständig den Austausch mit den Anwendern und bekommen auf die Art laufend aus erster Hand mit, was an den elektronischen Produkten und Lösungen verbessert werden sollte. Das gehört zur Philosophie unseres Bereichs. Und dieser Austausch hilft allen Kollegen bei ihren Aufgaben, egal, ob sie schon einmal im medizinischen Sektor oder sogar pflegerisch tätig waren oder nicht. Zudem gibt es auch noch die technische Seite des Produktmanagements. Wir arbeiten als Team zusammen und jeder hat seine Fähigkeiten. Bei uns kommen also Menschen mit unterschiedlichsten Talenten zusammen. Und übrigens: Falls sich jemand für eine abwechslungsreiche und sinnstiftende Tätigkeit interessiert, die die Digitalisierung im Gesundheitswesen vorantreibt – wir suchen noch Verstärkung!

Zur Person
Portrait von Kate Berghaus

Kate Berghaus

Projektmanagerin, Telekom Healthcare Solutions

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