Die Deutsche Telekom und die Commerzbank kooperieren im Industriebereich. Gemeinsam entwickeln sie durchgängig automatisierte Lieferketten mit integrierten Finanzdienstleistungen. Dabei setzen die Telekom-Tochter T-Systems und die Commerzbank auf digitale Technologien wie 5G, Künstliche Intelligenz, Internet der Dinge (IoT), Blockchain, Cloud und Sensorik. Firmenkunden profitieren von der digitalen Verknüpfung der physischen mit der finanziellen Lieferkette durch:
Die aktuelle geopolitische und wirtschaftlichen Lage legt die Schwachstellen von Lieferketten offen. Viele Lieferwege sind komplex, statisch, intransparent und beinhalten zahlreiche manuelle Schritte. Sie sind darauf ausgelegt zu funktionieren, wenn alle Rahmenbedingungen konstant und vorhersehbar bleiben. Die Fehleranfälligkeit ist hoch, da physische und finanzielle Lieferketten in den meisten Fällen nicht digital miteinander verbunden sind.
Vor allem für produzierende Unternehmen ist ein durchgehender Bestand, die rechtzeitige Lieferung des für die Produktion benötigten Materials und dessen fristgerechte Bezahlung wichtig. Dieser physische Prozess kann mit moderner Technologie automatisiert und digitalisiert werden. Möglich machen das beispielsweise Sensoren an Ladeträgern wie Paletten. Mittels Ortungstechnologien lassen sich Bewegungen der Ware entlang von Lieferketten beim Transport zwischen Lieferanten und Produzenten (Interlogistik) und einer Produktionsstätte (Intralogistik) ermitteln. Dadurch entsteht ein Datenfundament: Produzenten, Lieferanten, Transportdienstleister und Commerzbank können künftig digital und in Echtzeit über ihre Warenströme kommunizieren. So lassen sich Bestellungen oder Zahlungen auslösen oder automatisch bestimmte Finanzdienstleistungen wie Working Capital-Optimierung, Lieferanten-Finanzierungen oder Risikoabsicherung beauftragen.
Technologie-Standards und Referenz-Architekturen gewährleisten dabei einen sicheren und souveränen Datenaustausch zwischen allen Parteien. Finanztransaktionen werden auf Basis von Blockchain-Technologie durchgeführt. Dabei bilden sogenannte „Smart Contracts“, also intelligente elektronische Verträge, die Grundlage. In ihnen wird festgelegt, welche Finanztransaktionen bei definierten Bedingungen, sogenannten Triggern, ausgelöst werden.
In einem sechsmonatigen Test optimieren T-Systems und Commerzbank die digitale Lösung zusammen mit einem Pilotkunden aus der Logistikbranche. Die individuellen Herausforderungen des Kunden beim Liefervorgang oder im Warenhaus werden berücksichtigt. Dafür wird die Infrastruktur des Werner-von-Siemens Centre in Berlin genutzt. T-Systems betreibt darin einen Forschungs- und Entwicklungshub für Industrielösungen.
„Unternehmen brauchen Technologien wie 5G, IoT oder die Cloud, um digitale Informationen mit jedem in der Lieferkette weltweit auszutauschen. In der Zusammenarbeit mit der Commerzbank bringen wir die Technologie- mit der Finanzwelt zusammen, um alle Aspekte einer Lieferkette – vom Einkauf, Rechnungsstellung über die Logistik bis hin zu den Zahlungen – zu digitalisieren“, sagte Urs M. Krämer, Geschäftsführer Vertrieb von T-Systems.
„Lieferketten werden sich durch digitale Vernetzung und integrierte Zahlungen rasant verändern“, sagte Dr. Jörg Oliveri del Castillo-Schulz, Chief Operating Officer der Commerzbank. „Gemeinsam mit T-Systems arbeiten wir an skalierbaren Lösungen, damit unsere Kunden ihre komplexen Lieferketten effizienter, resilienter und produktiver gestalten können.“
Dabei wird die Commerzbank auch im Rahmen ihrer Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) in Dortmund mit wissenschaftlicher Expertise unterstützt. „Durch die Integration der Blockchain-basierten Lösung, die wir gemeinsam mit der Commerzbank im Rahmen des Trade Finance Innovations Lab entwickeln, sind die Partner zukünftig in der Lage, physische und finanzielle Lieferketten miteinander zu verknüpfen, um eine wirtschaftliche End-to-End-Automatisierung in Supply Chains zu erzielen“, sagte Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Henke, Institutsleiter am Fraunhofer IML.
Die Kooperation setzt außerdem bewusst auf ein offenes Ökosystem, um Anbindungen an Open-Source-Infrastrukturen wie zum Beispiel die Silicon Economy des Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, die International Data Spaces Association oder auch dem europäischen Projekt Gaia-X möglich zu machen.