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SOOFI: Europas Antwort auf ChatGPT

In der KI-Fabrik von Telekom und T-Systems entsteht ein offenes, souveränes und industrietaugliches KI-Sprachmodell mit 100 Milliarden Parametern

02. Dezember 2025Dr. Ferri Abolhassan

Deutschland und Europa nehmen ihre KI-Zukunft in die eigene Hand – und das Projekt „SOOFI“ (Sovereign Open Source Foundation Models) ist ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg. Führende Partner aus Forschung und Wirtschaft – unterstützt durch die Politik – entwickeln gemeinsam ein souveränes europäisches Sprachmodell, das in unserer Industrial AI Cloud auf deutschem Boden trainiert wird.

Digitale Souveränität ist geschäftskritischer Faktor

Die industrielle Nutzung von Künstlicher Intelligenz in Europa basiert bislang überwiegend auf Basis-Modellen aus den USA und China. Das ist zwar bequem, birgt aber erhebliche Risiken: Wertschöpfung wandert ab, Unternehmen werden zu reinen Anwendern fremder Kerntechnologien und es entsteht eine gefährliche Abhängigkeit – ähnlich wie zuvor bei den Cloud-Services. Gleichzeitig fehlt ein europäisches Large Language Model (LLM) in ausreichender Größe, das als Ausgangspunkt für branchenspezifische Spezialisierungen, ressourceneffiziente Derivate und streng regulierte Anwendungen dienen kann.

Hinzu kommt: Europa definiert mit dem EU AI Act und strengen Datenschutzregeln eigene Standards, die in vielen globalen Modellen nicht von Anfang an mitgedacht werden. Besonders in sensiblen Bereichen wie Bildung, Medizin, Verwaltung und Produktion braucht es KI, die europäische Werte respektiert, Transparenz bietet und „Compliance by Design“ ermöglicht. Digitale Souveränität ist damit kein Nice-to-have, sondern ein geschäftskritischer Faktor für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Europa.

Offenes Sprachmodell mit 100 Milliarden Parametern

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Und genau hier kommt SOOFI ins Spiel. SOOFI steht für „Sovereign Open Source Foundation Models“ und ist ein Forschungsprojekt, das ein neues, leistungsstarkes und souveränes Large Language Model (LLM) mit rund 100 Milliarden Parametern entwickelt. Dieses Modell wird über Open Source bereitgestellt und soll unserer Wirtschaft und Gesellschaft in der EU als freie, vertrauenswürdige Grundlage für eigene KI-Anwendungen dienen. Es tritt damit die Nachfolge von Teuken7B an, einem mehrsprachigen KI-Modell mit sieben Milliarden Parametern, das bereits 2024 von Fraunhofer für alle europäischen Sprachen trainiert wurde. SOOFI ist – vereinfacht gesagt – Europas Antwort auf ChatGPT.

Und SOOFI verfolgt mehrere Ziele gleichzeitig: Zusätzlich zum Basis-LLM soll ein spezialisiertes Reasoning-Modell entwickelt werden, das zukünftig strukturiertes Denken unterstützt, komplexe technische, regulatorische und organisatorische Zusammenhänge besser analysiert und mehrstufige Probleme lösen hilft. Auf dieser Grundlage sollen mittels KI-Agenten-Technologien erste konkrete Anwendungsfälle entstehen – insbesondere für Industrie, Mittelstand und öffentlichen Sektor. Anwendungsfälle können z. B. die Analyse komplexer Regelwerke, die Optimierung von Produktionsprozessen oder die Entscheidungsunterstützung in kritischen Infrastrukturen sein.

Leistungsfähiges europäisches KI-Ökosystem

SOOFI bündelt die Expertise führender Forschungseinrichtungen, Start-ups und Verbände in Deutschland. Zum Konsortium gehören unter anderem das Fraunhofer IAIS, das Fraunhofer IIS, das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), die Universitäten Würzburg und Hannover, die TU Darmstadt sowie die Berliner Hochschule für Technik. Ergänzt wird das Konsortium durch die Start-ups ellamind und Merantix Momentum, die praktische Umsetzungserfahrung und Innovationskraft aus der Gründerszene einbringen.

Das Projekt wird vom KI-Bundesverband geführt, der SOOFI auch politisch und wirtschaftlich verankert und als wichtigen Baustein eines offenen, unabhängigen und leistungsfähigen europäischen KI-Ökosystems einordnet. Gefördert wird SOOFI vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Das Projekt ist zudem eingebettet in die „8ra“-Initiative, die von zwölf EU-Mitgliedstaaten getragen wird und die nahtlose Nutzung von Cloud- und Edge-Diensten europäischer Anbieter zum Ziel hat. Die Ergebnisse von SOOFI sollen daher allen EU-Mitgliedstaaten sowie dem gesamten europäischen Unternehmens-Ökosystem zur Verfügung stehen.

Ferri Abolhassan, CEO T-Systems und Mitglied des Vorstands Deutsche Telekom

Mit SOOFI schaffen wir die Grundlage, um Künstliche Intelligenz auf industriellem Niveau zu betreiben, ohne die Kontrolle über Daten, Modelle und Prozesse aus der Hand zu geben.

Dr. Ferri Abolhassan, CEO T-Systems International GmbH und Vorstandsmitglied Deutsche Telekom AG

Heimat für einzigartiges Sprachmodell

Auch wir als Deutsche Telekom und T-Systems sind maßgeblich an SOOFI beteiligt: Mit unserer Industrial AI Cloud stellen wir die technologische Heimat für dieses einzigartige Sprachmodell bereit. Wir hosten diese AI Cloud aus einer der größten und modernsten KI-Fabriken Europas, auf deutschem Boden. Die Leibniz Universität Hannover hat der Telekom den Auftrag in zweistelliger Millionenhöhe erteilt, die komplette technische Infrastruktur für das Projekt zu liefern. Operativ verantworten wir als T-Systems die souveräne KI-Recheninfrastruktur für SOOFI – inklusive Rechenzentrum, Konnektivität und Cybersecurity.

Damit übernehmen wir eine zentrale Rolle in der europäischen KI-Wertschöpfungskette: Wir liefern nicht nur reine Rechenleistung, die für solche großen KI-Sprachmodelle nötig ist, sondern auch eine regulierungskonforme, hochverfügbare und sichere Plattform, die streng nach deutschem und europäischem Recht betrieben wird. Für die beteiligten Forschungspartner bedeutet das: Sie können sich voll auf die Modellarchitekturen, Trainingsdaten, Evaluationen und Anwendungsfälle konzentrieren – mit dem guten Gefühl, dass Infrastruktur, Datenschutz und Compliance auf höchstem Niveau gewährleistet sind.
 

Kombination aus Performance und Souveränität

Für das Training des 100-Milliarden-Parameter-Modells stellen wir dem Projekt bereits ab März 2026 einen Verbund von rund 130 NVIDIA DGX-B200-Systemen mit mehr als 1.000 GPUs zur Verfügung, der speziell für das europäische Sprachmodell reserviert ist. Diese KI-Rechenpower ist in eine Gesamtumgebung eingebettet, die über mehr als 10.000 NVIDIA GPUs der neuesten Generation (Blackwell-Chips) verfügen wird und auf eine Rechenleistung von 0,5 ExaFLOPS kommt. Das entspricht 500 Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde. Damit steigern wir die KI-Rechenleistung in Deutschland in kürzester Zeit um etwa 50 Prozent.

Unsere KI-Fabrik ist über vier Glasfaserleitungen mit je 400 Gbit/s angebunden und erfüllt höchste Anforderungen an Datenschutz, Sicherheit und Verfügbarkeit. Für ein Projekt wie SOOFI ist diese Kombination aus Performance, Souveränität und Konnektivität entscheidend: Nur so lassen sich massive Trainingsläufe für Foundation Models mit Milliarden von Parametern effizient, zuverlässig und im Einklang mit europäischen Regulierungen durchführen.

Auf unternehmenskritische Anwendungen ausgelegt

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Neben dem Projekt SOOFI werden auch eine Reihe innovativer KI-Start-ups unsere KI-Fabrik für die Weiterentwicklung ihres Business nutzen. Dazu gehören zum Beispiel die Robotik-Firmen Agile Robots (München) und Wandelbots (Dresden), der Drohnen-Hersteller Quantum Systems (München) und PhysicsX (London). Unsere Industrial AI Cloud – mit ihrem Technologie-Stack „Made in Germany“ – steht auch anderen Start-ups, Mittelständlern und Großunternehmen offen. Sie ist vor allem auf unternehmenskritische Anwendungen in Branchen wie Maschinenbau, Fertigung, Logistik, Robotik, Simulation und öffentliche Verwaltung ausgelegt. Dafür erhalten unsere Kunden einen flexiblen Zugang – von der reinen GPU-Leistung über vortrainierte Modelle bis hin zu vollständig gemanagten AI Services, buchbar über unser T Cloud als souveräne Alternative zu den Hyperscalern.

Für Deutschland und Europa ist diese Infrastruktur weit mehr als ein technisches Projekt: Damit schaffen wir die Grundlage, um KI auf industriellem Niveau zu betreiben, ohne die Kontrolle über Daten, Modelle und Prozesse aus der Hand zu geben. Und in dieser Umgebung wird auch SOOFI trainiert – als Baustein einer souveränen europäischen KI-Wertschöpfungskette, in der Infrastruktur, Modelle und Anwendungen aufeinander abgestimmt sind und sich an europäischen Werten und Regularien orientieren.
 

Erstes Sprachmodell für branchenspezifische KI-Lösungen

Mit SOOFI entsteht erstmals ein europäisches Foundation Model dieser Größenordnung, das explizit als Ausgangsmodell für branchenspezifische KI-Lösungen und ressourceneffiziente Derivate gedacht ist. Unternehmen können darauf aufsetzen, um eigene, domänenspezifische LLMs zu entwickeln – etwa für regulierte Industrien, sensible Datenräume oder mehrsprachige europäische Märkte. Und das alles, ohne auf nicht-europäische Basistechnologie angewiesen zu sein.

An dieser Stelle spielen Reasoning-Modelle eine Schlüsselrolle, weil sie über klassisches Sprachverständnis hinausgehen und strukturiertes, nachvollziehbares Denken ermöglichen. Daher sind sie für die deutsche und europäische Industrie von großer Bedeutung: Sie analysieren komplexe technische, regulatorische und organisatorische Zusammenhänge. Gleichzeitig können sie bei Bedarf auf weitere Informationsquellen zurückgreifen und unterstützen so fundierte Entscheidungen. Auf diese Weise ermöglichen Reasoning-Modelle neue Formen der Automatisierung – mit Hilfe vernetzter Agentensysteme. Zudem tragen sie zu Qualitätssteigerungen in Entwicklung, Produktion und Wissensmanagement bei.
 

Europa bekommt eigene KI-Stimme

Der Mehrwert von SOOFI für unsere Industrie geht aber über den technologischen und regulatorischen Aspekt hinaus: Das Projekt stärkt auch die europäische Forschung und Talente-Landschaft. Führende Institute können ihre Arbeit im Bereich Foundation Models fortsetzen, Kooperationen innerhalb Deutschlands und Europas vertiefen und hochqualifizierte Nachwuchskräfte im Land halten. Damit wirkt das Projekt weit über die Entwicklung eines einzelnen Sprachmodells hinaus. Es ist ein wichtiges Signal, dass Europa bereit ist, eigene, offene und leistungsstarke KI-Bausteine zu entwickeln – auf Infrastruktur, die auf eigenem Boden steht und höchste Standards erfüllt.

SOOFI zeigt, was möglich ist, wenn Spitzenforschung, führende Unternehmen und Start-ups, Verbände und Politik an einem Strang ziehen. Für uns bei der Telekom und T-Systems ist es eine große Ehre und Freude, mit der Industrial AI Cloud das technologische Fundament für dieses so wichtige Zukunftsprojekt zu legen und – gemeinsam mit allen Partnern – Europas KI-Ökosystem nachhaltig zu stärken.

Mein besonderer Dank gilt Jörg Bienert vom KI-Bundesverband und meinen T-Systems-Kollegen Jörn Kellermann und Jürgen Lueg, die mit ihrer Expertise und ihrem Engagement entscheidend dazu beitragen, dass SOOFI schon bald Realität wird und Europa seine eigene KI-Stimme bekommt.

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