Neulich im Innovation Center in München: Der Kunde betritt mit seinem Projektteam unseren Showroom, wird von den T-Systems Kollegen in Empfang genommen und nimmt nach einem Begrüßungskaffee an einem 30-minütigen Vortrag über Predictive Maintenance teil. Klingt nach einem üblichen Kundenworkshop. Bis dahin zumindest.
Im sogenannten Breakout-Raum zeigt ihm ein Produktmanager am virtuellen Abbild einer Raffineriepumpe, wie die vorausschauende Wartung von Maschinen über unsere IoT-Plattform Cloud of Things funktioniert. Der Kunde setzt in seiner Pharmaproduktion ebenfalls Pumpen ein; er ist sehr interessiert an dieser Innovation, mit der sich hohe Wartungskosten und unvorhergesehene Ausfälle vermeiden lassen. Er betritt die Teleport-Area und lässt sich Sekunden später im Innovation Center in Barcelona die Überwachung der Pumpe über das Web-Dashboard der Cloud of Things von einem spanischen Kollegen genauer erklären.
Moment mal: Teleportation? Richtig gelesen: Diese Möglichkeit gibt es tatsächlich – zugegebenermaßen aber (vorerst) nur virtuell. Gemeinsam mit dem Düsseldorfer Start-up doob group haben wir unser Münchener Innovationszentrum komplett digitalisiert und dreidimensional virtualisiert.
Das Innovation Center ist für uns Labor und Showroom zugleich. Anhand von konkreten Showcases, Kreativ-Sessions und Prototypen zeigen wir, womit wir uns täglich beschäftigen, was unsere Partner umtreibt und welche innovativen Trends und Technologien gerade am Markt diskutiert werden. Wir wollen hier nicht nur die Innovationskompetenz von T-Systems demonstrieren, sondern vor allem mit dem Kunden ins Gespräch und bestenfalls gemeinsam mit ihm zu einem Co-Creation- oder Rapid-Prototyping-Ansatz kommen.
Bei der doob group AG sind 130 Mitarbeiter damit beschäftigt, digitale Avatare von Menschen herzustellen. Das Start-up aus Düsseldorf erzeugt dazu mit Ganzkörper-Scannern fotorealistische 3D-Modelle seiner Kunden. Ein beliebtes Produkt für Endverbraucher sind lebensechte 3D-Printfiguren, die doob über eigene Ladengeschäfte in Deutschland und den USA sowie über Franchisepartner in derzeit zehn Ländern weltweit vertreibt. Für Geschäftskunden bieten die Düsseldorfer in Echtzeit steuerbare digitale Avatare zur Visualisierung in Virtual-Reality-Konferenzen und Trainings an.
Weitere Informationen zur doob group AG finden Sie hier.
T-Systems betreibt derzeit vier große Innovation Hubs: Im Innovation Center in München mit angeschlossenem Rechenzentrum stehen Demo-Cases, Exponate und viel Platz zum gemeinsamen Arbeiten zur Verfügung. Hier finden jedes Jahr etwa 200 Kundenworkshops statt. Auch die T-Gallery in Bonn sowie die Zentren in Utrecht und Barcelona sind auf kreative Kollaborationen ausgerichtet. Außerdem stellen wir flexible Showrooms in Darmstadt, Berlin, Wien, London, New York und Paris zur Verfügung, in denen wir kleine, individuelle Formate möglich machen, wie etwa Pop-up-Showrooms für einen Tag.
Ich selbst bin viel unterwegs, leite Workshops beim Kunden oder halte Vorträge auf Messen. Und präsentiere unsere Arbeit natürlich hier in unserem Innovation Center in München. Bereits seit November 2019 sind wir im regen Austausch mit der doob group. Das junge Unternehmen wurde im TechBoost-Programm der Telekom gefördert und hat sich darauf spezialisiert, virtuelle „Social Avatars“ von Personen zu erstellen. Die 3D-Modelle lassen sich zum Beispiel auf Social Media oder in VR-Welten verwenden. So entstand die Idee, in München und einigen Satelliten-Centern wie Utrecht, Barcelona oder Paris unsere Kunden in die virtuelle Realität zu holen – und so eine Art erweitertes Erlebnis zu kreieren, wenn wir Workshops durchführen oder Use Cases erklären.
Das war dann auch der Auslöser für unser Virtuelles Innovation Center, eine – leicht geschönte – 1:1-Abbildung der realen Räumlichkeiten in München. Komplett mit großem Showroom, den kleinen Breakout-Räumen und einer Küche. Das Ziel: echte virtuelle Workshops mit Kunden durchzuführen. Dazu haben wir bereits viele unserer Marketing- und Sales-Kollegen in den doob-Stores eingescannt und in virtuellem 3D zum Leben erweckt. Die Plattform von doob hosten wir übrigens in der Open Telekom Cloud, die Showcases wurden gemeinsam mit den Kollegen von Multimedia Solutions gebaut und die Inhalte laufen in unserer Cloud of Things.
Wir haben die technische Barriere für die virtuelle Tour bewusst niedrig gehalten, denn nicht jeder hat zuhause eine VR-Brille zur Hand. Der Zutritt funktioniert auch einfach per Browser. Der Teilnehmer hat alle Möglichkeiten bei seinem virtuellen Rundgang: herumwandern, sich umdrehen, sprechen und stummschalten, klatschen – und natürlich mit allen virtuellen Objekten per Mausklick interagieren.
Der Raum beherbergt eine Reihe Großbildschirme wie etwa das Command System, ein großes Touchdisplay. Es dient als überdimensionales Whiteboard; man kann interagieren, zeichnen, Präsentationen und Videos zeigen. Am zentralen Collaboration Board führen wir Kreativ-Sessions mit unseren Kunden durch. Es zeigt cloudbasierte Anwendungen und ist Ideenspeicher, Anzeige für Design-Thinking-Sessions und Post-it-Wand zugleich. Darüber lässt sich intuitiv gemeinsam arbeiten und neue Ideen entwickeln – auch ohne VR-Darstellung, einfach im Webbrowser. Auf einem weiteren Screen können wir Live-Videos von Handycams zeigen oder externe Referenten per Video dazuschalten.
Die Kunden und Teilnehmer an Workshops erkunden das Center als Avatare. Dazu können wir ihnen anhand eines Fotos ein generisches Abbild erstellen – oder sie lassen sich in einem doob-Store komplett einscannen, das geht ganz fix, dann steuert jeder Besucher seinen persönlichen Avatar. Auch unsere Mitarbeiter sind mit ihren virtuellen Abbildern vor Ort; das schafft eine persönlichere Atmosphäre, fast wie live.
Im Virtuellen Innovation Center von T-Systems in München arbeiten die Teilnehmer als 3D-Avatare an innovative Technologietrends.
An einem Mood Board läuft unsere Innovation Map: Dieses Tool zeigt interaktiv in Workshops Präsentationen, eine WebEx oder auch Live-Showcases. Beispielsweise kann ich über ein Webdashboard der Cloud of Things die aktuelle Temperatur in unserem Smart Greenhouse kontrollieren – und via Livecam den Peperoni beim Wachsen zuschauen. Auch die Start-ups aus unserem Tech-Incubator hub:raum sind hier vertreten, etwa BeeAndme oder Dimenco aus dem 5G Prototyping Summit. Die Niederländer bauen Displays, mit denen sich 3D und VR auch ohne Brille oder Wearables nutzen lässt, zum Beispiel für CAD-Anwendungen. Ein solches Display nutzen wir auch im Münchener Center. Daraus ist eine Projektidee mit einer Prüfgesellschaft entstanden: Die Prüfer können sich künftig, wenn sie eine defekte Maschine begutachten wollen, ein hochauflösendes 3D-Foto der Maschine am Dimenco-Display anzeigen lassen. Das könnte so manche Fahrt zum Kunden ersetzen. Man sieht: In unseren Innovation Centern werden auch Start-up-Lösungen gepusht.
Wir haben bereits erste Team-Meetings im Virtuellen Innovation Center in München abgehalten. Das ist noch persönlicher und interaktiver als über eine normale Videokonferenz – und produktiver ebenfalls. Jetzt überlegen wir, wie wir einen solchen Kundenworkshop dramaturgisch aufbereiten. Ab Mai soll es dann erste Workshops geben – ich bin gespannt!