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Vogelperspektive auf ein Gebäude mit einem Baum und der Sonne in der Ecke.

Sind wir smart genug, um nachhaltig zu sein?

Wie Unternehmen mit dem richtigen Technologie-Einsatz und einem neuen Mindset gemeinsam innovativ grüner werden

24. März 2023Stephan de Haas

Weckruf zum Umdenken und Handeln

Ein „Massensterben biblischen Ausmaßes“ befürchtet UN-Generalsekretär António Guterres infolge des Klimawandels und steigenden Meeresspiegels. Eine äußerst beängstigende Prognose. Ist das Glas nun doch schon halb leer? Ich denke nicht. Wir haben die Chance, gemeinsam radikal neu zu denken – und Technologien und nachhaltige Innovationen entsprechend einzusetzen.
Denn: „In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten.“ (Albert Einstein)

Sind wir auf dem richtigen Weg?

Scharz-weiß Bild von vielen Solarpanelen

Schon in den 80er-Jahren wies der Physik-Nobelpreisträger Klaus Hasselmann auf Kohlendioxid (CO2) als zentralen Treiber für die kritische Erderwärmung hin. Passiert ist seitdem eines: nicht genug. Wir verursachen mehr CO2 und andere Treibhausgase als je zuvor: laut Breakthrough Energy  weltweit mehr als 51 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente (CO2e). Das CO2e ist eine Maßeinheit, um den Effekt unterschiedlicher Treibhausgase aufs Klima vergleichbar zu machen. So ist z. B. Lachgas, das u. a. durch stickstoffhaltigen Dünger entsteht, circa 300-mal so klimaschädlich wie Kohlenstoffdioxid. Und um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen und die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden, müssen wir die globalen Treibhausgasemissionen bis 2050 auf netto Null reduzieren. Doch leider waren die CO₂-Emissionen in den letzten zwei Jahren steigend. Das bedeutet: Wenn wir den jetzigen Kurs nur noch wenige Jahre beibehalten, wird Guterres Aussage doch wahr werden.

Wir müssen einen Weg zu einer stärkeren Zusammenarbeit beschreiten, die in Solidarität verwurzelt ist. 

United Nations, Secretary-General's message to the World Government Summit

Wie lauten nun unsere Möglichkeiten?

IM-Verursacher-globaler-Emissionen

Fakt ist: Viele Technologien, die sich für die Umwelt einsetzen lassen, sind schon vorhanden – etwa Solar- oder Windkraftanlagen oder unterstützende Technologien wie IoT-Sensoren für Gebäude, die Raumtemperaturen analysieren und auf hohen Energieverbrauch aufmerksam machen können. Lösungen, die es noch nicht gibt, können wir entwickeln. Was aber noch nicht passt: unser Mindset. Wir müssen unser Denken und Handeln neu ausrichten. Denn unsere aktuelle Haltung treibt uns immer tiefer in die Klima- und Biodiversitätskrise. Das betrifft die Bereiche Wirtschaft und Lebensstil, die Ressourcenausbeutung und -verschwendung ist hier noch viel zu groß. Das betrifft besonders auch die Politik, die oft noch zu wenig Veränderung „riskieren“ möchte. Wir müssen alles neu denken, um die Zukunft lebenswerter zu gestalten – es geht um einen Systemwechsel. Dieser Systemwechsel ist eine Herausforderung, nicht zuletzt für Industrien und Unternehmen. Aber er ist möglich.

Wo müssen wir umschwenken?

Disruption ist ein Stichwort in diesem Zusammenhang: Tiefgreifende Veränderungen, die in diesem Fall zu einem positiven Ergebnis führen sollen. Schauen wir uns an, in welchen Bereichen laut Breakthrough Energy weltweit die meisten Emissionen entstehen. Fünf Felder lassen sich identifizieren, in denen solche disruptiven Maßnahmen besonders dringend erforderlich sind:

Dabei gehen schätzungsweise 85 % der gesamten CO2-Emissionen auf Scope-3-Emissionen zurück (dazu mehr auch in meinem anderen Blogbeitrag „Warum braucht Fortschritt Co-Creation?“). Mithilfe welcher Lösungen der Treibhausgasausstoß reduziert werden kann, ist oftmals bekannt. Die digitalen Technologien spielen dabei stets eine Rolle. Bei richtigem Einsatz und Management können sie zu mehr Nachhaltigkeit beitragen und Ressourcen in wichtigen Wirtschaftssektoren einsparen – die heute auch für die meisten Treibhausgasemissionen der EU verantwortlich sind:

Ein Blick in die Praxis

Betrachten wir z. B. das produzierende Gewerbe. Die Höhe des Treibhausgasausstoßes ist stets branchen- und produktabhängig. Insgesamt ist dieses Feld jedoch am emissionsintensivsten, gerade die Stahl- und Zementproduktion, wo hohe Emissionen für Prozesswärme und Prozesschemie anfallen: 70% der weltweiten Industrie-CO2-Emissionen gehen allein auf Stahl, Zement, Chemie, Zellstoff und Papier zurück. Was wären hier Ansatzpunkte zur Besserung? Ein erster Schritt wäre die grüne Elektrifizierung, also Strom aus nachhaltigen Quellen zu nutzen. Emissionen, die durch den chemischen Prozess freigesetzt werden, müssen dann noch aus der Luft abgezogen und eingelagert werden. Doch nicht nur die Herstellung verursacht selbst Treibhausgase. Laut dem World Economic Forum entstehen entlang der Lieferketten noch elfmal mehr Emissionen als vor Ort bei der eigentlichen Produktion. Somit wäre es ebenso entscheidend, den Materialfluss im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft wirklich neu zu denken.

So weit, so gut?

Aber sind solche Maßnahmen nicht längst bekannt? Wo ist das disruptive Moment, von dem ich sprach? Die Kreislaufwirtschaft ist weit mehr als Recycling und beinhaltet die regenerative Nutzung von Produkten, Komponenten und Materialien. Die Plattform Industrie 4.0 bringt es auf den Punkt: im klassischen Produktgeschäft liegt der Fokus auf dem Verkauf möglichst vieler Produkte. Dies führt zu Überproduktion und geringen Nutzungsraten: nur 4 % der Autositze, 9 % der Bahnsitze und 34 % Werkzeugmaschinenkapazität werden wirklich genutzt. Die Kreislaufwirtschaft bedingt deswegen eine Transformation des Geschäftsmodells hin zu Services. Servicebasierte Ansätze waren ein gern genanntes Beispiel einer Digitalisierungs-Chance. Nun ist es eine sprichwörtlich überlebenswichtige Aufgabe, die hier und jetzt umgesetzt werden muss. So sind oft zirkuläre und servicebasierte Geschäftsmodell-Muster oft erst durch die Digitalisierung (wirtschaftlich) umsetzbar.

Weniger ist mehr

Was kommt nach der Kreislaufwirtschaft? Damit die Nachhaltigkeitsinitiativen der Unternehmen auch langfristig erfolgreich sind, ist Suffizienz entscheidend. Suffizienz hinterfragt die konsumorientierte Gesellschaft und etabliert ein neues Mindset, mit weniger zurechtzukommen und bewusster zu konsumieren. Wir alle haben das in diesem Winter erlebt, z. B. bewusst weniger zu heizen. Es wird nicht funktionieren, sämtliche klimaschädlichen Prozesse 1:1 durch umweltschonendere Optionen zu ersetzen – wir würden Probleme oft nur verlagern. Auch ein umweltschonend hergestelltes Handy wird milliardenfach produziert ein Problem. Suffizienz wird die nächste wirklich große Aufgabe für Unternehmen und Gesellschaft. Wir müssen am Ende nicht nur grünere Lösungen nutzen, sondern insgesamt mit weniger Ressourcen als vorher zurechtkommen.

Digitalisierung macht´s möglich

Digitale Technologien sind die Basis für solche Vorhaben. KI etwa macht einfache Stromnetze zu Smart Grids: Diese können die Schwankungen ausgleichen, die nachhaltige Energiequellen wie Solar und Wind mit sich bringen. Schließlich scheint die Sonne nicht 24 Stunden am Tag und auch in der Nähe von Windrädern herrscht meist hin und wieder Flaute. Um zirkuläre Geschäftsmodelle zu realisieren, sind u. a. Cloudlösungen erforderlich, mit denen sich Daten über zurückgeführte oder noch im Umlauf befindliche Produkte sammeln und auswerten lassen. Auch die Nutzung eines digitalen Zwillings der Erde auf Basis von Satellitendaten wie Copernicus wird wichtiger, um Risiken in den Geschäftsaktivitäten (Produktion und Produkte) durch den Klimawandel zu beobachten. Die Grenzen zwischen den oben genannten Bereichen sind dabei durchaus fließend – Energie und Mobilität spielen auch im produzierenden Gewerbe eine Rolle. Das zeigt einmal mehr, dass nur umfassendes und gemeinsames Umdenken zum Erfolg führt.

Können wir gegen den Strom laufen?

Suffizienz bedeutet für Unternehmen auch: Sie müssen ihre Geschäftsmodelle zuweilen rigoros umgestalten. Es darf ihnen etwa nicht mehr nur darum gehen, möglichst viele Produkte herzustellen und den Verkauf immer weiter anzukurbeln – was in einer freien Marktwirtschaft fast paradox erscheint. Dennoch ist es ist nicht nur notwendig, sondern kann auch funktionieren. Wenn Betriebe weniger Ressourcen verbrauchen, können sie stattdessen eben auf Kreislaufmodelle setzen. Etwa indem sie nicht mehr genutzte Produkte von Kunden zurückgewinnen, aufbereiten und erneut zum Verkauf anbieten oder zumindest Rohstoffe wiederverwenden. Der nächste Schritt wäre dann, die eigenen Kunden zu sensibilisieren und zu weniger Konsum zu bewegen. Auch das mag zunächst mutig bis schwierig wirken. Doch genauso erforderlich und vielversprechend. An die Stelle physischer Verkäufe können digitale Services und Dienstleistungen treten, die Ressourcen schonen und zugleich weiterhin wirtschaftlichen Erfolg ermöglichen.

Erst (um-)denken, dann handeln

Unternehmenspriorität in den kommenden 10 Jahren

Auch bei Nachhaltigkeit gibt es kein Handeln ohne Folgen – was mich zu meiner Ausgangsfrage zurückführt: Sind wir smart genug, um nachhaltig zu sein? Wir können es definitiv sein. Und ich hoffe, wir sind es eher heute als morgen. Wenn alle die folgenden Schritte beherzigen, ist bereits viel gewonnen:

  1. Legen Sie Ihre Net-Zero-Ambition fest, stellen Sie z. B. bis 2040 auf grüne Energie um und verringern Sie ihren Fußabdruck jetzt
  2. Denken Sie Ihre Produktion und Produkte / Services neu im Sinne einer Kreislaufwirtschaft
  3. Denken Sie dann Ihre Kunden und deren Konsum Ihrer Produkte / Services neu

Keine Zeit zu verlieren

Nachhaltigkeit wird Unternehmen transformieren und Digitalisierung beschleunigt ihre Nachhaltigkeitstransformation. Auch das folgende Zitat von António Guterres: „When climate change is running faster than we are, everything must be done to defeat climate change“, gilt stärker denn je – nicht nur für Unternehmen.

Nicht mehr und nicht weniger motiviert mich, als Gestalter des T-Systems Co-Creation Advisory Boards einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit und unserer Zukunft zu leisten.

Wenn Sie mehr über das Board erfahren oder sich mit mir dazu austauschen möchten, dann schreiben Sie mir gerne.

Gemeinsam nachhaltiger

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Zur Person
Stephan De Haas

Stephan de Haas

Head of Co-Creation & Client Consulting, T-Systems International GmbH

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