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Viele Züge in einem Bahnhof

Trends, die sich auf den Eisenbahnsektor auswirken

Verschiedene Trends wirken sich so stark auf den öffentlichen Verkehr und den Güterverkehr aus, dass der Eisenbahnsektor eine neue Gestalt erhält

01. Dezember 2021Sandip Dalvi

Die Bahn: Herausforderungen und Chancen

Ob Bus oder Bahn, der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist von den weltweiten Bemühungen zur Eindämmung von Covid-19 stark betroffen. Die deutlichste Folge ist ein Rückgang der Mobilität, der die Einnahmen schmälert. Und da Homeoffice zur Regel wird, ist es unwahrscheinlich, dass diese Einnahmen bald wieder das Niveau von vor der Pandemie erreichen. Der Eisenbahnsektor spielt jedoch nach wie vor eine wichtige Rolle dabei, den Austausch und die Mobilität in der Gesellschaft zu gewährleisten. Außerdem kann die Schiene dazu beitragen, Unterbrechungen in den Lieferketten zu beheben.

Corona-Pandemie – nur ein Aspekt unter vielen

Mann sitzt im Zug mit einer Maske auf dem Telefon und schaut aus dem Fenster

Neben den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie auf den Eisenbahnsektor spielen auch andere Entwicklungen eine wichtige Rolle.

In einem traditionell unterfinanzierten Sektor erlangt ein Bedarf an vermehrten Investitionen in moderne Infrastruktur aufgrund der Kombination von öffentlichen Subventionen, privater Finanzierung und zahlreichen Interessengruppen – die oft unterschiedliche Prioritäten haben – zusätzliche Komplexität.

Im Jahr 2020 wurde der Markt für den Güterverkehr auf der Schiene auf 247,39 Mrd. US-Dollar geschätzt und man geht davon aus, dass er von 2021 bis 2026 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von etwa 2 % verzeichnen wird. Der Trend zum 3D-Druck könnte die Notwendigkeit für den Materialtransport aus verschiedenen Quellen verringern, da mehr Produkte als Fertigerzeugnisse hergestellt werden.

Eine potenziell disruptive Wirkung für die Zukunft der Bahn können auch neue Arten der Personenbeförderung haben, wie etwa autonome Fahrzeuge.

Vor diesem Hintergrund sind effiziente und zugängliche Schienennetze wichtiger denn je – insbesondere wenn man bedenkt, dass der Verkehr eine Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels spielen muss.

Wie können nun die Eisenbahnbranche und entsprechende Verkehrsunternehmen auf globale Trends reagieren?

Zunehmende Urbanisierung 

Städtische Gebiete werden zunehmend zu größeren Metropolnetzen zusammenwachsen und zu Megaregionen werden. Im Jahr 2020 lag die Urbanisierung in Europa bei 75 % und damit nur noch hinter Nordamerika (82 %) sowie Lateinamerika und der Karibik (79 %) zurück.

Durch die rasche Bevölkerungszunahme in Großstädten und Megaregionen wird der Druck auf Bahnsysteme und andere Verkehrsmittel des ÖPNV noch steigen.

Mit dem zunehmenden Personen- und Güterverkehr in diesen Regionen wird die Überlastung des Verkehrssystems zu einer wachsenden Herausforderung.

Der Bahnsektor kann durch verstärkte Digitalisierung mit der zunehmenden Urbanisierung Schritt halten. Durch die Integration von Systemen, Vernetzung, den Einsatz moderner Analysemethoden und Effizienzsteigerung können die Anbieter öffentlicher Verkehrsmittel mit derselben Infrastruktur in Megaregionen mehr Kapazität schaffen und einen effektiveren Stadtverkehr gestalten.

Die Auswirkungen des Brexit auf den Schienenverkehr

2019 bis 2020 erzielte die britische Eisenbahnbranche Einnahmen in Höhe von 20,1 Milliarden Pfund, wobei mehr als die Hälfte davon im Personen- bzw. Nahverkehr erwirtschaftet wurden. Doch mit den Beschränkungen der Einwanderung und der Freizügigkeit europäischer Touristen dürften künftig die Fahrkartenumsätze zurückgehen.

Und da der Arbeitskräftemangel eine geringere Mobilität und einen geringeren Transfer von Qualifikationen zwischen der EU und Großbritannien zur Folge hat, wird die Fertigstellung großer Infrastruktur-Projekte wie HS2 behindert.

Aufgrund des schwankenden Werts des britischen Pfunds können Produkte von Herstellern, die nur die Bezahlung in Euro akzeptieren, für britische Eisenbahnunternehmen teurer werden.

Jetzt, da die praktischen Aspekte der Handelsbeziehungen zu Großbritannien deutlicher zutage treten, werden Unternehmen, die im und mit dem Eisenbahnsektor tätig sind, weiterhin eine Vielzahl rechtlicher Auswirkungen bewältigen müssen.

In Deutschland hat die staatliche Deutsche Bahn ihre Pläne für eine Veräußerung des internationalen Tochterunternehmens Arriva verschoben.

Autonome Züge

Sehr schneller Zug in einem futuristischen Design

Im Oktober 2021 brachten die Deutsche Bahn und Siemens den ersten autonomen Zug der Welt auf den Markt. Bahnbetreibern ermöglicht Automatisierung ein verbessertes Angebot für Fahrgäste, ohne dass neue Strecken gebaut werden müssen.

Andere Länder werden dem Beispiel Deutschlands folgen. Die französische Eisenbahngesellschaft SNCF will im Jahr 2023 den Prototyp eines autonomen Zuges vorstellen.

Und Japans Bahnbetreiber kündigten Pläne an, fahrerlose Hochgeschwindigkeitszüge zu testen, da sie mit einem schrumpfenden Arbeitskräfteangebot zu kämpfen haben.

Autonome Züge haben unter anderem folgende Vorteile:

  • Ökologische Vorteile – fahrerlose Züge sind energieeffizienter, da beim Bremsen Energie besser zurückgewonnen wird.
  • Höhere Zuverlässigkeit – autonome und vernetzte Züge sind widerstandsfähiger und können besser auf Gefahren reagieren.
  • Wirtschaftliche Vorteile – ein geringerer Energieverbrauch bewirkt Kosteneinsparungen, und dank des automatisierten Zugbetriebs können Betreiber die Kapazität erhöhen und die Zughäufigkeit besser auf die Nachfrage zu Spitzenzeiten abstimmen.

Zweifellos werden andere Länder diesen Trend im Bereich Mobilität aufgreifen.

Das Gespenst der Internetkriminalität

Aufgrund der zunehmenden Technologie-Abhängigkeit der Branche steigt die Gefahr durch Cyberangriffe auf Bahnsysteme. Im Jahr 2020 wurde ein Schweizer Hersteller von Eisenbahnerzeugnissen Opfer eines Cyberangriffs, bei dem die Hacker versuchten, das Unternehmen zu erpressen.

Im selben Jahr wurde auch der staatliche spanische Eisenbahninfrastrukturbetreiber Adif von einer Ransomware-Bande erpresst.

Cyberangriffe auf wichtige Eisenbahninfrastrukturen können nicht nur ein Verkehrschaos verursachen, sondern auch Leben in Gefahr bringen. Möglich sind auch schwerwiegende finanzielle und regulatorische Folgen, da die Bahnbetreiber und Verkehrsbetriebe mit Bußgeldern belegt werden könnten oder Verträge unter Umständen nicht verlängert werden.

In dem Maße, wie alte Eisenbahnsysteme durch moderne Ökosysteme überbrückt oder abgelöst werden, nimmt auch die Angriffsfläche exponentiell zu. Neue Technologien, vor allem der Digitalisierung, bergen somit nicht nur Chancen, sondern auch Risiken. Folglich gewinnt das Thema Cybersicherheit für den Sektor zunehmend an Bedeutung und wird auch künftig hohe Priorität genießen.

Grüne Eisenbahnen für saubere Luft

Der öffentliche Verkehr spielt eine entscheidende Rolle bei der Abwendung künftiger Krisen infolge der globalen Erwärmung. Untersuchungen der C40-Städte zeigen, dass wir möglicherweise die Klimaziele des Pariser Abkommens verfehlen, wenn wir bei unseren Bemühungen um einen ökologischen Wandel die Bedeutung des öffentlichen Verkehrs vernachlässigen. Nachhaltige Mobilität ist keine Option, sondern nahezu unumgänglich.

Investitionen in den öffentlichen Verkehr können Arbeitsplätze und wirtschaftlichen Wohlstand schaffen und zum Aufbau einer starken und florierenden Wirtschaft in den Städten beitragen. Ein höherer Anteil der öffentlichen Verkehrsmittel an der Mobilität kommt auch der Gesundheit der Menschen zugute.

Welche Beispiele für den Trend zu umweltfreundlicheren Eisenbahnen gibt es in der Branche? Es wird verstärkt in die Elektrifizierung des Schienenverkehrs investiert, wodurch der Verbrauch von fossilen Kraftstoffen in Zukunft zurückgehen wird. Und die schottische Verkehrsbehörde Transport Scotland hat sich verpflichtet, den Personenverkehr auf der Schiene bis 2035 zu dekarbonisieren.

Deutschland investiert jährlich 3 Milliarden Euro, um sein gesamtes Eisenbahnnetz umweltfreundlicher zu gestalten, und auch der italienische Eisenbahnbau wird immer grüner.

Das Kundenerlebnis im Blickpunkt

Das Fahrgasterlebnis wird immer wichtiger, und Mobility as a Service (MaaS) ist nur einer der Faktoren, die zur Revolutionierung des Verkehrswesens beitragen. Digitale MaaS-Plattformen helfen sowohl den Reisenden als auch den Anbietern, die verfügbaren Transportmöglichkeiten optimal zu nutzen, indem sie intelligente Lösungen für Fahrkartenverkauf, Streckenführung, Datenmanagement und Echtzeit-Reiseinformationen bieten.

Auch wenn 5G-Konnektivität keine Garantie dafür ist, dass die Züge pünktlich sind, wird eine schnelle und zuverlässige Vernetzung in Form von WLAN-Konnektivität in der Zukunft zunehmend als entscheidend für die Kundenzufriedenheit angesehen.

Digitaler Wandel der Eisenbahn 

Mobiler Fahrkartenverkauf mit dezidierten Mobilitäts-Apps, die außerdem aktuelle Informationen über Abfahrzeiten und mehr anzeigen, sowie andere Smartphone-gestützte Technologien erleichtern das tägliche Pendeln. Kombiniert man sie mit Big Data, können Routen und Fahrpläne im öffentlichen Nahverkehr optimiert werden.

Eine smarte Verkehrsregelung sorgt für einen sicheren und effizienten Verkehrsfluss. So stellen öffentliche Verkehrsmittel gegenüber dem motorisierten Individualverkehr – etwa privaten Pkw – die bessere Option dar.

Technologietrends im Bahnsektor sind unter anderem:

  • Big Data und modernste Analysewerkzeuge zur Optimierung von Routen und Frachtmix und zur Unterstützung der Betriebsplanung
  • Asset Tracking und Zustandsüberwachung mit digitaler Vernetzung, modernsten Sensoren und Dashboards
  • Vorausschauende und präskriptive Zug- und Gleisinstandhaltung mit KI-gestützter Analytik
  • Standortinspektionen mithilfe von Mobilitäts- und Cloud-Infrastruktur
  • Drohnen und UAV (unbemannte Luftfahrzeuge) für die Inspektion von Gleisen und Schieneninfrastruktur

Blockchain und sensorgestützte IoT-Technologien für revolutionäre digitale Anwendungen in den Bereichen Frachttransport auf der Schiene, Versicherung, Rechnungsstellung, Dokumenten- und Identifikationsmanagement sowie Lieferkettenmanagement über mehrere Zwischenhändler.

Zusammenfassung

Die Pandemie hat gezeigt, wie sehr die Weltwirtschaft auf einen reibungslosen öffentlichen Verkehr und eine intelligente Logistik angewiesen ist. Auch andere Trends, die sich auf den Mobility-Sektor auswirken – wie die zunehmende Urbanisierung und die steigende Nachfrage nach Gütertransport – bieten erhebliche Chancen. Der Eisenbahnsektor kann einen großen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten.

Technologie kann dem Eisenbahnsektor helfen, die Kapazität zu erhöhen, die Betriebseffizienz zu steigern und das Fahrgasterlebnis zu verbessern. T-Systems bietet verschiedene Produkte an, von der Technologieberatung über Konnektivitätslösungen bis hin zu vollständig gemanagten Technologiediensten. Entdecken Sie unsere Angebote und kontaktieren Sie uns.

Zur Person
Sandip Dalvi – Industry Marketing Experte für Travel, Transport & Logistics

Sandip Dalvi

Industry Marketing Experte für Travel, Transport & Logistics, T-Systems International GmbH

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