Lieferketten sind heute noch viel zu oft durch mangelnde Transparenz, menschliche Fehler, fragmentierte Daten in Silos und begrenzte oder fehlende Automatisierung bestimmt. Sie sind oft (zu) kosten- und arbeitsintensiv und reagieren empfindlich auf interne sowie externe Faktoren wie Inflation, politisches Klima, Kriege oder Naturkatastrophen.
Nehmen wir als Beispiel einen Erdbeerjoghurt. Denn bereits dieses einfache Produkt zeigt die Komplexität der Supply Chain deutlich:
Ein Erdbeerjoghurt setzt sich aus etwa zwölf Bestandteilen zusammen:
Der Mais für das Etikett stammt aus China. Der Holzleim kommt aus Kanada, das Weißblech aus Indien, die Milch aus Deutschland, die Erdbeeren aus Polen. Allein bei Naturgütern wie diesen können bis zu 10.000 Kleinbauern involviert sein. Vom produzierenden Unternehmen muss der Joghurt ins Supermarkt-Kühlregal – natürlich unterbrechungsfrei gekühlt, bruchsicher verpackt sowie schnell und kostengünstig.
Kompliziert? Noch lange nicht. Eine weitaus komplexere Lieferkette zeigt sich, wenn die finanziellen Transaktionen aller beteiligten Parteien und Unternehmen auf dem Weg vom Erdbeerfeld bis in den Supermarkt zusätzlich ins Spiel kommen. Die Boston Consulting Group schätzt, dass an einer Transaktion zur Handelsfinanzierung mehr als 20 Unternehmen und Financial Services beteiligt sind, die mit bis zu 20 verschiedenen Dokumenten zu tun haben. Und jetzt stellen Sie sich statt eines Joghurts einen komplizierteren use case wie ein Auto vor, das aus 10.000 Einzelteilen besteht.
Hinzu kommt: Die jüngsten Krisen haben den Druck auf die Lieferketten und das Supply Chain Management deutlich erhöht. Hohe Lieferkosten, stark steigende Preise und unsicherere Finanzierungsströme entlang der globalen Supply Chains sorgen für ein Stühlerücken im internationalen Handel. Weil Handelswege nicht mehr wie gewohnt funktionieren, weil Beschaffungssicherheit jetzt an erster Stelle steht und weil „Just-in-time“ Produktion kein Dogma mehr ist. Die Folgen: Produktionsstandorte werden verlagert, Lagerbestände erhöht, neue Lieferketten entstehen. Das erfordert neben einer hohen Liquidität auch die Optimierung sowohl der finanziellen als auch der physischen Prozesse entlang der Lieferketten.
In diesem Umfeld haben T-Systems und die Commerzbank ihre Technologie- und Finanzkompetenz gebündelt, um diese gewaltigen Herausforderungen für Unternehmen zu lösen. Der Technologie-Konzern und das Finanzinstitut haben dafür gesorgt, dass alle Prozesse, bei denen finanzielle Transaktionen oder Dienstleistungen eine Rolle spielen, automatisiert und die Zahlungsziele right in time erfolgen. Und haben dank digitaler Lösungen die physische mit der finanziellen Lieferkette zusammengebracht.
IoT (Internet of Things) Based Automated Finance, kurz: IBAF, ist eine auf Smart Contracts, Distributed Ledger Technologies (hier: Blockchain) und einem offenen Ökosystem basierende Lösung. Sie verknüpft die finanzielle mit der physischen Lieferkette und sorgt für fehlerfreie Process Automation, mehr Resilienz sowie Zeit- und Kostenersparnis. Ein bisher einmaliger Ansatz, der weit über gängige Automation- sowie Track- und Trace-Lösungen für Warenein- und -ausgänge hinausgeht. IoT Based Automated Finance ist in der Lage, an jedem Punkt der Lieferkette unterschiedliche Arten von Datentriggern entgegenzunehmen, um sie damit verwendbar zu machen: ob IoT-Signale verschiedener IoT Devices, Daten aus dem Warenmanagementsystem oder Informationen aus digitalen Lieferscheinen und damit auch vertragliche Informationen. Dabei funktioniert die Lösung für moderne Lieferketten branchen- und produktagnostisch.
Das Herzstück der IoT Based Automated Finance-Lösung ist der IBAF-Core auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie (Blockchain), in dem alle relevanten Informationen aus den diversen Datentriggern zusammenlaufen. Hier kommen Smart Contracts zum Einsatz, die alle Datenpunkte intelligent miteinander verknüpfen. Diese lösen bei Vorliegen aller vorher definierten Datenpunkte automatisch eine vorab festgelegte Banking-Aktion aus, zum Beispiel eine Zahlung nach den im Smart Contract definierten Zahlungszielen oder weiteren Vereinbarungen zwischen den Vertragspartnern. Zentral für die Kommunikation zwischen den Systemen ist die Nutzung von Standard-Schnittstellen wie zum Beispiel APIs. Damit ist eine flexible, einfache Verbindung zum Beispiel zu den ERP-Systemen der Kunden und auch anderen Partnern im Supply-Chain-Ökosystem gewährleistet. Perspektivisch sollen diese Smart Contracts dann auch über Low-Code- bzw. No-Code-Anwendungen ganz einfach anpassbar und personalisierbar werden.
Die Nagel Group, Unternehmen für Logistik in Deutschland, hat die IBAF-Lösung bereits erfolgreich getestet. Ziel war es, den Abrechnungsprozess zwischen der Nagel Group und den jeweiligen Transport-Subdienstleistern zu automatisieren, um manuelle Abrechnungsprozesse signifikant zu reduzieren. Wenn man bedenkt, dass dies durchschnittlich täglich 120.000 Transportaufträge betrifft, die ein Volumen von in etwa 500.000 Lieferscheinen haben, lässt sich erahnen, welches Potenzial IBAF für die Nagel Group freisetzt: „Wenn wir unsere Idee des Smart Contracts umsetzen könnten, wäre das eine revolutionäre Veränderung. Alle Vereinbarungen werden mit allen Beteiligten definiert und auf der Blockchain dokumentiert. Sind alle Trigger erfüllt, wird alles automatisiert ausgeführt: von der Auftragszuteilung an einen Subunternehmer bis zur Rechnungsauszahlung“, sagt Michael Lütjann, der CIO der Nagel Group.
Wer den gordischen Knoten entlang der gesamten Supply Chain lösen möchte, hat mit IBAF nun alle Möglichkeiten in der Hand. Denn diese erstmalige Verknüpfung der physischen mit der finanziellen Lieferkette senkt nicht nur den Zeitaufwand, Kosten und Risiko, sondern bietet zahlreiche weitere Vorteile:
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