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Ein Hochhaus mit einem Windrad und Solarpanels vor dem Fenster, im rechten Bildwinkel ein Ast mit grünen Blättern

Nachhaltigkeit wird die neue Business-Maxime

Strategische Ansätze begegnen regulatorischen Anforderungen.

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Immer drängender wird die Notwendigkeit, den Klimakollaps der Erde zu vermeiden. Auf die Zeit der Diskussion folgen nun konkrete politische Vorgaben, die Auswirkungen auf die Unternehmensrealität haben. Digitalisierung spielt eine wichtige Rolle auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft. 

Von der Forstwirtschaft auf die politische Agenda

1713 gilt als das Geburtsjahr der Nachhaltigkeit. Damals führte der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz den Begriff im deutschen Sprachraum ein. Nachhaltigkeit – das verstand er als ein forstwirtschaftliches Prinzip, das auf die natürliche Regenerationsfähigkeit des Waldes setzt. Entnommene Baumsubstanz und nachwachsende Biomasse sollten sich die Waage halten.  

Ende des 20. Jahrhunderts erlebte der Begriff eine Renaissance. Angesichts ungebremsten Wirtschaftswachstums und Bevölkerungsexplosion, aber auch sich häufender schlechter Nachrichten über Ozonloch, schmelzende Eismassen, Raubbau am Amazonas und Co. schlich sich das Thema immer weiter auf die Agenden von politischen Entscheidern. 

Die Politik reagiert – ambitionierte Ziele für weniger CO2 

Die intensive Diskussion um die globale Erderwärmung schließlich mündete in konkreten politischen Vorgaben, um den Kohlendioxid-Ausstoß zu reduzieren. 2021 setzte sich beispielsweise die Europäische Kommission ehrgeizige Ziele für die Umsetzung des Green Deal. Mit dem Maßnahmenpaket Fit for 55 sollen die Netto-Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent reduziert werden (gegenüber dem Basisjahr 1990). Ein klimaneutrales Europa bis 2050 ist die Vision. 

Mit verbindlichen politischen Vorgaben – auch auf der Ebene der europäischen Länder – sind nun auch Branchen und Unternehmen in der Pflicht, das Thema Nachhaltigkeit auf ihren Business-Agenden abzubilden. Im Juni 2021 hat auch der Bundestag ambitioniertere Klimaschutzziele beschlossen. Statt 50 Prozent sollen nun 65 Prozent der CO2-Emissionen bis 2030 eingespart werden. Für 2045 wird in Deutschland die Klimaneutralität angepeilt. 

Die umgangssprachliche Bezeichnung klimaneutral bedeutet keineswegs, dass keine Treibhausgase mehr erzeugt werden. Bei Klimaneutralität wird das durch die Geschäftstätigkeit erzeugte CO2 kompensiert – häufig durch ein finanzielles Engagement wie beispielsweise die Unterstützung von Aufforstungsprojekten oder den Kauf von Emissionszertifikaten. Dem hingegen gelten direkte Aufforstungsinitiativen von Wäldern oder für den Erhalt von Mooren, die CO2 verarbeiten oder binden als Net-Zero-Maßnahmen: Sie neutralisieren CO2, entziehen der Atmosphäre Treibhausgas. Übrigens verbrauchen auch Meerespflanzen, vor allem einzellige Algen, erhebliche Kohlendioxid-Mengen. Damit sind die Weltmeere die zweite grüne Lunge der Erde – und bieten auch ein interessantes Kompensationsfeld bzw. Neutralisierungsfeld. 

Nachhaltigkeit wird Unternehmensrealität

Rohre mit Druckmesser zum Ablesen

Erhebliche Energieeinsparungen können im Rechenzentrumsbetrieb erzielt werden, wenn die herkömmliche Luftkühlung durch eine Wasserkühlung ergänzt wird.

Nachhaltigkeit wird in diesen Rahmenbedingungen zu einer neuen Maxime für alle Unternehmen – und damit auch ein Bestandteil der Unternehmensstrategien. So erwartet die Bundesregierung beispielsweise von der Energiebranche eine Reduktion des CO2-Footprint um knapp 60 Prozent bis 2030 (gegenüber 2019), von der Industrie immerhin 35 Prozent. 

Für die Energiebranche bedeutet das: mehr Strom aus erneuerbaren Energien. Ein weiterer zentraler Hebel ist zudem eine höhere Energieeffizienz. Doch selbst derartige Engagements sind nicht immer erfolgreich. Neben Energie und Industrie ist der Verkehr der größte CO2-Produzent. Er erzeugte 2020 150 Millionen Tonnen des Treibhausgases und ist für etwa 18 Prozent der CO2-Belastung verantwortlich. Der Verkehrssektor muss im Zeitraum von 2020 bis 2030 eine Reduktion von 65 Millionen Tonnen CO2 zur Erreichung der Klimaziele beitragen.

Die derzeitige Bilanz: Bis 2019 ist im Vergleich zu 1990 noch kein signifikanter Rückgang der verkehrsbedingten Emissionen zu verzeichnen. Den Reduktionen durch effizientere Antriebe stand ein Mehr an Individualverkehr gegenüber, die die Effekte der Energieeffizienz „auffraßen“. Am 1. Januar 2021 waren 14 Prozent mehr Fahrzeuge zugelassen als noch zehn Jahre zuvor. Der Trend geht zum Zweit- und Drittwagen. 

Mehr Menschen, mehr Konsum, mehr Hunger nach Energie 

Die gute Nachricht: Für die Region Europa prognostiziert die International Energy Agency eine Reduktion des Primärenergieverbrauchs zwischen 2018 und 2040: ein Minus von 277 Millionen Tonnen Erdöl-Äquivalenten (Mtoe). Die schlechte Nachricht: Europa ist keine Insel. Insgesamt erwartet der World Energy Outlook 2019 einen Anstieg des weltweiten Primärenergieverbrauchs um 24 Prozent.   

Entscheidend dafür ist der Anstieg der Weltbevölkerung von 7,602 Millionen auf 9,172 Millionen sowie die weiter zunehmende Wirtschaftsleistung. Mit dem Anstieg der Bevölkerung in den Entwicklungs- und Schwellenländern geht ein vermehrter Hunger nach Energie einher. Allein Indien wird fast viermal so viel Energie zusätzlich verbrauchen wie Europa einspart (925 Mtoe). 

Nachhaltigkeitsinitiative Digitalisierung 

Mehr Energieeffizienz, aber auch Vermeidung von Energieeinsatz, sind wichtige Komponenten einer nachhaltigen Zukunft. Genau wie die Digitalisierung. Das stellt unter anderem der Digital with Purpose-Bericht der Global Enabling Sustainability Initiative (GeSI) fest. „Die ICT-Branche spielt eine entscheidende Rolle, um Fortschritte bei der Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen“, hält Luis Neves von der Nachhaltigkeits-Organisation fest.  

Er ist mit seiner Meinung nicht allein: Eine aktuelle Studie des Bitkom fand heraus, dass 69 Prozent der Bundesbürger glauben, dass sich das 1,5-Grad-Ziel ohne Digitalisierung nicht erreichen lässt. Drei Viertel der Befragten nahm den Standpunkt ein, die Digitalisierung stelle eine Chance für das Klima dar. 

Der IT-Verband unterstreicht diese Aussage mit einer weiteren Studie: Die Klimaeffekte der Digitalisierung kommen zu dem Schluss, dass der gezielte und beschleunigte Einsatz digitaler Lösungen in den kommenden zehn Jahren die CO2-Emissionen um bis zu 152 Megatonnen verringern kann. Das entspricht etwa einem Fünftel der heutigen Emissionen – und damit etwa 40 Prozent des kompletten Einsparziels. Brutto. 

Denn Digitalisierung ist in puncto Energieverbrauch und CO2-Emission ein zweischneidiges Schwert. Die ICT-Industrie leistet durchaus auch ihren Beitrag zur Erzeugung des „Klimagases”. Experten gehen von etwa drei bis vier Prozent der globalen Kohlendioxid-Last aus. Demgegenüber steht aber ein CO2-Einsparpotenzial von 15 bis 20 Prozent. Unter dem Strich bleibt ein klares Plus für das Klima – insbesondere, wenn die Rechenzentren, aus denen Dienste bereitgestellt werden, mit grünem Strom betrieben werden.  

Das erlaubt Unternehmen wie Microsoft, Google oder Sky, die einen Großteil ihrer Leistungen digital erbringen, für das Jahr 2030 Netto-Nullziele anzukündigen – mit anderen Worten: Sie kompensieren Ihren CO2-Footprint nicht nur, sondern sie produzieren gar kein Treibhausgas mehr. Der Segen der digitalen Wertschöpfung. Allerdings sollte dabei beachtet werden, dass auch die Erzeugung von erneuerbaren Energien Emissionen erzeugt und die CO2-Produktion entlang der Lieferkette (so genannte Scope-3-Emissionen, s.u.) nur bedingt kontrollierbar sind – Neutralisierung wird also vermutlich auch in diesen Net-Zero-Ankündigungen eine Rolle spielen. 

In einem Kundenprojekt für ein High-Performance-Rechenzentrum konnten die Berater von Detecon Energieeinsparungen von 30 Prozent realisieren. Dabei wurde im Rechenzentrum eine Gangeinhausung installiert. In der Kombination mit einer Reduktion der Lüfterdrehzahl entstand eine signifikant höhere Energieeffizienz. 

Nachhaltigkeitsmanagement erfordert strategische Ansätze 

Aber was sollen Unternehmen tun, deren Wertschöpfung physisch erfolgt? Auch Maschinenbauer, Automobilbauer, Logistiker, die Industrie oder auch öffentliche Verwaltungen brauchen Strategien, um den grünen Erwartungen gerecht zu werden. Vermehrt werden Berater der Detecon mit solchen Fragestellungen in verschiedenen Industrien konfrontiert. „Wir merken deutlich, dass Nachhaltigkeit durch die nunmehr sehr konkreten Rahmenbedingungen auf den Agenden der Geschäftsführungen angekommen ist“, erklärt Steffen Roos, Managing Partner Detecon. 

Gemeinsam mit den Kunden entwickeln die Berater von Detecon Nachhaltigkeitskonzepte und -strategien, bei denen Digitalisierung eine zentrale Rolle spielt. „Es ist wichtig, dass Unternehmen den Nutzen von digitalen Technologien und Nachhaltigkeitsanforderungen zusammenführen. Doch dazu ist ein umfassendes Rahmenwerk notwendig, das die Komplexität beider Themen sowie des gesamten Ökosystems berücksichtigt und gegeneinander austariert.“ 

Detecon setzt für die Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie auf einen erprobten Ansatz in sechs Schritten. Zunächst wird dabei der Geltungsbereich einer individuellen, ökologischen Nachhaltigkeitsstrategie abgesteckt (Schritt 1). Dabei werden in Anlehnung an das Greenhouse Gas (GHG) Protocol drei Bereiche (Scopes) unterschieden. Emissionen, die das Unternehmen selbst erzeugt (Scope 1), indirekte Emissionen, die das Unternehmen auslöst (Scope 2) und Emissionen, die entlang der Wertschöpfungskette entstehen (Scope 3).  Nachhaltigkeitsberichte müssen heute bereits über Scope 1 und 2 transparent Auskunft geben. Scope-3-Berichte sind – noch – freiwillig, werden aber vom Unternehmensumfeld immer häufiger verlangt. 

Auf Basis belastbarer Werte für den aktuellen CO2-Fußabdruck (Schritt 2) können dann realisierte Ziele definiert werden (Schritt 3). Um die Ziele zu erreichen, werden passende Maßnahmen implementiert – inklusive Roadmap und Monitoring von Erfolgskennzahlen (Schritt 4). Über ein Governance-Konzept wird die Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie verankert (Schritt 5).  

„Wie in anderen Veränderungsprozessen auch, rundet ein effizientes Change Management das Nachhaltigkeitsprogramm ab“, resümiert Roos (Schritt 6). Dabei sollten Unternehmen stets berücksichtigen, dass Nachhaltigkeit nicht an den Werkstoren endet – auch Partner und Supplier müssen einbezogen werden. „In einer vernetzten Wertschöpfung ist das nur natürlich“. 

Nachhaltigkeit durch Remote Support 

Ein Arbeiter hält ein Tablet in der Hand, das virtuelles Werkzeug projiziert.

Gezielter und beschleunigter Einsatz digitaler Lösungen kann helfen, CO2-Emissionen zu reduzieren

Die Nachhaltigkeitsstrategie mündet dann in konkreten Initiativen. Ein „heißer“ Kandidat für solche Initiativen sind Virtual-/Augmented-Reality-Szenarien für den Remote Support. Für einen Maschinenbauer realisierte Detecon ein Remote-Support-Szenario für das Servicepersonal. Dabei kam eine HoloLens zum Einsatz. Die HoloLens bezieht den Servicemitarbeiter aus Deutschland direkt in die Vor-Ort-Situation in Abu Dhabi ein und ersetzt damit eine langwierige, teure und wenig nachhaltige Anreise. Ein Mitarbeiter des Kunden in der Fabrik in den Vereinigten Arabischen Emiraten nutzt die Hololens und projiziert das Umfeld nach Deutschland. Der Servicemitarbeiter des Maschinenbauers kann das Vorort-Personal damit bei Reparaturen oder Wartungsarbeiten unterstützen. 

Bei einer Flugstrecke von etwa 6.000 Kilometern spart der Einsatz der HoloLens 1,5 Tonnen CO2 pro Flug ein. Wenn bei der Produktion und dem Betrieb der HoloLens sechs Tonnen CO2 anfallen, amortisiert sich das Szenario bereits nach vier Sessions. Eine Komponente fällt angesichts der ideologischen und regulatorischen Diskussionen um Nachhaltigkeit aber häufig unter den Tisch: die positiven finanziellen Aspekte. Neben vermiedenen Energiekosten können digitale Lösungen auch direkt in den Einsatzbeispielen Kosten reduzieren. Das zeigt eine einfache Skalierung des HoloLens-Beispiels. 

Über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg entstehen für den Einsatz von zehn HoloLenses für 100 Mitarbeiter Kosten von ca. 390.000 €. Diese setzen sich zusammen aus Hardware (35.000 €), Personalkosten (90.000 €) und Betriebskosten (65.000 €). Dazu kommen 200.000 € an Lizenzkosten – derzeit der größte Block. Demgegenüber stehen bei vier Wartungs- bzw. Reparaturvorfällen in einer konservativen Schätzung 48.000 € für die Reisezeit des Servicepersonals und 363.000 € für die Reise-Organisation und direkte Kosten. Unter dem Strich eine Einsparung von 21.000 €. 

Unternehmen können jetzt Maßnahmen ergreifen, um ihren CO2-Fussabdruck zu reduzieren und gleichzeitig finanzielle und öffentlichkeitswirksame Vorteile zu erzielen. Egal, ob kleine oder große Maßnahmen – was zählt, ist auf den Nachhaltigkeitspfad einzuschwenken und kontinuierlich voranzuschreiten. Unternehmen können dies selbst realisieren oder spezialisierte Partner einbeziehen.

Wie in diesem Fall VR/AR sind Künstliche Intelligenz, das IoT und Big Data Analytics weitere Hebel, die den Carbon Footprint von Unternehmen zukünftig immer weiter reduzieren werden. So wie es fortschreitende Technologien waren, die es ermöglichten, den Herstellungsprozess weltweit verbreiteter Massenprodukte immer umweltverträglicher zu machen – vor allem durch simple Reduktion der dafür nötigen physischen Rohstoffe bis hin zu deren vollständiger Dematerialisierung.    

Erinnern Sie sich noch an die Schellackplatte? – Hergestellt aus einem unappetitlich klingenden Gemisch aus den Ausscheidungen einer Blattlausart (Schellack), Gesteinsmehl, Ruß und gemahlenen Tierhaaren oder Baumwollflocken wog sie bis zu 400 Gramm. Ihren Nachfolger aus Vinyl – im Schnitt nur noch 120 Gramm schwer – lösten Tonbänder und Cassetten ab. Von da an über CDs und Mini Discs bis zum Audio-File von heute ist die eine Geschichte. Vom Grammophon über Plattenspieler, Tonbandgeräte, Walkmen und Disc Player zum Streaming die andere. 

Diese Entmaterialisierung von Dienstleistungen, Prozessen und Produkten wird für Unternehmen eine völlig neue Welt von Geschäftsfeldern eröffnen, die ihren CO2-Fußabdruck mittels Digitalisierung und Virtualisierung schon konzeptionell minimieren. Im so genannten Metaversum. Manch einer mag von der Büchse der Pandora sprechen, aber die Tür dorthin ist längst geöffnet. So stellte der Trendreport von Deutschlands größter Wirtschaftszeitung Anfang des Jahres einfach lakonisch fest: „Das Metaverse ist gekommen, um zu bleiben“. 

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