Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab: Extremwettersituationen, Flutkatastrophen, schwere Stürme. Doch es gibt einen Lichtblick: So einschneidend die Ereignisse, so groß ist die Hilfsbereitschaft vieler, die professionellen Einsatzkräfte spontan zu unterstützen. Doch wie kommen Helfende effektiv zum Einsatz? Eine Möglichkeit: die sozio-technische Lösung KatHelfer. Im Frühjahr 2025 soll die Plattform an den Start gehen.
Der Klimawandel führt immer häufiger zu Umweltkatastrophen. Professionelle Einsatzorganisationen wie Feuerwehr, Katastrophenschutzorganisationen, Rotes Kreuz und weitere gehen an ihre Grenzen, um Menschen in diesen Ausnahmesituationen zu helfen. Und so kommt jede zusätzliche Hilfe gelegen: Der engagierte Einsatz Freiwilliger für die Menschen vor Ort ist oft überwältigend. Spontanhelfende organisieren sich in sozialen Netzwerken oder über Messenger-Dienste, um die Einsatzkräfte zu unterstützen. Doch damit die Hilfe dort ankommt, wo sie gebraucht wird, bedarf es einer gut abgestimmten Organisation mitten im Chaos. Denn sonst vergeht wertvolle Zeit, bis Freiwillige mit den benötigten Fähigkeiten an den richtigen Stellen sind.
In Deutschland entwickelt ein Projekt-Team von 25 Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung, Rettungsdiensten und der Bevölkerung unter Leitung von T-Systems deshalb seit 2023 die sozio-technische Lösung KatHelfer. 2024 wurde die Lösung mehreren Praxistests unterzogen und mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen weiterentwickelt. Die vom Bundesforschungsministerium geförderte Lösung soll im Frühjahr 2025 auf den Markt kommen und Länder und Kommunen künftig dabei unterstützen, freiwillige Hilfskräfte besser zu koordinieren.
KatHelfer soll Ländern und Kommunen die Möglichkeit geben, das Engagement freiwilliger Helfer besser zu nutzen. Denn die technische Gesamtlösung beinhaltet einerseits eine Schnittstelle für Apps wie zum Beispiel Messenger, andererseits kann sie Einsatzzentralen vernetzen und die digitalen Prozesse von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) unterstützen. KatHelfer stellt ein zentrales IT-System bereit, welches in bereits bestehende Warn- und Helfersysteme eingebunden werden kann und in Krisenlagen automatisiert Aufgaben an Spontanhelfende vermittelt.
Bei der Entwicklung haben sich die beteiligten Partner auf einen nutzerfreundlichen, einfachen Zugang für die Freiwilligen konzentriert. Denn wenn der Ernstfall eintritt, muss es schnell und bequem sein, sich zu registrieren und die Lösung zu nutzen. Die Freiwilligen geben ihre Fähigkeiten, verfügbaren Ressourcen und mögliche Einsatzzeiten an, während die Behörden den Bedarf an Unterstützung und mögliche Einsatzorte eintragen. Mittels eines Matching-Algorithmus werden dann Hilfesuchende und Helfende effizient zusammengebracht. Die detaillierten Eingaben helfen, die Hilfskräfte bestmöglich zu verteilen. Die registrierten Freiwilligen erhalten über einen Chat Aufträge und können sich mit den koordinierenden Behörden austauschen. Dabei nutzt die Plattform für die Kommunikation Kanäle, die Nutzer meist schon auf ihrem Smartphone haben, wie WhatsApp, Signal oder Telegram. Kathelfer ermöglicht so eine schnelle Mobilisierung und Koordination. Freiwillige können auf diesem Weg ohne größeren Verzug in ihren Einsatz starten.
Das System, das nach bundesweiten Standards umgesetzt wird und zahlreiche Schnittstellen zu anderen Anwendungen erhält, wird zudem für Polizei, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk offen sein, um Einsätze für Freiwillige hinzuzufügen. KatHelfer könnte so zu einem Standard wie beispielsweise die NINA-App werden. Und nicht nur bei extremen Naturkatastrophen helfen. Auch in kleineren Krisen wie an Hitzetagen kann KatHelfer wertvolle Hilfe leisten. Die Lösung soll durch ihre Funktionen und Bedienbarkeit überzeugen und möglichst flächendeckend in Deutschland zum Einsatz kommen. Je mehr Organisationen und Einsatzleitstellen die Plattform nutzen und ihren Bedarf kommunizieren, desto wertvoller wird sie in Krisensituationen.