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Bild zeigt Erde, links eine kleine Pflanze und rechts daneben eine leuchtende Glühbirne

Wachstum geht auch grün

Gastbeitrag von Telekom CEO Timotheus Höttges

Telekom CEO Timotheus Höttges über eine Digitalisierung, die Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch weitgehend entkoppelt und die Chance, Unternehmen besonders in die Pflicht zu nehmen.

Portrait von Timotheus Höttges

Timotheus Höttges, CEO der Deutschen Telekom

Katrina oder Sandy, Andrew oder Lothar: Der Klimawandel hat viele Namen. Erst Anfang Februar, war es Sabine, die mitten im kalendarischen Winter gleichwohl 13° warme Orkanböen mit 170 km/h über Deutschland hinweg jagte. Der Klimawandel ist real und zu weiten Teilen menschengemacht. Und er hat massive Auswirkungen: Tausende Tote, entvölkerte Landstriche, Milliarden Schäden. 

Wie zwingend nötig es ist, den CO2-Ausstoß und damit die Erderwärmung zu begrenzen, liegt auf der Hand. Wir leben von der Substanz. Schon 2017 wurden weltweit mehr Ressourcen verbraucht, als wir innerhalb eines Jahres durch neue ersetzen können. Ein Großteil dieses Verbrauchs wird aber nicht von Privathaushalten verursacht. Sondern von Unternehmen. Jede Klimapolitik muss darum immer die Unternehmen mit in den Blick nehmen. Gleichzeitig muss allen Wachstumskritikern klar sein: Die Bürgerinnen und Bürger werden kein ökonomisches Konzept akzeptieren, das nicht auch Wohlstand und Wohlfahrt mit sich bringt und vor allem die Teilhabe daran sichert.

Wachstum ohne Ressourcenverbrauch

Dieses Konzept hat einen Namen: Soziale Marktwirtschaft. Nur sie schafft Wohlstand und Teilhabe. Das Dilemma ist: Auch sie folgt einem (herkömmlichen) Wachstumskonzept. Und Wachstum bedeutet nun mal Ressourcenverbrauch und damit – meistens – CO2-Ausstoß.

Wie kann es also gelingen, Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch so weit wie möglich zu entkoppeln? Die Antwort lautet meines Erachtens: Konsequente Digitalisierung. Denn die Digitalisierung hat drei Merkmale, die uns bei der Lösung unserer Herausforderungen helfen:

  1. Digitale Produkte entwickeln sich exponentiell. Daher nimmt ihre Nutzbarkeit rapide zu, während der notwendige Ressourceneinsatz pro Produkt kaum steigt und sich daher „gegen Null“ bewegt. Das Phänomen wurde zum Beispiel von Jeremy Rifkin als „Null-Grenzkosten-Gesellschaft“ beschrieben. Kosten und Verbrauch von Ressourcen sind hierbei aber eng gekoppelt.
  2. Digitalisierung bedeutet Entmaterialisierung und ist daher gleichbedeutend mit Ressourcenerhalt. Ein Beispiel: Aus einem Schlüssel wird eine App. Schon brauchen wir kein Metall mehr als Rohstoff, keine Maschinen mehr für dessen Verarbeitung und auch keine Energie, um die Maschinen zu betreiben, die bis dato den Schlüssel produzierte. 
  3. Die Digitalisierung macht die „Sharing Economy“ möglich, die wiederum eine deutlich verbesserte Nutzung der vorhandenen Güter ermöglicht. Ein Auto zum Beispiel ist in erster Linie zum Fahren da. Aber 92 Prozent seiner Zeit ist es irgendwo geparkt. Ist es sinnvoll, in ein Auto und den entsprechenden Unterhalt zu investieren, wenn wir ein Fahrzeug auch mit Freunden oder Nachbarn teilen können? Und wäre das nicht auch nachhaltiger?

Stilles, grünes Wachstum

Schon heute sorgt die Digitalisierung durch ihre Eigenschaften für das, was ich als „stilles, grünes Wachstum“ bezeichnen würde. Still, weil etwa Car-Sharing oder die Nutzung von Online-Enzyklopädien wie Wikipedia Kosten sparen oder gar kostenlos sind. So steigern sie unseren Wohlstand und Lebensstandard, sind aber bei der Bemessung unseres Bruttoinlandsprodukts kaum mehr greifbar. Das (digitale) Wachstum ist da, aber es zeigt sich nicht an den Kennziffern, die wir verwenden. Es entstehen also ganz neue Dimensionen der Effizienz.

Ein plastisches Beispiel dafür ist auch die Energiewirtschaft. 30 Prozent der Stromenergie in den EU-Ländern soll bis Ende dieses Jahres aus Sonne, Wind und Wasser kommen. Wir als Telekom gehen sogar so weit, dass wir bis 2021 konzernweit 100 Prozent unseres Stroms aus erneuerbaren Energien beziehen und auch die sonstigen Emissionen aus Gas, Öl und anderen Energieträgern reduzieren. In zehn Jahren werden wir so unsere CO2-Emissionen um 90 Prozent gegenüber 2017 reduziert haben. Weltweit übrigens. Weil auch unsere internationalen Konzerntöchter, wie T-Mobile in den USA – um schon mal gleich eine der ganz großen zu nennen –, in unser Konzernklimaschutzziel einbezogen werden. 

Es reicht aber nicht, weitere Windkraftwerke und Solaranlagen zu bauen. Es geht auch um die effiziente Stromverteilung. Die Versorger müssen wissen, wo, wann und wie viel Energie gerade produziert und vor allem wo sie gebraucht wird. So genannte Smart Grids können in allen Phasen der Stromlieferkette eingesetzt werden. Sie werten Energie-, Verbraucher- und Umweltdaten aus und können so effektiv Angebot und Nachfrage vorhersagen und steuern.

„Die Energiewende geht nur digital.“ 

Timotheus Höttges, CEO Deutsche Telekom AG 

Die Energiewende geht also nur digital, aber „digital“ kann noch mehr. Die Unternehmensberatung Accenture hat kürzlich die Studie „Eine Vision für Europas digitale Zukunft“ herausgebracht. Demnach kann die Digitalisierung nicht nur zur Lösung umweltbedingter Probleme beitragen. Sie bietet auch Antworten auf weitere drängende Fragen wie die der Bildung, der Gesundheit, der Ernährung. Durch konsequente Anwendung digitaler Technologien könnte der CO2-Ausstoß um 34 Prozent gesenkt werden. Durch Car-Sharing könnte die Zahl benötigter Fahrzeuge um 35 Prozent gesenkt werden. Gleichzeitig sorgen intelligente Verkehrsleitsysteme für weniger Staus in den Städten. Die Telekom zum Beispiel kooperiert bereits mit 50 Städten bei „Smart Parking“. Per App werden Autofahrer direkt zu freien Parkplätzen geleitet, stundenlanges im Kreis fahren entfällt. „Smart Farming“ oder Online-Universitäten sind weitere Beispiele für enorme Potentiale.

Falsch wäre es allerdings, der Digitalisierung und damit den digitalen Unternehmen per se einen grünen Unbedenklichkeitsstempel zu verpassen. Die Digitalisierung kann Probleme lösen, aber sie schafft auch neue. Etwa den Elektroschrott, der durch kurzlebige technische Geräte wie Smartphones entsteht. Rund 100 Millionen alte Mobilfunkgeräte liegen immer noch irgendwo in deutschen Schubladen. Ressourcen, die recycelt werden könnten.

Elektroschrott und Energieverbrauch

Oder der Energieverbrauch. Wäre das Internet ein Staat, stünde es Greenpeace zufolge in der Liste der Länder mit dem höchsten Stromverbrauch auf Platz sechs. Also muss es der Digitalwirtschaft unter anderem darum gehen, immer effizientere Rechenzentren zu bauen. So wie das der Telekom in Biere bei Magdeburg, das 30 Prozent weniger Energie verbraucht als herkömmliche Rechenzentren – und wieder ausschließlich „grüne Energie“. Unsere reisebedingten Emissionen haben wir bereits um 34 Prozent reduziert. Statt ins Flugzeug zu steigen, nutzen wir mehr Videokonferenzen.

Insgesamt also spart Digitalisierung bis zu zehn Mal mehr Energie ein, als sie verbraucht. Sie ist darum ein wichtiger Baustein, wenn es darum geht, Klimaziele nicht nur zu verabreden, sondern auch einzuhalten. Und zwar ohne, dass die Menschen dadurch an Wohlstand einbüßen. Im Gegenteil: Vieles wird sogar leichter, besser und zugänglicher.

Der Wirtschaftswissenschaftler Milton Friedman hatte mit seinem berühmten Zitat „The business of business is business“ unrecht. Es geht längst um mehr. Unternehmen müssen sich im „Dreieck der Nachhaltigkeit“ bewegen. Sie müssen Ökonomie, Ökologie und Soziales zusammenbringen. Und die Politik muss dafür den Rahmen setzen. Nur dann haben Unternehmen eine gute Zukunft. Und nur dann hat auch der Planet Erde eine gute Zukunft.

Autor: Timotheus Höttges
Fotos: Deutsche Telekom

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