Die Automobilindustrie steht vor gewaltigen Herausforderungen: technischen, wirtschaftlichen und sozio-ökologischen. Raus aus der Verbrenner-Technik, rein in die Elektroauto-Welt; Digitalisierung der Geschäftsprozesse auf allen Ebenen mit Hebeln wie Cloud Computing und Künstlicher Intelligenz. Gleichzeitig sind neue Wettbewerber auf dem Markt erschienen, die technisch und preislich Druck auf die etablierten Unternehmen ausüben. Und der Preiswettbewerb geht weiter: Denn das Auto ist immer weniger Statussymbol. Pferdestärken wurden abgelöst durch Systeme, die den Fahrgast möglichst sicher, komfortabel und unterhaltsam zum Ziel bringen.
Beim Auto wird die Software immer mehr zur Kernkomponente. Sie steuert zentral Antrieb, Fahrwerk und Infotainment. Durch das Trennen von Soft- und Hardware in Kombination mit der Vernetzung der Fahrzeuge ergeben sich für den Lebenszyklus des Produktes ganz neue Möglichkeiten: Over-the-Air-Software-Updates verbessern permanent das Auto oder fügen neue Funktionen hinzu. Und das vernetzte Auto kann künftig immer mehr mit anderen Fahrzeugen kommunizieren – oder etwa mit Ampeln. Die Datenmengen nehmen zu und damit auch der Bedarf an großen, flexiblen Datenspeichern wie Cloud Computing. Und die Künstliche Intelligenz bringt die PS auf die Straße.
Wir werden Ideen immer schneller umsetzen können, wahrscheinlich häufig innerhalb eines Tages. Und nicht nur bei Apps, sondern auch bei der Software im Auto.
Eine der erstaunlichsten Entwicklungen ist Künstliche Intelligenz: Erst war KI die bessere Antwort-Maschine, dann hat sie Bilder und Videos kreiert. Jetzt kann die KI über eine Frage nachdenken und relativ komplexe Lösungen entwickeln. Wir setzen Agentic AI etwa für das Programmieren von Kunden-Apps ein. In zwölf Minuten haben wir auf Basis unseres AI Engineers mehrere Funktionen für die App programmiert wie: „Auto finden“, „Licht an“ und „Klimaanlage einstellen“. Eine Minute dauerte die Definition der Aufgabe, sechs Minuten brauchte die KI zum Programmieren und fünf zum Testen. Entstanden sind drei Apps, nämlich für iOS, Android und eine WebApp sowie ein Modul für das Backend. Insgesamt 30.000 Dateien hat die KI geschrieben, fast 250 Megabyte an Daten. Dafür hätten wir im klassischen Arbeitsmodus gut und gern sechs Monate gebraucht. Und dies ist erst der Anfang. Wir werden Ideen immer schneller umsetzen können, wahrscheinlich häufig innerhalb eines Tages. Und nicht nur bei Apps, sondern auch bei der Software im Auto.
Die Trennung von Hard- und Software beim Auto birgt riesige Chancen. Ist das Auto vernetzt, ist es immer up-to-date. Auch wenn das Fahrzeug fünf Jahre alt ist, ist es softwaretechnisch auf dem neuesten Stand – wie beim PC. Möglich machen dies Software-Updates durch die Luft. Klingt trivial, ist es aber nicht. Und ich weiß, wovon ich rede: Wir betreuen rund 30 Millionen Fahrzeuge weltweit in Sachen Over-the-Air-Updates. Es ist eine Choreographie. Wann erhält welches Fahrzeug welches Update? Das hängt etwa von der Zeitzone ab und der Nutzung. Gleichzeitig haben wir noch einen technischen Kniff in petto: Wir übertragen nur die Änderungen in der Software, nicht das ganze Softwarepaket wie häufig üblich. Damit sparen wir bis zu 97 Prozent an Programmcodes und Zeit. Dann lesen Autofahrer immer weniger den Hinweis „Software-Update – bitte warten“, wenn sie auf den Startknopf drücken.
Mit den Software-Updates treten aber auch neue Hürden auf: Ist das Update sicherheitsrelevant, kann die Betriebserlaubnis erlöschen. Da reicht schon eine Änderung am Spurhalteassistenten. Das erfordert eine erneute Schleife über das Kraftfahrtbundesamt für die Zulassung – Fachsprech: Homologation. Die stand bislang für jedes Fahrzeugmodell nur einmal an, jetzt können Fahrzeuge durchaus jeden Monat mehrere Updates erhalten, die auch mal sicherheitsrelevant sind. Die Homologation muss also viel rascher erfolgen.
Aber auch das kann Digitalisierung lösen: Virtuelle Tests von unzähligen Fahrsituationen in der Cloud verkürzen die Erprobung. Somit unterstützt die Cloud automatisierte Prozesse wie die kontinuierliche Validierung und Homologation von Software-Updates über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs. Durch die Skalierbarkeit der Cloud können wir diese Prozesse effizient für eine große Anzahl von Fahrzeugen durchführen. Und T-Systems ist das einzige Unternehmen, dass sowohl Informationstechnik als auch Kommunikation aus einer Hand, von A bis Z, für das Software defined Vehicle anbieten kann.
Digitalisierung beginnt schon am Reißbrett: Beim Entwerfen eines neuen Autos oder einer neuen Produktionshalle. Teams aus Designern, Ingenieuren, Lieferanten und sogar Kunden arbeiten immer häufiger zusammen am neuen Fahrzeug. Product Lifecycle Management (PLM) bietet dafür einen strukturierten und systematischen Ansatz für das Verwalten des gesamten Produktlebenszyklus – vom Konzept über die Entwicklung bis zum Ende der Nutzungsdauer.
Mit NVIDIA Omniverse planen Teams neue Werkshallen. Der digitale Zwilling bildet nicht nur den Raum ab, sondern auch alle Maschinen und Menschen. T-Systems hostet NVIDIA Omniverse auf einer sicheren, DSGVO-konformen europäischen Cloud-Plattform. Das Unternehmen übernimmt die Migration und das Management der Plattform für Kunden. Damit kann etwa die Abwärme von Maschinen im Raum simuliert werden. Das zeigt dann, ob die Abluftsysteme richtig dimensioniert sind und auch an der richtigen Stelle sitzen. Dies senkt bis zu 30 Prozent der Baukosten, und der Produktionsstart gelingt plangemäß.
Aber auch wenn die Werkhalle steht, hilft das NVIDIA Omniverse weiter. Neue Produktionslinien für neue Modelle? Neue Roboter an der Linie? Neue Aufgaben für die Mitarbeitenden? Der digitale Zwilling bildet Mensch und Maschine ab. So können die Planer alle Konstellationen ausloten und die beste Lösung finden.
Noch ein Beispiel für Digitale Zwillinge: der Battery Pass. Er dokumentiert künftig den gesamten Lebenszyklus eines Stromspeichers bis zum Recycling. Ab Februar 2027 ist er Pflicht für alle Batterien mit mehr als 2 kWh, die in der EU auf den Markt kommen. Er ist Ökolabel und hilft gleichzeitig, den Restwert einer Batterie zu bestimmen und sie fachgerecht aufzubereiten oder zu entsorgen. Dafür teilen Zulieferer, Batterie- und Fahrzeughersteller ihre Informationen über Datenräume wie Catena-X. Auf Basis von GAIA-X-Prinzipien stellt T-Systems zudem sicher, dass sowohl die Herkunft der Daten als auch die Daten selbst verifizierbar sind.
Die Automobilindustrie arbeitet traditionell mit vielen Zulieferern zusammen. Die Anforderungen an die Ausfallsicherheit der Lieferkette ist hoch. Dazu kommen das Einhalten von Vorschriften, die Nachhaltigkeit und das Erfüllen aufsichtsrechtlicher Vorgaben. Damit wächst der Informationsbedarf. Wer heutzutage Daten übermittelt, weiß nicht, was damit passiert. Abhilfe schafft eine souveräne Dateninfrastruktur wie das Datenökosystem Catena-X für die Automobilindustrie. Dabei bleiben Daten stets beim Besitzer. Er teilt die Daten nur über das Internet und räumt dabei bestimmte Rechte ein. Dieser so genannte Datenraum folgt den Regeln von Gaia-X. Telekom ist Gründungsmitglied von Catena-X, T-Systems ist an der Betreibergesellschaft Cofinity-X beteiligt und stellt dafür Kerndienste bereit.
Cloud Computing ist längst Standard in Unternehmen geworden. Die größten Anbieter sitzen alle in den USA. Und so kollidieren die Gesetzgebungen der USA mit denen in Europa, was Datenschutz angeht. Aber es gibt auch Lösungen für die souveräne Cloud aus Europa: Das Rechenzentrum befindet sich dann in Europa und der Betrieb liegt in den Händen europäischer Mitarbeiter. Darüber hinaus ist die Hardware geprüft, und die Software basiert auf Open Source. So etwa bei der Open Telekom Cloud von T-Systems.