Souveräne Datenräume ermöglichen das selbstbestimmte Teilen von Daten über Unternehmensgrenzen hinweg. Der European Rail Data Space (ERDS) beispielsweise legt mit einem sicheren und interoperablen Daten-Ökosystem ein digitales Gleisbett für den Bahnverkehr der Zukunft. Vom digitalen Informationsaustausch sollen Zugbetreiber genauso wie Systemlieferanten, Fahrzeughersteller sowie lokale Transportunternehmen oder Ticketdienstleister profitieren.
Zwei Themen ziehen sich durch mein Berufsleben: Mobilität und Digitalisierung. Immer sehe ich mich mit dieser Frage konfrontiert: Welche Vorteile ergeben sich, wenn Unternehmen ihre Daten teilen? Tatsächlich können sie durch sicheren und gezielten Datenaustausch echten Mehrwert erzielen. Mich freut es, dass meine Kollegen gerade die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Bahn mit dem European Data Space ihre Prozesse künftig effizienter und nachhaltiger gestalten kann und wir in Deutschland und Europa bei der Mobilitätswende eine Schippe drauflegen. Denn T-Systems sorgt im neuen Datenraum für technische Stabilität, europäische Datensouveränität und Datenschutz. Ich finde es einen schönen Gedanken, dass unsere Arbeit uns auch privat als Bahnkunden nutzt, weil wir dank der Intelligenz, die in den Daten steckt, künftig schneller und zuverlässiger ans Ziel kommen.
Klar ist: Wenn wir das Transportmittel Bahn attraktiver machen möchten, wenn künftig mehr Menschen in den Zug statt ins Auto steigen sollen, dann muss sich das Angebot der öffentlichen Mobilität verbessern. Das lässt sich nur erreichen, wenn wir die Digitalisierung des öffentlichen Verkehrs vorantreiben. Sie ahnen schon, was wir dazu brauchen: Daten. Über den European Rail Data Space (ERDS) lassen sie sich sicher, nahtlos und souverän teilen. Damit wird sich der neue Datenraum zum Gleisbett des digitalen Fortschritts im Bahnverkehr entwickeln. Ein Konsortium führender Player der Bahnbranche hat sich der Initiative von Knorr-Bremse, des Weltmarktführers für Bremssysteme, bereits angeschlossen, darunter Bahnbetreiber sowie Infrastruktur- und Technologieanbieter. T-Systems unterstützt das Projekt mit einem innovativen „Framework“. Wir stellen Tools und Prozesse zur Verfügung, damit alle Beteiligten ihre Daten teilen können. Die Dateninfrastruktur selbst verbleibt bei den Kunden.
Die Verkehrsbranche muss in den kommenden Jahren große Herausforderungen bewältigen. Die Politik steht unter Druck, denn europäische Initiativen wie der EU Green Deal und das Trans-European Transport Network (TEN-T) verlangen, dass sich der Verkehr zunehmend von der Straße auf die Schiene verlagert. Die Bahnindustrie selbst muss ihre Prozesse nachhaltiger und effizienter gestalten. Eine gesteigerte Effizienz bietet das Potenzial, um den Herausforderungen der Zukunft noch besser gerecht zu werden. Ein Beispiel: die hohe Ausfallrate. Die hat viele Ursachen: Zugtüren, die nicht schließen, Signalstörungen, defekte Verbindungen im Stellwerk. Die Liste ließe sich fortsetzen. Eine vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) böte Abhilfe – weil Bahnbetreiber potenzielle technische Probleme frühzeitig erkennen könnten. Dazu brauchen sie allerdings Zugriff auf Echtzeit-Diagnosedaten, die der Datenraum ERDS in Zukunft bereitstellt.
Das Wort Datenraum ist ein wenig irreführend. Wir bauen für den ERDS ein dezentrales Ökosystem auf. Darüber können alle Beteiligten ihre Informationen in Echtzeit teilen, ohne ihre Datensouveränität zu verlieren. Sie haben sich dazu auf gemeinsame Standards zum Datenaustausch verständigt. Das wichtigste Prinzip: Die wertvollen Informationen verbleiben bei den jeweiligen Eigentümern. Sie entscheiden, mit wem sie wann welche Daten teilen möchten. Im Bedarfsfall können die Partner die Informationen über eine sichere Peer-to-Peer-Kommunikation mit gemeinsamer Semantik und Datenhoheit weitergeben. Heißt: Souveränität verankern wir beim European Rail Data Space bereits im technologischen Design. Dank strenger Zugangskontrollen und Compliance-Maßnahmen setzt der ERDS neue Standards für Datensicherheit und -hoheit. Wir entsprechen damit auch den Vorgaben der International Data Spaces Association (IDSA) und von Gaia-X.
Unser Telekom Data Intelligence Hub (DIH) bildet das Fundament für den ERDS. Er stellt die dezentralen Verbindungen zwischen den Teilnehmern (peer-to-peer) zur Verfügung und garantiert Datensouveränität und Sicherheit. Dank offener Schnittstellen gewährleistet T-Systems die Interoperabilität zwischen den Akteuren. Über unsere Konnektoren lässt sich überprüfen, ob Datenstandards und Compliance eingehalten werden und ob der potenzielle Empfänger überhaupt autorisiert ist. Sie merken schon, dieses Projekt stellt besonders hohe Anforderungen an die Cloud-Expertise, Datenintegration und Cybersicherheit. Das ERDS-Konsortium benötigt eine stabile und skalierbare Infrastruktur, die sowohl den heutigen Betrieb als auch künftige Innovationen unterstützt. Bei der Aufgabe, die bestehenden Infrastrukturen erfolgreich in föderierte Datenräume zu integrieren, profitieren wir von unseren Erfahrungen mit anderen Data-Space-Initiativen wie etwa dem Leuchtturmprojekt Catena-X für die Automobilindustrie oder dem Mobility Data Space, bei dem der DIH auch schon im Einsatz ist.
Wie validieren wir die Datenqualität und Datenintegrität? Weil die eigentlichen Daten bei den Inhabern verbleiben, geschieht dies über die Metadaten. Dazu implementieren wir im Telekom Data Intelligence Hub die Metadaten-Validierungsprozesse. Auf dieser Basis können wir sicherstellen, dass alle Datensätze korrekt beschrieben und kategorisiert sind. Wir prüfen die Metadaten auf Vollständigkeit, Konsistenz und Kompatibilität. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die Datenstrukturen zwischen den verschiedenen Akteuren im ERDS interoperabel bleiben. Mit Echtzeit-Überwachungsfunktionen gewährleisten wir kontinuierlich die Integrität des Metadatenflusses. Diese Maßnahmen schaffen die Basis für den sicheren und effizienten Datenaustausch.
Der Telekom Data Intelligence Hub ist ein Framework für den sicheren und souveränen Datenaustausch, den wir auf die Bedürfnisse und Besonderheiten unterschiedlicher Branchen zuschneiden können. Denn jede hat ihre Besonderheiten. Beim European Rail Data Space finden sich beispielsweise viele traditionsreiche Unternehmen zusammen. Daher sehen sich meine T-Systems Kollegen häufig mit älteren IT-Strukturen konfrontiert. Aber die Teilnahme an einem Data Space darf nicht am Alter und Zustand eines Legacy-Systems scheitern. Deshalb kommt es in diesem Projekt auf unsere Integrationsexpertise an. Wenn die Mobilitätswende gelingen soll, müssen wir alle Beteiligten mitnehmen – unabhängig von ihrem aktuellen Digitalisierungsgrad.
Sie sollten sich den ERDS als offenes Innovationsumfeld vorstellen, mit dessen Hilfe die Akteure eine Vielzahl neuer Anwendungen entwickeln können. Oft wird dies in Kooperationen und mittels Co-Creation geschehen. Die Innovationen können anschließend über einen App-Store angeboten werden. Denkbar sind Predicitive-Maintenance-as-a-Service oder datenbasierte Mobilitätsservices genauso wie Lösungen für On-Demand-Verkehre oder dynamische Preisgestaltung. Besonders interessant und relevant auch für andere Industrien finde ich beispielsweise folgende Anwendungen:
Souveräne Datenräume sind für alle Branchen enorm wichtig, weil der Datenaustausch über Unternehmensgrenzen hinweg die Grundlage für Innovationen schafft, die ohne Vernetzung gar nicht möglich wären. Der European Rail Data Space bietet erhebliche Potenziale, um Flottenplanung, Bahnbetrieb, Wartung, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit zu optimieren. Umso besser, dass er auch im Einklang mit dem EU Data Act steht, der die Bedeutung der Datensouveränität unterstreicht. Denn sie wird künftig noch wichtiger werden, ist sie doch kein Luxus, sondern Grundvoraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit.