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Ein Kurier läutet an einem Hauseingang und hält ein Paket in der Hand

Sechs Trends in der KEP-Branche

Die Kurier-, Express- und Paketbranche verändert sich rasant. Lassen Sie uns einen Blick in die Zukunft der Logistik werfen

15. März 2022Sandip Dalvi

Die Geschichte der Kurier-, Express- und Paketbranche

Jahrhundertelang war das Wegenetz der Seidenstraße die Grundlage, um Waren zu transportieren. Noch heute können wir die Verbindungen der Seidenstraße über Land, Meer und Luft nachverfolgen. In mancher Hinsicht hat sich wenig geändert, denn der Wunsch nach Waren aus anderen Ländern besteht nach wie vor. Doch unsere Transportmethoden würden unsere Vorfahren erstaunen– von Drohnen, die lebensrettende Ausrüstung abwerfen, bis hin zu Lieferungen zum Mond.

Skalierbarkeit und Anstieg des E-Commerce

Screenshot der Preisliste

Die Covid-19-Pandemie hat die Einkaufsgewohnheiten der Verbraucher dramatisch verändert. Sie waren gezwungen, vom stationären Einzelhandel in die virtuelle Online-Welt zu wechseln. Eine Umfrage der Vereinten Nationen zeigt, dass diese Verschiebung bleiben wird. Und viele haben mehr Geld zum Ausgeben:
2021 hatten Menschen in Europa im Schnitt ein Einkommen von 15.055 Euro zur Verfügung, was einem Wachstum von 1,9% entspricht.
Diese beiden Faktoren haben zum starken Anstieg des E-Commerce-Geschäfts beigetragen. Der erwartete Aufwärtstrend im nächsten Jahrzehnt bietet auch für die KEP-Branche erhebliche Chancen. Skalierbarkeit wird immer wichtiger. Die Logistik muss neue und innovative Wege finden, um die Nachfrage zu befriedigen.

Eine Revolution in der Zustellung auf der letzten Meile

robert delivery

Lieferketten sind von Natur aus stark voneinander abhängig: Wenn ein Element ins Wanken gerät, kann die ganze Struktur wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Ein Bereich der Branche wandelt sich besonders stark: die letzte Meile, also der Transport von Waren von einem Verteilungszentrum zum endgültigen Bestimmungsort – der Haustür der Kunden.

Obwohl ein Paket durch Länder oder sogar Kontinente gereist sein kann, gleicht diese letzte, scheinbar kurze Strecke einem Marathon. Sie verursacht einen erheblichen Anteil von 53% der Kosten. Die Digitalisierung der letzten Meile kann zu einer höheren Lieferkapazität, Effizienzsteigerung und Kostensenkung beitragen.
Dies sind nur einige der Trends, die wir für die kommenden zehn Jahre prognostizieren:

Die Gig Economy – geprägt von befristeten Verträgen und Freelancern – wird durch die Sharing Economy ein bedeutender Teil des Arbeitsmarktes der letzten Meile sein.

Das Wachstum der Sharing Economy

Die Sharing Economy ist ein Peer-to-Peer-Geschäftsmodell für die Bereitstellung und Nutzung von Waren und Dienstleistungen, typischerweise über Community-basierte Online-Plattformen. Prominente Beispiele sind Airbnb und Uber, wobei Uber einen eigenen Begriff, nämlich „Uberisierung“, hervorgebracht hat.

Diese Uberisierung erreicht nun auch die Logistikwelt, insbesondere in folgenden Bereichen:

  • E-Commerce, bei dem selbstständige Fahrer die Lieferkapazitäten erhöhen, indem sie Lieferungen auf der letzten Meile ausführen
  • Shared Storage, wie beispielsweise DHL Spaces, wobei sich mehrere Unternehmen Flächen teilen, z.B. Lagerhaltung und Infrastruktur

„Logistikdienstleister können ihre Ressourcen teilen und von den sich daraus ergebenden Vorteilen profitieren – durch eine verbesserte Nutzung von Lagerflächen und Transportmitteln, effizientere Liefermethoden oder flexible Arbeitsmodelle“, erklärt Mario Zini, Country Manager (Italien) von DHL Global Forwarding.

Zini fügt hinzu: „Dabei ist die Sicherstellung von Rechenschaftspflicht und Transparenz jedoch entscheidend. Tatsächlich entwickelt sich die Technik oft schneller als die Normen. Unternehmen und Behörden müssen zusammenarbeiten, um relevante Rechte und Sicherheitsvorkehrungen zu schützen.“

Die KEP-Branche und der Umweltschutz

eCargo Plane which is getting loaded

Bei der COP26 – der 26. UN-Klimakonferenz – wurde kein Zweifel daran gelassen, dass alle, Privatpersonen wie Branchenvorreiter, eine entscheidende Rolle bei der Sicherung der Zukunft unseres Planeten spielen.
Natürlich ist das Thema Nachhaltigkeit für den Kurier-, Express- und Paketmarkt (KEP) nichts Neues. DHL hat beispielsweise 2008 GoGreen ins Leben gerufen – ein globales Umweltschutzprogramm.
Aber wie lassen sich die Ziele der COP26 und die Ambitionen des EU-Green Deals in der Logistik erreichen? Kann die KEP-Branche bis 2050 CO2-neutral werden? Auch hier kann DHL als Vorbild dienen: Das Unternehmen befördert Pakete in London mit Binnenschiffen und lädt sie dann auf motorisierte Fahrräder um, damit sie im letzten Teil der Supply Chain emissionsfrei zugestellt werden können.

Erst kürzlich gab DHL bekannt, in 12 vollelektrische eCargo-Flugzeuge zu investieren. Zudem baut das Unternehmen nachhaltige Standorte auf, um die höchsten BREEAM-Standards zu erfüllen.

Kundenerlebnis im Vordergrund

Paketzustellungsstatistiken aus den USA zeigen, dass Kunden immer anspruchsvoller werden:

  • Nur ein Fünftel ist bereit, die Pandemie als Auslöser für Lieferschwierigkeiten auf der letzten Meile zu akzeptieren
  • Für 46% ist die Zuverlässigkeit der Lieferung (also das zu erhalten, was sie erwarten) einer der wichtigsten Faktoren, die ihre Markentreue beeinflussen
  • 41% zählen eine schnelle Lieferung und die Nachverfolgbarkeit ihres Pakets während des Transports zu den wichtigsten Kriterien beim Online-Shopping

Amazon-Gründer Jeff Bezos hat die Messlatte für Lieferungen bis zur Haustür gelegt, indem er Geschwindigkeit, Echtzeit-Tracking-Informationen und problemlose Rücksendungen zum Standard gemacht hat. Dieser letzte Punkt ist entscheidend: Laut der National Retail Federation gab es im Jahr 2020 eine beachtliche Rücksendequote von 30% bei Online-Einkäufen. Da Online-Einkäufe stetig zunehmen, wird eine effiziente Rücksendelogistik in den kommenden Jahren ein Kerntrend für den KEP-Sektor und ein wesentlicher Bestandteil des Kundenerlebnisses sein.

Technologie – Treiber der KEP-Evolution  

Technologie ist jetzt für die Massen zugänglich. Auch bei kleineren Akteuren auf dem KEP-Markt mit begrenztem Budget kann Technologie dazu beitragen, das Erreichen von Zielen zu beschleunigen und einen schnellen ROI zu erzielen. Das Internet der Dinge sorgt dafür, dass sich die Kurier-, Express- und Paketbranche stark verändert. Nehmen wir als Beispiel RFID-Tags, die in Produkte und Pakete integriert sind. Die Pakete kommunizieren aktiv und passiv mit ihrer Umgebung und machen Liefernetzwerke agiler, indem sie Engpässe vorhersagen. Sie bieten auch einen Mehrwert, zum Beispiel indem sie Kunden Tracking-Informationen in Echtzeit anzeigen.

Mein persönlicher Favorit sind intelligente Warenlager – hochgradig datengesteuerte Umgebungen, die zahlreiche Technologien einschließlich IoT einsetzen. Hier werden Waren automatisch empfangen, verwaltet und für den Versand vorbereitet. Von intelligenten Lieferketten bis zur Blockchain – Ihre digitalen Möglichkeiten sind quasi endlos. Wir gehen davon aus, dass neue Technologien in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle in der KEP-Branche spielen werden. Die mutigsten Unternehmen können das Rennen – unabhängig von ihrer Größe – gewinnen.

Kurzzusammenfassung

Die hier skizzierten Trendthemen Skalierbarkeit, Zustellung auf der letzten Meile, Sharing Economy, Nachhaltigkeit und Kundenerlebnis haben eines gemeinsam: Sie werden zunehmend durch Technologie ermöglicht. Aber es wird auch Verlierer geben. Die Umstellung auf Online-Kanäle und digitale Kommunikation wird sich auf das Wachstum der Direktwerbung und damit auf die Postdienste auswirken. Im Zeitalter des Massen- und Überkonsums in den Industrieländern bringt dies geringfügige Umweltvorteile. KEP-Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle beim Schutz unserer Erde. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten für Diversifizierung und neue Geschäftsmodelle. Die Nachfrage nach grünen KEP-Diensten wird steigen, die Zukunftsaussichten sind gut.

Zur Person
Sandip Dalvi – Industry Marketing Experte für Travel, Transport & Logistics

Sandip Dalvi

Industry Marketing Experte für Travel, Transport & Logistics, T-Systems International GmbH

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