Bei meinem letzten Urlaub habe ich einen Künstler bei der Arbeit beobachtet: einen Barmixer, der mit ruhiger Hand fünf Schichten verschiedener Flüssigkeiten in ein winziges Glas füllte. Der Gast griff zu diesem so genannten Shooter und eine Sekunde später war die Arbeit des Barmixers Geschichte. Der wohlige Gesichtsausdruck auf dem Gesicht des Konsumenten war alles, was blieb.
Noch nie hingegen habe ich gesehen, dass der Gast oder die Gäste munter mitmischen. Eine Horde von Personen hinter der Bar, jeder fügt willkürlich Zutaten hinzu… und hinterher muss das jemand trinken. Sie können sich vorstellen, wie der Barkeeper das findet. Und derjenige, der das Ergebnis am Ende konsumieren soll. Zu viele Barmixer verderben den Drink…
Die Situation heute in Unternehmen bezüglich der IT ist dem „umtriebigen“ zweiten Szenario nicht unähnlich – mit dem Unterschied, dass der Barkeeper, bzw. die Corporate IT, versucht, Ordnung in das Chaos zu bringen: Der Traum von der 100-Prozent-Migration in die Public Cloud hat der Realität nicht Stand gehalten. Legacy-Systeme existieren weiter und müssen im Idealfall mit den neuen Cloud-Komponenten interagieren. Die Allokation und (fehlende?) Klassifizierung der Daten gibt vor dem Hintergrund regulatorischer Vorgaben Anlass zur Sorge. Die Applikationsentwicklung arbeitet nach Gutdünken auf den Plattformen, die am besten passen. Shadow-IT … Realität.
Natürlich sind das Momentaufnahmen – gerade im Angesicht unterschiedlicher Geschäftsmodelle, variierender IT-Bedeutung und -Nutzung hat jedes Unternehmen seine eigene Multi-Cloud-Geschichte. Unterschiedliche Strategien in puncto Cloud sowie verschiedene Anspruchsgruppen diversifizieren/individualisieren die Situation im Unternehmen. Auch hier gilt: Der Mix macht’s – und zwar die konkrete Ausgangslage mit ihren besonderen Herausforderungen.
Typische Fragestellungen, die die Situation im jeweiligen Unternehmen beschreiben, sind:
Application-Developer sind in der Ära der Digitalisierung eine rare und strategische Ressource im Unternehmen. Sie müssen für ihre Arbeit optimal ausgerüstet werden. Sie erwarten optimale Arbeitsbedingungen – was durchaus in ein Set (Mix) verschiedener Plattformen münden kann.
Business-User denken nur dann in Kategorien von Plattformen und Infrastrukturen, wenn man ihnen erklären muss, dass eine Business-Idee sich technisch nicht umsetzen lässt. Sie erwarten, dass ihre Ideen Realität werden, um dem Unternehmen Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.
Administratoren werden von der Vielfalt der Plattformen überrollt. Sie müssen komplette Landschaften bis in Bits hinein managen können und das möglichst automatisiert. Sie brauchen privilegierte Zugänge und Möglichkeiten, IT-Komponenten auch im granularen Bereich zu kontrollieren.
Budgetverantwortliche sind mitunter überwältigt von den Kosten, die ihnen am Monatsende präsentiert werden. Der Public-Cloud-Sprawl führt nicht häufig zu einer ungeregelten Nutzung von Ressourcen und erzielt dann unerwartet hohe Kosten. Für sie ist eine effiziente Kostenkontrolle von immenser Bedeutung.
Zwischen all diesen Anspruchsgruppen agiert die Corporate IT und versucht, die verschiedenen Ansprüche auszubalancieren. Zudem muss sie ständig kontrollieren, ob die IT-Governance eingehalten wird. Compliance-Anforderungen wie Datenschutz und Datensicherheit erfordern Transparenz und Eingriffsmöglichkeiten.
Die Lösung für die multiplen Herausforderungen von Business und IT in einer Multi-Cloud-Welt liegen in einem Framework-Ansatz für Multi- und Hybrid-Cloud-Management. Er muss drei Ebenen adressieren und modular verfügbar sein:
Das führt dazu, dass sich die Multi-Cloud-Welt aus einer Hand managen lässt. Die Barrieren zwischen den Private und Public Clouds verschwinden – die Plattform-Landschaft wirkt wie „eine Cloud“. Den verschiedenen Anspruchsgruppen im Unternehmen steht dann eine große Bandbreite von unterstützten Cloud-Technologien zur Verfügung, aus der beispielsweise die Application-Developer die für sie passenden wählen können. Für den Betrieb bedeutet das einen weiteren Flexibilitäts- und Effizienzgewinn: Applikationen werden einmal entwickelt und können bedarfsgerecht auf verschiedenen Plattformen betrieben werden. APIs sind der Schlüssel, um verschiedene Cloud-Plattformen weitgehend automatisiert zu verknüpfen. Administratoren profitieren vom Zugriff auf native Management-Tools (via Portale, APIs oder Command Line Interface). Die Corporate IT kann eine starke Data Governance durchsetzen.
Umsetzen lässt sich solch ein Konzept pragmatisch, wenn Unternehmen bei einer Private Cloud starten. Ganz nebenbei erhält die Private Cloud damit auch eine Public-Cloud-artige Funktionalität. Sie kann mit wesentlich höherer Flexibilität genutzt werden – bei gleichbleibend hohen Sicherheitsstandards. Die Private Cloud fungiert als zentrale Drehscheibe, an die die gewählten Public Clouds und die On-Premise-Ressourcen angebunden werden. Damit verwandelt sich die Multi-Cloud-Realität in einen geplanten und kontrollierten Hybrid-Cloud-Ansatz. Er ermöglicht Flexibilität und Kontrolle. Er verbindet nicht nur die „alte IT“ mit der „neuen IT“, sondern dient auch als Sprungbrett für die zukünftige Entwicklung der Plattform-Landschaft entsprechend der verschiedenen Bedürfnisse der Anspruchsgruppen im Unternehmen.
Für erste Versuche beim Cloud-Mixen empfehle ich Ihnen einen White Cloud: Füllen Sie 40 ml Wodka, 20 ml Kakaolikör, 60 ml Ananassaft und 20 ml Sahne in einen Cocktailshaker. Fügen Sie 4 Eiswürfel hinzu. 20 Sekunden schütteln. Ein Cocktailglas zu zwei Drittel mit zerstoßenem Eis füllen und die Flüssigkeit aus dem Shaker einfüllen. Wohl bekomm’s! Vielleicht ist Cloud-Mixing doch nicht so kompliziert.
Für komplexere Cloud-Mix-Anforderungen empfehlen wir Ihnen unser White Paper zu Future Cloud Infrastructure. Das enthält weiterführende Informationen über unseren Ansatz des Multi-/Hybrid-Cloud-Managements.