Hybrid ist das Schlagwort der Stunde. Zu Recht. Gerade im Umfeld von Arbeitsplatzsystemen für Kommunikation und Collaboration können hybride Ansätze, ein gemischter Private Cloud-/Public Cloud-Betrieb, klare Kostensenkungen erbringen.
Mein Nachbar hat einen großen schwarzen VW-Bus. Der kommt immer dann zum Einsatz, wenn er seine Söhne und deren Kumpels zum Fußball fährt oder wenn es auf große Urlaubsreise geht. Daneben steht ein weißer Golf, den er für Einkauf, Kino, Besuche nutzt. Und ganz hinten in der Garage steht eine Vespa. Damit geht es ins Freibad oder auf die individuelle Ausflugstour an heißen Sommertagen. Mit gutem Gewissen können wir seine Mobilitätsstrategie als hybrid bezeichnen.
Hybrid boomt, vor 20 Jahren gehörte „hybrid“ zum Geheimwissen von Botanikern und Chemikern. Heute ist hybrid überall … gesellschaftsfähig durch Autos, enterprise-relevant durch die Cloud. Immer wenn wir ein akademisch klingendes Wort für Mischmasch suchen, dann greifen wir zu „hybrid“.
Hybrid – das ist ein schöner Traum. In der Theorie versprechen hybride IT-Ansätze auch bei Arbeitsplätzen, für Kommunikation und Collaboration optimale Passgenauigkeit für die Anforderungen des Unternehmens. Hybrid – das bedeutet letzten Endes auch: „passend für die Echtweltsituation“. In der Theorie. In der Praxis taten sich Unternehmen lange Zeit schwer. Denn nur dadurch, dass man Wortmarken wie „hybride Strategie“ auf Folien bannt, ist natürlich noch kein hybrides Projekt umgesetzt.
Aktuell ändert sich das – wenngleich ich direkt anmerken muss, dass die erfolgversprechendsten (und am einfachsten zu realisierenden) Ansätze immer noch die sind, die aus einer Hand kommen. Wollen Unternehmen Kommunikation und Collaboration anbieterübergreifend aufstellen, bedarf es immer noch großer Integrationsbemühungen – viele Projektleiter können davon ein Lied singen. Tonart in der Regel in Moll.
Die hybriden Mehrwerte sind hinlänglich bekannt und sie entsprechen der gelebten Mobilität meines Nachbarn: das richtige Tool im optimalen Bereitstellungsmodell für das jeweilige Businessszenario. Was im Business-Umfeld noch dazu kommt (im Gegensatz zu meinem Nachbarn): die Kostensituation muss sich optimal gestalten. Sprich: möglichst niedrige Kosten bei maximaler Leistung.
Viele Jahre wurde die Public Cloud als Bereitstellungsmodell in dieser Hinsicht gepriesen. Und tatsächlich haben Kommunikations- und Collaborationdienste „aus der Cloud“ das Preisgefüge revolutioniert. Die Public Cloud mit ihren kostengünstigen, standardisierten Diensten – mittlerweile hat sich herausgestellt, dass das nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Allzumal im Business-Umfeld. Manche Unternehmen wollen nicht alles in die Public Cloud geben, manche können nicht. Und so bleiben unternehmensweite Pure-Public-Cloud-Ansätze in den meisten Fällen ein Wunschtraum, die zwar den Finanzbereich (und möglicherweise die IT-Abteilung) verzücken, aber Sicherheitsverantwortlichen und Juristen des Nachts Schweißperlen auf die Stirn zaubern. Nichtsdestoweniger – für manchen Mitarbeiter (wenn er denn nicht gerade ein CEO oder der Entwicklungschef ist) mag ein Public-Cloud-Arbeitsplatz ausreichend, funktional und sicher genug sein. Und das bringt uns direkt in die hybride Welt.
Die verspricht uns das optimale Kosten-/Nutzen-Verhältnis. Und tatsächlich …
Am Beispiel des größten Anbieters für Cloud-Arbeitsplätze (im Übrigen derselbe wie in der Prä-Cloud-Ära) Microsoft (mit Office 365) sieht das so aus: Nehmen wir einen Pareto-Ansatz, also 80 Prozent der Arbeitsplätze im kostengünstigen Public-Cloud-Modus und 20 Prozent der Arbeitsplätze aus einer Private Cloud, ergeben sich über den Daumen gepeilt Einsparungen von etwa einem Drittel (gegenüber einem reinen Private-Cloud-Ansatz). Das ist betriebswirtschaftlich signifikant. Der Haken: Microsoft bietet Office 365 nur als Public-Lösung an. Das private Office-365-Pakt muss von einem anderen Anbieter kommen. Und das bedeutet – obwohl „gleiche Software“ – Notwendigkeit zur Integration – typisch hybrid halt.
Die 30 Prozent (minus Integration) sind noch nicht die ganze Wahrheit. Rechnet man richtige große Szenarien mit über 20.000 Arbeitsplätzen erweist sich ein reiner Private-Cloud-Ansatz billiger als die reine Public Cloud. In dieser Größenordnung entstehen im Betrieb Economies of Scale, die spürbar werden. Allerdings – auch das sollte nicht verheimlicht werden – ist diese Betrachtung nicht ganz korrekt. Die Vergleichsrechnung bei der Public Cloud legt nämlich die Listenpreise für Office 365 zugrunde (8,80 € für eine Office 365 Business-Lizenz oder 10,50 € für Business Premium). Es ist durchaus vorstellbar, dass Microsoft bei einer derartigen Menge an Lizenzen preislich entgegen kommend wird.
Hybrid bietet durchaus deutliche Kostensenkungspotenziale und auch die vielgescholtene Private Cloud sollte aus Kostengesichtspunkten nicht von Vornherein ausgeschlossen werden. Die Cloud-Welt bietet immer mehr als eine Option. Also genau hinschauen. Komplizierter wird es natürlich im „erweitert hybriden“ Fall – also wenn Unternehmen beispielweise Microsoft Teams durch WebEx Teams ersetzen wollen. Das ist keineswegs unmöglich. Das kann für die User Experience großartig sein, für die Kosten jedoch … naja.