Was bewegt Entscheidungsträger dazu, auch in unsicheren Zeiten in Transformation und Innovation zu investieren? Die Pandemie hat die zunehmende Bedeutung der Digitalisierung gezeigt: Unternehmen mit stark digitalisierten Geschäftsmodellen kamen besser mit der Krise zurecht, während traditionellere Organisationen gezwungen waren, sich in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld schnell umzustellen.
Unternehmen ist sind sich heute mehr denn je darüber im Klaren, dass sie resilienter, flexibler, verantwortlicher, nachhaltiger, kunden- und mitarbeiterorientierter sowie effizienter werden müssen.
Die meisten Umfrageteilnehmer sehen in digitaler Innovation eine Möglichkeit, bestehende Prozesse oder Produkte, die Interaktion mit dem Ökosystem oder ihre Geschäftsabläufe zu optimieren.
Im Hinblick auf digitale Strategien ist das Kundenerlebnis nach wie vor ein wichtiges Ziel für Unternehmen. Die Zahl der Touchpoints nimmt stetig zu und auf einige davon haben Unternehmen keinen Einfluss. Um die Erwartungen ihrer Kunden zu erfüllen, müssen Unternehmen in der Lage sein, über alle Kontaktpunkte hinweg ein konsistentes Kundenerlebnis zu gewährleisten. Dies ist dabei nicht mehr nur auf den B2C-Bereich beschränkt, sondern gewinnt auch in B2B-Märkten zunehmend an Bedeutung. Auch im öffentlichen Sektor ist die Entwicklung digitaler Dienste sehr stark auf das Kundenerlebnis ausgerichtet.
Erkenntnisse über Kunden waren zwar schon immer wichtig, doch geht es bei neuen Ansätzen neben quantitativen auch um qualitative Aspekte. So sind beispielsweise Erkenntnisse über aktuelle und prognostizierte Präferenzen von Kunden, ihre Nutzung von Produkten und Dienstleistungen, ihre Markenwahrnehmung sowie die Zufriedenheit mit dem Support gefragt.
Ein wichtiges Ziel der digitalen Strategien von Unternehmen besteht darin, den Wert von Daten zu erschließen. Es überrascht nicht, dass valide und zuverlässige Daten im Mittelpunkt einer jeden digitalen Transformation stehen. Sie sind eine wesentliche Grundlage für viele Innovationsbereiche, etwa das Internet der Dinge (IoT), Künstliche Intelligenz (KI) oder Nachhaltigkeit.
Resilienz ist seit der Pandemie ein wichtiges Ziel für Unternehmen; unterbrochene Lieferketten und die Energiekrise haben gezeigt, wie Unvorhersehbarkeit zu Verwundbarkeit führen kann. Angesichts der drastischen und unerwarteten Herausforderungen haben transparentere und robustere Supply Chains sowie eine höhere Agilität und Flexibilität oberste Priorität für Unternehmen. Und da die zukünftigen Entwicklungen außerordentlich ungewiss sind, handelt es sich dabei nach wie vor um wichtige Ziele strategischer Initiativen.
Die Notwendigkeit, die digitale Supply Chain, Produkte, Daten und Workflows vor internen und externen Angriffen zu schützen, ist für die meisten Unternehmen inzwischen eine Selbstverständlichkeit. Unsere Studie spiegelt die hohe Bedeutung von Zielsetzungen im Zusammenhang mit Cybersicherheit wider. Auch wenn Cybersicherheit in der Regel als weniger distinkt angesehen wird als z. B. das Kundenerlebnis, so wird sie doch als „unverzichtbarer“ Investitionsbereich betrachtet.
Digitale Projekte haben in hohem Maße auch die Effizienz interner Prozesse zum Ziel. Die zunehmende Automatisierung trägt nicht nur dazu bei, die Effizienz zu steigern und die Fehlerquote zu verringern, sondern ist auch ein Mittel gegen den allgegenwärtigen Fachkräftemangel.
Aufgrund von wirtschaftlichem, gesellschaftlichem und regulatorischem Druck müssen Unternehmen in soziale Verantwortung und ökologische Nachhaltigkeit investieren. Zwar geben nur relativ wenige der Befragten an, dass diese Themen überhaupt keine Ziele seien – dennoch scheint es, dass Investitionen in diese Bereiche noch nicht in dem Maße mit „Innovation“ in Verbindung gebracht werden, wie es zu erwarten wäre. Diese fehlende Brücke zwischen Investition und Innovation überrascht. Neue Technologien unterstützen Nachhaltigkeitsthemen in vielerlei Hinsicht und sind oft eng mit Innovationszielen wie Transparenz in der Lieferkette, Effizienz oder einer besseren Datennutzung verbunden.
Allerdings zählte ESG nicht zu den Bereichen, denen am häufigsten eine zentrale Rolle für digitale Innovation zugeschrieben wurde.
Im Einklang mit den genannten Hauptzielen digitaler Strategien wird die Bedeutung von Innovation in Bereichen wie Kundenservice und -support wesentlich höher eingeschätzt. Auch in den Bereichen Dienstleistungen, Fertigprodukte, Produktions- und Betriebsprozesse, Lieferkettenmanagement und Logistik spielt digitale Innovation eine wichtige Rolle, um Ziele wie die Verringerung von Fehlern, die Verbesserung der Qualität von Produkten und Dienstleistungen, transparentere und robustere Lieferketten sowie eine Effizienzsteigerung zu erreichen.
Die IT-Abteilung wurde häufig als wichtiger Innovationsmotor genannt.Aber auch wenn die IT-Abteilung zweifelsohne ein Wegbereiter der meisten Digitalisierungsprojekte und oft sogar eine treibende Kraft ist, darf man nicht vergessen, dass fast die Hälfte der befragten Experten IT-Entscheidungsträger und somit in dieser Hinsicht vielleicht nicht ganz objektiv ist.
Im Gegensatz zu kundenorientierten Investitionen zählte die Verbesserung des Mitarbeitererlebnisses nicht zu den gefragtesten Innovationszielen, was angesichts des allgegenwärtigen Fachkräftemangels überrascht. Doch bei fast 75 Prozent der befragten Unternehmen ist digitale Innovation in Bereichen wie Arbeitsplatz, Zusammenarbeit oder Schulung ein zentrales oder wichtiges Ziel.
Generell wird das Potenzial weiterer Digitalisierung kaum in Frage gestellt. Auf die Frage nach Hemmnissen für digitale Innovation beklagte nur eine Minderheit der Befragten, dass ein digitales Geschäftsmodell oder ein überzeugendes Geschäftsszenario fehle. Auch eine mangelnde Unterstützung durch die Unternehmensleitung, organisatorische Hindernisse oder unrealistische Erwartungen der Interessengruppen zählten nicht zu den am häufigsten genannten Bedenken oder Herausforderungen, auch wenn einige Befragte diese Aspekte durchaus als Problem ansahen. Außerdem zeigten sich die Befragten zuversichtlich, dass die Kosten und die potenziell höhere Komplexität digitaler Initiativen beherrschbar seien.
Verschiedene Faktoren behindern jedoch die breitere Einführung neuer Technologien und digitaler Strategien:
„Never change a running system“ scheint immer noch allgemein Geltung zu haben. Bei der Einführung neuer Technologien haben fast 90 Prozent der Befragten mehr oder weniger ausgeprägte Bedenken hinsichtlich der Leistung oder Verfügbarkeit (oder in Bezug auf beides). Im Hinblick auf einen umfassenden Wandel waren Fragen der Sicherheit und der Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen schon immer einer der größten Knackpunkte; 46 Prozent der Befragten halten sie für ein großes Problem. Und beim Start von Innovationsprojekten wird die Einführung in großem Maßstab als erhebliche Herausforderung angesehen. Fast 90 Prozent der befragten Entscheidungsträger beklagten, dass die Überführung von Projekten aus dem Versuchs- oder Proof-of-Concept-Stadium in den Produktivbetrieb ein Problem darstellt, und fast 50 Prozent sehen darin ein großes Problem.
Der allgegenwärtige Fachkräftemangel in IT-Bereichen wie Cloud, KI oder Data Science und den damit verbundenen Geschäftsfeldern war zuletzt eines der am häufigsten beklagten Probleme und der wichtigste limitierende Faktor für breitere Innovations- und Transformationsansätze. Darüber hinaus werden das schwierige wirtschaftliche Umfeld und die Ungewissheit über die künftige Entwicklung eindeutig als Herausforderung angesehen. Während die Covid-19-Pandemie den digitalen Wandel beschleunigte, könnten die derzeit sehr unsicheren, ungünstigen wirtschaftlichen Aussichten zu einem allgemein vorsichtigeren Investitionsverhalten führen, was sich auch auf die digitalen Strategien auswirken dürfte.