Schnellere Automatisierung, optimierte Prozesse und höhere Sicherheit – all das, ist mit KI möglich. Doch Gartner schätzt, dass 50% der IT-Führungskräfte bis 2023 Schwierigkeiten haben, ihre KI-Projekte auf einen Produktionsreifegrad zu bringen. Es überrascht mich nicht, denn drei Erfolgskomponenten werden bei KI-Projekten oft unterschätzt: die menschliche Expertise, die richtigen Daten und ihr datenschutzkonformer Speicherort.
Die schöpferischen Qualitäten der Algorithmen sind bei meinen Kundenprojekten eher selten ein Thema. Umso mehr hat mich das Telekom Experiment „Beethoven X – The AI Project“ fasziniert, bei dem das Beethoven Orchester Bonn mit Hilfe von KI die 10. Sinfonie von Beethoven vollendet und als Weltpremiere aufgeführt hat. Mich interessierte vor allem die Qualität des Ergebnisses und inwieweit KI den Menschen bei Musik sowie Kreativität unterstützen kann. Wie menschlich ist Künstliche Intelligenz? Das Experiment zeigt, dass KI ohne den Menschen nicht existieren kann. Vielmehr ist das Zusammenspiel von Mensch und Technologie das Erfolgsrezept. KI bietet nur dann Mehrwerte, wenn sie vom Menschen richtig trainiert und eingesetzt wird. KI kann besser und schneller mit vielen Daten umgehen, Zusammenhänge erkennen und Fehler finden. Doch geht es um das Entscheiden nach Werten, um das Menschliche, zeigen sich die Grenzen der KI. Sie weiß eben nicht, was sich richtig anfühlt. Oder doch?
KI kann viel, lernt schnell, kann mit vielen Daten umgehen, sieht Zusammenhänge, bildet Hypothesen und findet Fehler, aber sie weiß nicht, was sich richtig anfühlt.
Tim Höttges, CEO Deutsche Telekom
Die Meinungen zu KI-Projekten gehen oft stark auseinander. Einige haben Angst vor Künstlicher Intelligenz. Doch ist sie begründet? Ich denke nicht, weil am Ende immer die emotionale Intelligenz des Menschen gefragt ist. Darum wird KI beispielsweise auch nie die Kerntätigkeiten einer Pflegekraft übernehmen. Sie kann die Symptome eines Patienten richtig diagnostizieren, weiß aber nicht, wie man Empathie zeigt und nach ethischen und moralischen Werten handelt. Ein Muster, das wir auf KI-Projekte im Allgemeinen übertragen können: Ohne Menschen, die ein umfassendes KI-Fachwissen besitzen und so den Kontext KI-basierter Ergebnisse richtig einordnen, lässt sich keine robuste KI-Pipeline auf Produktionsniveau erstellen und verwalten. Vor allem bei der Skalierung von kleinen Pilotprojekten auf ein unternehmensweites Anwendungsszenario braucht es Expertise.
Folgender Use Case: Fuse-AI bietet eine KI-Lösung, die Auffälligkeiten auf MRT-Aufnahmen erkennt. Doch können wir Künstlicher Intelligenz sensible Daten anvertrauen?
Um ethischen und datenschutzrelevanten Grundsätzen gerecht zu werden, gibt es Regelwerke für Unternehmen:
Neulich las ich, dass es nur 14,6 Prozent der Unternehmen gelungen ist, ihre KI-Projekte in die Produktionsprozesse zu implementieren. Sind die meisten KI-Projekte also zum Scheitern verurteilt? Mitnichten: Wer von Anfang an die richtige Konstellation aus Daten, Technologien und Expertise zusammenbringt, hat sehr gute Chancen auf Erfolg. Denn häufig scheitern KI-Projekte schon an diesen Grundlagen. Darüber hinaus kann auch die falsche Fragestellung oder fehlende Nachvollziehbarkeit den Erfolg von KI-Projekten gefährden. Um einige dieser Hürden zu senken und die Skalierbarkeit von KI zu vereinfachen, bieten wir eine KI-Plattform über die Open Telekom Cloud an, um fertige KI-Modelle direkt aus der Cloud zur Verfügung zu stellen. Und: Im Rahmen der AI Solution Factory will das PaaS Team der T-Systems 2022 eine neue KI Plattform für kundenspezifische Modelle einführen, die dann auf allen gängigen Cloud Umgebungen genutzt werden kann.
Oft ist es nur eine Frage des Blickwinkels. Drehen wir zum Beispiel diese Frage „Wie menschlich ist KI?“ mal um – „Wie künstlich ist der Mensch?“ So wird doch deutlich, dass wir schon heute mit KI leben und ihr vertrauen. Sei es bei Operationen, als Herzschrittmacher oder Prothese. KI kann echte Mehrwerte liefern, die wir ohne KI nicht erreichen würden. Auch in nie gedachten Bereichen, wie der Vollendung musikalischer Meisterwerke. Aber wieviel KI ist also erlaubt? Wo bedarf es menschlicher Regulierung? Auch wenn ich heute nicht alle Antworten weiß, so ist eins klar: Wenn wir uns an einheitliche internationale Regelwerke für die KI-Nutzung halten, können wir uns die Menschlichkeit bewahren, die es braucht, um gemeinsam mit KI, jetzt und zukünftig weitere Meisterwerke zu schaffen. Denn mit KI setzen wir auch die Grundlagen für eine nachhaltigere Zukunft – sei es durch die Optimierung der Kreislaufwirtschaft, effizienteres Energiemanagement oder auch intelligentes Monitoring von Emissionen.