Neue Arbeitnehmergenerationen stellen die etablierte Arbeitssystem- und Collaboration-Kultur bisweilen auf die Probe. Das Bereitstellen neuer „fancy“ IT-Austattung für ein effizientes Arbeiten ist nur die Spitze des Eisbergs: Für die IT-Abteilung entsteht die Herausforderung, dass die neue Welt gemeinsam mit der alten Welt gemanagt werden muss.
Es ist nicht immer nur die Digitalisierung, die unsere Gesellschaft bzw. das Arbeitsleben verändert. Manchmal ist es schlicht und einfach – und wie seit jeher – die Bevölkerungs“pyramide“ Vor 20, 30 Jahren war die Pyramide noch eine Zwiebel. Das war die „gute, alte Zeit“, in der Bewerber Hunderte von Briefmarken ableckten, um regelmäßig zwei Wochen später ein Schreiben zu erhalten, das die folgenschweren Worte enthielt: „Wir bedauern Ihnen mitteilen zu müssen …“.
2019 hat die deutsche Zwiebel ein dramatisches Fitnessprogramm hinter sich und präsentiert sich hüftgoldfrei und mit breiter Brust. Und nicht die Arbeitnehmer auf der Suche nach Arbeit sind die Bittsteller, sondern die Unternehmen suchen händeringend nach Mitarbeitern. Eine der Waffen im „War for Talent“ sind die berühmten Mitarbeiter-Benefits. Wohl dem Unternehmen, das Firmenwägen, Sportangebote, Jobtickets etc. bieten kann.
Denn knapp zwei Drittel (63 Prozent) der so genannten Generation Y legen auf solche Goodies wert. Unter Generation Y verstehen Personalexperten die Mitarbeiter der Jahrgänge 1980 bis 1994. Das ist die Arbeitnehmergruppe, die in den nächsten Jahren das Rückgrat der weltweiten Arbeitnehmerschaft bilden wird. 2020 wird jeder Zweite Berufstätige ein Y-er sein.
Sie bieten kein kostenloses Obst und keine kostenlosen Getränke im Büro, keine Sportangebote und keine Mitarbeiterrabatte? Sie meinen flexible Arbeitszeitmodelle, Home Office sowie eine moderne Arbeitsplatzausstattung reichen? Dann habe ich eine schlechte Nachricht für sie: Eine Generation, die mit Internet, Smartphone und sozialen Medien aufgewachsen ist, empfindet den letzteren Dreiklang als Hygienefaktor. Personalverantwortliche berichten von Bewerbern, die nach dem Gespräch noch „Ihren“ Arbeitsplatz sehen wollten und dann direkt und rundheraus mit dem Blick auf 2-Jahre alte Desktop-PCs absagten.
Eine zeitgemäße IT-Ausstattung kann also durchaus zum Unterschriftsfaktor werden – wenngleich ein Diensthandy mit Privatnutzung heute keine Jubelstürme mehr auslöst. Aber unter einem bestimmten Mindestmaß geht kaum mehr was. Mancherorten führt das dazu, dass die IT-Abteilung ihre Strategie für die Arbeitsplätze überdenken muss. Stattdessen bekommen die neuen Mitarbeiter dann ein Tablet, das sie sich selbst aussuchen dürfen mit Office 365 aus der Public Cloud.
Früher nannte man das Insellösung. Die Kollegen der neuen Ära bekommen ihre eigene IT-Austattung. Sie arbeiten „agil“ mit OneDrive und Teams – die anderen Kollegen bleiben außen vor. Denn die Alteingesessenen arbeiten in der alten, gemanagten Welt mit Windows 7 („Enterprise Edition“) und lokalen Office-Paketen.
Das könnte nun eine Neiddiskussion anstoßen. In der Realität ist das aber nur eines der entstehenden Probleme. Aus der IT-Brille steigt der administrative Aufwand für das Management zweier Welten deutlich an, zudem öffnet sich der Schatten-IT Tür und Tor. Was tun, wenn sich das Netzdesign nicht so einfach verändern lässt? Wie lässt sich die Situation in puncto IT-Management wieder einfangen? Oder wie können „Alte“ und „Junge“ womöglich sogar zusammenarbeiten – mit denselben Werkzeugen und denselben Applikationen?
Die Lösung liegt in der Private Cloud. Sie kann als Brücke zwischen der Public Cloud und der On-Premise-Welt fungieren. In einer Private-Cloud-Installation können dieselben Funktionalitäten wie in der Public Cloud bereitgestellt werden. Die Dynamik ist vielleicht nicht so hoch wie bei einem reinen Public-Cloud-Ansatz. Aber das IT-Management kann beide Arten von Endgeräten wieder aus einer Hand managen – mit dem Nebeneffekt, dass auch die Alteingesessenen Baby Bommer und GenX-er beim nächsten Endgerätetausch den Sprung in die neue Welt wagen können.
Wenn Unternehmen heute noch einen technischen Unterschied für ihre Nutzer machen wollen, dann könnte der in 5G liegen. Mit höheren Bandbreiten für mobile Anbindung kann die User Experience dramatisch ansteigen. Beispielsweise ist heute bei 640 x 480 Auflösung bei Skype for Business Schluss. Also nichts mit HD. 5G könnte hier einen „Höher, schneller, weiter“-Wow-Effekt produzieren – indem entweder höhere Auflösungen möglich werden oder die Videos schneller werden. Sicher – das ist in der Regel nur ein nettes Feature. Aber es ist kaum anzunehmen, dass die Generation Z (ab Jahrgang 1994) weniger anspruchsvoll ist als die Generation Y.